Suche nach Wohnraum und geregelte Beschäftigung rücken in den Fokus

Bei der jüngsten Informationsveranstaltung war das Interesse groß. Die Organisatoren hoffen, Sorgen, Ängste und Informationsdefizit abgebaut zu haben und hoffen auf weitere Unterstützung bei der Bewältigung der bevorstehenden Aufgaben. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – Wie im Verlauf der gemeinsamen Veranstaltung des Magistrats, der Flüchtlingshilfe Kronberg und des Vereins „Integration.Flüchtlinge.Kronberg“ berichtet wurde, stammen mehr als 70 Prozent der im August nach Deutschland Eingereisten aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien (44,5 Prozent), Afghanistan (11 Prozent) oder dem Irak (8,9 Prozent). Weil die Behörden deutschlandweit erst seit einigen Monaten Abschiebungen von Asylsuchenden aus als sicher eingestuften Herkunftsstaaten wie Bosnien, Herzegowina, Ghana, Mazedonien, Senegal und Serbien strikter vorantreiben, ist auch in Kronberg nicht mehr damit zu rechnen, dass Asylbewerber, die ihren Abschiebebefehl bereits in der Hand halten, noch vorübergehend untergebracht werden müssen. Die zum 6. Oktober vorliegende Statistik zur hiesigen Situation mit 20 Prozent Albanern, 19 Prozent Syrern, gefolgt von Afghanen (14 Prozent), Pakistanern (12 Prozent) und Eritreern (10 Prozent), weiteren Staaten mit unter zehn Prozent sowie 4 Prozent Serben und einem Prozent Bosniern wird sich laut Integrations-Dezernent Hans Robert Philippi demnach noch wandeln.

Bedingt durch die aktuellen Entwicklungen ist Philippi zufolge mit einem Verbleib der überwiegenden Mehrheit der Zufluchtssuchenden in Deutschland zu rechnen. 15 der aktuell in der Burgstadt lebenden Personen seien bereits anerkannt. Vor diesem Hintergrund, da stimmen Stadtverwaltung als administrativer Koordinator vor Ort und ehrenamtliche Helfer überein, muss sukzessive eine Anpassung an die jeweilige Situation erfolgen, die Veränderung der Aufgaben ist vorprogrammiert. Standen im ersten Jahr der Kronberger Flüchtlingshilfe als „Sofortmaßnahmen“ vor allem die Erstausstattung von Gemeinschaftsunterkünften, die Versorgung der Gestrandeten mit Bekleidung und Dingen des täglichen Lebens, Start der Deutschkurse als Grundlage für die später gesetzlich vorgeschriebenen Integrationskurse, Hilfestellungen bei Behördengängen, erste integrierende Maßnahmen und vieles mehr auf dem Programm, rückt, so betonte Hans-Willi Schmidt als einer der beiden Ansprechpartner der AG Integration mit Nachdruck, die Vermittlung von privatem Wohnraum und einer geregelten Beschäftigung für die anerkannten Flüchtlinge in zunehmendem Maße in den Blickpunkt.

Flüchtlinge geben etwas zurück

Schmidt verhehlte in diesem Zusammenhang die nach wie vor in Teilen der Bevölkerung vorhandenen Vorbehalte nicht, erinnerte jedoch auch an fast 60 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, und, dass es von Anfang an bei nüchterner Betrachtung nicht um die Frage gegangen ist, „ob wir Fremde bei uns aufnehmen, sondern nur, wie wir das tun.“ Die geschaffene Willkommenskultur sei einer der Schlüssel dafür, dass „viele der Flüchtlinge bereits etwas zurückgeben.“ Als Beispiel nannte Schmidt den Frühjahrsputz des Altstadtkreises oder die jüngste Begrünungsaktion an den Berliner Mauerteilen, wobei jeweils Flüchtlinge aktiv geholfen hatten. Darüber hinaus lenkte er den Blick zur rund 4.000 Einwohner zählenden Verbandsgemeinde Langenlonsheim, einer Nachbargemeinde der befreundeten Gemeinde Guldental an der Nahe, die in diesen Tagen vom Land zunächst die Nachricht erhalten hatte, eine Flüchtlingsunterkunft von bis zu 2.400 Menschen verkraften zu müssen, momentan spricht man dort noch von rund 1.000 unterzubringenden Personen. „Im Verhältnis dazu leben wir in einer für Kronberg heilen Welt!“

Damit es nach Möglichkeit auch weiterhin so bleibt, wollen sowohl der Kreis als auch die Stadtverwaltung und die ehrenamtlichen Helfer Hand in Hand arbeiten und die Arbeitsgruppen der Flüchtlingshilfe Kronberg hoffen in diesem Zusammehang auf weitere Unterstützung. „Wir rechnen mit Ihnen. Gemeinsam werden wir diese große Herausforderung schaffen“, untermauerte Schmidt.

Kontaktadressen

Nachdem in der vergangenen Woche an dieser Stelle bereits die Bankverbindung des Vereins „Integration.Flüchtlinge.Kronberg“ genannt worden war, hier noch einmal die Ansprechpartner der drei Arbeitsgruppen: Die Ansprechpartner in der AG „Sprache“ sind Heidemarie Krauss-Habel und Renate Mantel, E-Mail sprache[at]fluechtlingshilfe-kronberg[dot]de; die Ansprechpartner der AG „Wohnen“ heißen für Kleiderspenden Monika Kahl, Conny Temmen, Mirjam Schmidt, E-Mail kleiderkammer[at]fluechtlingshilfe-kronberg[dot]de, für Sachspenden sowie Wohnraum Tina Olbrich und Susanne Hassler, E-Mail wohnen[at]fluechtlingshilfe-kronberg[dot]de. Die Ansprechpartner der AG „Integration“ (Maßnahmen wie Behördengänge, Kontaktherstellung zu Vereinen, Patenschaften, Tafel, Arzt, Fahrräder und vieles mehr) sind Heidy Schonebeck und Hans-Willi Schmidt, E-Mail integration[at]fluechtlingshilfe-kronberg[dot]de. Weitere Detailinformationen finden Interessierte auf der Internetseite der Flüchtlingshilfe www.fluechtlingshilfe-kronberg.de. Die Asylbewerber mit einem positiv abgeschlossenen Verfahren erhalten im Regelfall eine Aufenthaltserlaubnis für bis zu drei Jahren und sie dürfen arbeiten. Wenn sie eine Wohnung mieten, geht der Vermieter laut Kreis, Stadt und Flüchtlingshilfe kein Risiko ein: Könne der Mieter nicht zahlen, übernehme der Landkreis beziehungsweise der Bund die Kosten.

Nach wie vor können sich Interessierte außerdem in vielfältiger Weise bei der Flüchtlingshilfe Kronberg einbringen. Eine gute Möglichkeit zur Kontaktaufnahme sowohl mit Flüchtlingen als auch mit anderen Ehrenamtlichen besteht täglich zwischen 15 und 17 Uhr in der Villa Winter. Ein weiterer Infoabend ist für Mittwoch, 4. November um 19 Uhr in der Markusgemeinde Schönberg terminiert. 



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