Trauer um Walther Leisler Kiep

Walther Leisler Kiep ist tot. Das Bild zeigt ihn auf seiner Eisernen Hochzeit im vergangenen Jahr.

Foto: Archiv

Kronberg. – Der ehemalige CDU-Schatzmeister Walther Leisler Kiep ist tot. Wie die Familie bestätigte, starb er in seinem Haus in der Burgstadt am Montagmorgen im Kreise seiner Familie nach kurzer schwerer Krankheit. Der gebürtige Hamburger gilt als einer der einflussreichsten deutschen Nachkriegspolitiker. Im Januar durfte er im engsten Familienkreis noch seinen 90. Geburtstag feiern. 2010 konnte er mit seiner Frau, Ehefrau Charlotte Kiep Goldene Hochzeit feiern. Aus ihrer Ehe, die sie in Kronberg in der Johanniskirche schlossen, sind vier Kinder entsprungen, die Söhne Michael und Walther und die Töchter Charlotte und Christiane. Charlotte Kiep, geborene ter Mer, brachte Sohn Edmund Knapp mit in die Ehe, der aus ihrer Ehe mit dem tödlich verunglückten Luftwaffenoffizier Wilhelm Knapp stammte.

Walther Leisler Kieps Leidenschaft galt Zeit seines Lebens der Politik. 1961 trat er in die CDU ein. Als Kreistagsabgeordneter konnte er zunächst Beruf und Politik unter einen Hut bringen. Ein Jahr später folgten Kandidatur und Wahl in den Bundestag. Am 30. November 1974 entging Kiep knapp einem Mordanschlag, als auf seinem Privatgrundstück in Kronberg Pistolenschüsse auf ihn abgegeben wurden. Kiep konnte den auf die Tür seiner Sauna abgefeuerten drei Schüssen entgehen und die Polizei alarmieren. Ermittlungen in Richtung Rote Armee Fraktion wie auch in das private und politische Umfeld Kieps blieben ergebnislos. 1976 wurde er niedersächsischer Finanzminister, vier Jahre später Bundesschatzmeister der CDU und Unterhändler für schwierige außenpolitische Missionen. Auch im Bundestag machte er sich einen Namen als Außenpolitiker und war viele Jahre Vorsitzender der Atlantikbrücke. Kiep kam auch eine Schlüsselrolle beim Zustandekommen der deutsch-deutschen Städtepartnerschaft zwischen Kronberg und Ballenstedt im Harz zu. Zu beiden Orten hatte Dr. Walther Leisler Kiep ganz besondere Beziehungen. In Kronberg war sein Zuhause, in Ballenstedt steht das Haus seines Großvaters, Walther vom Rath. Der CDU-Politiker ist des Weiteren Neffe des Diplomaten Otto Carl Kiep, der sich dem Nationalsozialismus widersetzte und deshalb am 26. August 1944 gehängt wurde. Noch heute gibt es in Ballenstedt eine Otto-Kiep-Straße und die Kiep‘sche Villa. Das Anwesen wurde 2009 zu einer Seniorenresidenz ausgebaut. Die politische Karriere brachte eine notwendige rege Reisetätigkeit mit sich, sodass die Herausforderungen, die mit einer großen Familie verbunden waren, überwiegend von Ehefrau Charlotte gestemmt wurden. Ihre Goldene Hochzeit nahm das Paar zum Anlass, die „Otto-C.-Kiep-Stiftung“ zu gründen, mit deren Hilfe Bedürftigen in Kronbergs Partnerstadt Ballenstedt geholfen wird. Diese Stiftung bildet sozusagen das dritte Standbein einer bereits bestehenden Stiftung, die 1975 nach dem Tod ihres Sohnes Michael, der Journalist werden wollte, ins Leben gerufen wurde, um jungen Journalisten einen dreimonatigen USA-Aufenthalt zu ermöglichen. Nach der Wende wurde der Stiftungszweck insofern erweitert, dass nun auch Studenten der Bergakademie Freiberg die Möglichkeit bekommen sollten, die ehemalige DDR zu besuchen, um Kontakte zu knüpfen und Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.

Umstritten war Kiep wegen seiner Rolle in der CDU-Spendenaffäre. 1991 hatte er gemeinsam mit dem CDU-Finanzberater Horst Weyrauch vom Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber in der Schweiz eine Spende über eine Million Deutsche Mark entgegen genommen. Er wurde damals festgenommen. Verurteilt wurde er 2001 allerdings zu einer Geldstrafe wegen einer privaten Steuerhinterziehung sowie 2004 dann wegen einer Falschaussage vor dem Parteispenden-Untersuchungsausschuss.

Noch im hohen Alter war Kiep mit all seinem Wissen ein gefragter Mann, reiste häufig ins Ausland und hielt Vorträge. In den letzten Jahre war es infolge gesundheitlicher Probleme ruhig um ihn geworden. (mw)



X