Kronberg (pf) – Vier „alte Schlachtrösser“, wie der SPD-Stadtverordnete Thomas Maurer sie etwas respektlos, aber dennoch treffend nannte, trafen am Sonntagvormittag in den Kronberger Lichtspielen auf eine „Urgewalt“ – das im wahrsten Sinne des Wortes Frankfurter Kabarett-Schwergewicht Bäppi La Belle. Die Kulturmatinee hatte sich der SPD-Ortsverein ausgedacht, um Wilhelm Kreß, 36 Jahre Kommunalpolitiker und davon 18 Jahre lang Bürgermeister der Stadt, Peter Stuckenschmidt, 25 Jahre lang Stadtverordneter, davon die meiste Zeit Fraktionsvorsitzender, Günter Budelski, 19 Jahre lang Stadtrat und auch in der Gewerkschaft, im Sport- und Vereinsleben vielfältig engagiert, und Hildegard Klär, Landtagsabgeordnete, Unterbezirksvorsitzende und Vorsitzende der Europa Union, zu ehren. Sie alle hatten oder haben dieses Jahr runde Geburtstage. Und da sie sich, allen voran Peter Stuckenschmidt, während ihrer aktiven politischen Zeit ganz besonders um Kultur und die kulturelle Vielfalt in der Stadt verdient gemacht haben, war die Kulturmatinee mit Bäppi La Belle sozusagen ihr Geburtstagsgeschenk.
Der fühlte sich, selbst SPD-Mitglied, unter den Gleichgesinnten sichtlich wohl, wenn er auch gleich zu Beginn meinte, ein großer Roter sei ja gerade von uns gegangen – Winnetou, für den seine Schwester gestorben wäre. Als kürzlich Winnetous Mörder Rik Battaglia starb, habe seine Schwester noch gejubelt. „Und jetzt sind sie beide tot, so schnell geht das.“
Das sagte Bäppi allerdings nicht auf Hochdeutsch, sondern auf Hessisch, der Sprache, die zu ihm gehört und die er beherrscht wie kein Zweiter. Hessisch, erklärte er denn auch gleich zu Beginn in einer Anekdote, ist die Sprache Gottes. Denn als der Herr damals die Dialekte verteilte, ging der Hesse leer aus, worüber er bitterlich weinte. Aber Gott Vater tröstete ihn: „Dann babbelste halt wie ich.“
Im Babbeln, der wie wir nun wissen himmlischen Sprache, erwies sich Bäppi als unschlagbar. Mit blitzschnellen Gedankensprüngen kam er von Hölzchen auf Stöckchen, vom „Blauen Bock“ und Heinz Schenk auf die Showmaster vergangener Fernsehzeiten und auf die Fassenacht, die er sich als Kind nicht nur im Fernsehen immer habe anschauen müssen, sondern auch live in der Turnhalle Griesheim bei der Prunksitzung des GKC Nasenbären, bei denen sein Vater aktiv war. „Das war Kindesmisshandlung“, stellte er klar, zumal er als kleiner Bub auf Anordnung des Vaters bei einem der kältesten Faschingsumzüge aller Zeiten vorneweg die Fahne des GKC Nasenbären habe tragen müssen. Dass er vom Fassenacht-Hasser dennoch im Laufe der Jahre selbst zum aktiven Fassenachter wurde, habe sein Vater auf seiner Wolke im Himmel sicherlich mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Davon zeigte sich Bäppi fest überzeugt.
Neben Heinz Schenk, dem hessischen Showmaster schlechthin, hatte Bäppi auch Heinz Erhardt im Gepäck und die unvergessene Familie Hesselbach, die er alle drei mit Gedichten und Geschichten zu Wort kommen ließ. Zwischendurch aber fielen ihm immer wieder andere Anekdoten ein, wobei eine Pointe die andere jagte. Zum guten Schluss ließ Bäppi auch noch Loriot zu Wort kommen mit einem Gedicht, das zwar zugegebenermaßen nicht zur Jahreszeit passt, aber ohne das bei ihm niemals ein Auftritt zu Ende geht – das Gedicht „Advent“.
Nach diesem Zwerchfell erschütternden Abschluss übernahmen Christoph König, Ulrich Heinecke und Wolfgang Haas die Aufgabe, die Geburtstagskinder zu ehren und zu beschenken. Für Wilhelm Kreß und Günter Budelski hatten sie neben anerkennenden Worten jeweils eine Willy Brandt-Medaille, die höchste Auszeichnung der SPD, dabei. Für Peter Stuckenschmidt und Hildegard Klär, die diese Auszeichnung bereits besitzen, hatten sich die Genossen etwas anderes ausgedacht. Peter Stuckenschmidt bekam eine Museumsufer-Card, mit der er ein Jahr lang alle Frankfurter Museen besuchen kann, und Hildegard Klär Wein, den sie demnächst, wie sie verkündete, mit Freunden genießen will.