Kronberg (war) – Der Brauch, zum Gedenken an die Geburt Christi einen immergrünen Weihnachtsbaum im Haus oder im Freien aufzustellen, hat sich vom deutschsprachigen Raum aus im Laufe der letzten Jahrhunderte weltweit durchgesetzt. Zugegebenermaßen schmückten bereits die alten Römer und Germanen neben anderen Völkern zum Jahresende hin gerne ihre Behausungen mit Zweigen immergrüner Pflanzen wie Lorbeer, Eibe oder Mistel. Die grünen Gewächse sollten die Unsterblichkeit der Natur in der kalten und lebensfeindlichen Winterzeit symbolisieren.
Die frühste Erwähnung eines Weihnachtsbaums in Deutschland nahm lange Zeit Freiburg im Breisgau für sich in Anspruch. Dort soll die Bäckerzunft bereits 1419 einen Baum mit süßen Naschereien, Nüssen und Früchten geschmückt haben, welche die Kinder abschütteln durften. Diese Behauptung ist jedoch quellenmäßig nicht belegbar. Geografisch gesehen nicht weit davon entfernt hält ein Eintrag aus dem Jahr 1521 in einem Rechnungsbuch aus dem elsässischen Schlettstadt (heute französisch Sélestat) fest: „Item 4 schillinge dem foerster die meyen an sanct Thomas tag zu hieten.“ Mit „meyen“ sind Bäume gemeint und der Thomastag ist der 21. Dezember, an dem die Wintersonnenwende stattfindet. Die Quelle besagt demnach, dass der Förster Lohn für das Hüten des Waldes erhielt, damit am Thomastag keine „Weihnachtsmeien“ (= Weihnachtsbäume) illegal geschlagen wurden. Zu dieser Zeit wurde das Aufstellen von Weihnachtsbäumen noch als heidnischer Brauch gesehen, der von kirchlicher Seite verpönt und damit verboten war. Der Weihnachtsbaum setzte sich neben dem im 19. Jahrhundert aufkommenden Adventskranz zunächst primär in protestantischen Gegenden durch, während die Katholiken an ihrer Krippe festhielten. Im Vatikan genehmigte erst 1982 der aus Polen stammende Papst Johannes Paul II einen Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz. Praktischerweise reißen sich seitdem einzelne Nationen darum, den Baum nach Rom liefern zu dürfen. So waren im letzten Jahr wieder einmal unsere Nachbarn aus Bayern an der Reihe, Ende November einen Baum aus der Oberpfalz über die Alpen in die italienische Kapitale bringen zu dürfen. Diesbezüglich bestehen jetzt keine konfessionellen Abgrenzungen mehr, so dass zumindest in puncto Weihnachtsbaum die Ökumene perfekt gelungen scheint.
Vor dem Weißen Haus in Washington erfreut seit 1891 ein großer Baum die Augen der Vorbeigehenden. 9 Jahre zuvor erhielt der erste Baum in den USA bereits elektrischen Kerzenschmuck. Für den Londoner Trafalgar-Square liefern die Norweger seit 1947 einen stattlichen Baum, um an die Waffenbrüderschaft der beiden Nationen gegen Nazi-Deutschland im zweiten Weltkrieg zu erinnern. Das zeigt, dass ein Weihnachtsbaum auch sehr politisch sein kann.
Doch nun zurück zur Geschichte des Weihnachtsbaums: Eine im Würzburger Staatsarchiv aufbewahrte Quelle beurkundet im unterfränkischen Stockstadt, das damals zum Bistum Mainz gehörte, für das Jahr 1527 ein „weiennacht baum“. Ob dieser wirklich als Weihnachtsbaum im heutigen Sinne verwendet wurde bleibt jedoch fraglich, denn die Quelle macht hierüber leider keinerlei Angabe. Genauso gut könnte der Baum als in der Weihnachtzeit geschlagen letztlich für profane Zwecke (z.B. als Bau- oder Brennholz) Verwendung gefunden haben. Immer wieder gerne zitiert: 1539 wird ein Weihnachtsbaum im Straßburger Münster erwähnt. Mittlerweile wird die Richtigkeit dieser Behauptung jedoch angezweifelt, weil die Bäume anfänglich wohl nur in Zunfthäusern aufgestellt wurden. Seitens der Kirche waren Weihnachtsbäume damals, wie bereits erwähnt, hingegen unerwünscht. In der badischen Reichsstadt Gengenbach auf der anderen Rheinseite scheint dieser Brauch gerne aufgegriffen worden sein, denn eine dort überlieferte Lohnrechnung aus dem Jahr 1576 besagt, dass der Förster einen „Wiehnachtsbaum uf die Ratsstuben“ gebracht hatte. 1605 heißt es erneut aus dieser Gegend: „Auff Weihnachten richtet man Dannenbäume zu Straßburg in den Stuben auf. Daran henket man Roßen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Aepfel, Oblaten, Zischgold und Zucker“. Doch schon rund vier Jahrzehnte später hatte der bekannte, am Straßburger Münster tätige Prediger mit dem bezeichnendem Namen Conrad Dannhauer die Nase voll von diesem Brauch, wie seinem um 1642 veröffentlichten Pamphlet zu entnehmen ist: „Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begehet, ist auch der Weihnachts- und Tannenbaum, den man zu Hause aufrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt, und ihn hernach abschüttelt und abblühen lässt. Wo die Gewohnheit herkommt, weiß ich nicht, es ist ein Kinderspiel.“ Die erwähnten Zitate legen den Schluss nahe, dass das Gebiet am Oberrhein zu dieser Zeit zweifelsohne ein „Hotspot“ für Weihnachtsbäume gewesen sein muss.
Andererseits beanspruchen sowohl das lettische Riga als auch das estländische Tallin den Weihnachtsbaum „erfunden“ zu haben. So behaupten die Bürger Tallins von sich, dass hier bereits 1441 an Weihnachten ein Baum vor dem Rathaus aufgestellt worden war, um vor ihm zunächst zu tanzen und ihn später zu verbrennen. Das hinderte die Anwohner Rigas nicht daran im Dezember 2010 den 500. Jahrestag des ersten Weihnachtsbaums in der lettischen Hauptstadt zu feiern und per Gedenktafel zu dokumentieren. Aber als richtiger Baum kam er dann wohl doch nicht daher. Er bestand wohl vielmehr aus einer hölzernen Pyramide, die mit Trockenblumen, Früchten und sonstigen Schmuckwerk verziert worden war. Zum Jahresende ging der „Baum“ dann wie in Tallin in Flammen auf. Auf jeden Fall streiten sich die beiden Metropolen schon jahrelang heftig darüber, wer wohl wirklich den erstmalig bezeugten Baum in Osteuropa aufgestellt hat.
Verbreiten konnte sich der Weihnachtsbaum jedoch erst ab dem 18. Jahrhundert. Da Nadelbäume zu dieser Zeit in den deutschen Mittelgebirgen selten waren, konnten sich zunächst nur wohlhabende Kreise wie Adelige, vermögende Bürger und hohe Beamte einen Tannenbaum leisten. So beschreibt unser immer wieder gern zitierte Dichterfürst Goethe in seinem Bestseller „Die Leiden des jungen Werthers“ einen „aufgeputzten Baum“ zur Weihnachtszeit mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln. Nebenbei soll Goethe angeblich den Weihnachtsbaum 1785 an den Weimarer Hof gebracht haben. Sein Kollege Friedrich Schiller hielt es ähnlich, als er 1789 seine Ehefrau in einem Brief vorab darum bat, einen „grünen Baum“ an Weihnachten in ihrem Domizil in Weimar aufzustellen. Damals sehr bekannte und gern gelesene Schriftsteller wie Johann Peter Hebel oder E. T. A. Hoffmann hielten wenig später den Weihnachtsbaum ebenfalls literarisch fest und förderten somit seinen Bekanntheitsgrad. Eine andere wichtige „Werbeschiene“ zu dieser Zeit für den Weihnachtsbaum waren die oftmals europaweit untereinander verwandten und befreundeten Adelshäuser. Kein Wunder also, dass in den 1840er-Jahren Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha als Ehemann der britischen Queen Victoria den „X-Mas-Tree“ aus seiner Heimat mit ins vereinigte Königsreich brachte. Aber erst im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte sich der Weihnachtsbaum in der breiten Bevölkerung als zentrales „Weihnachtssymbol“ endlich durch.
Seitdem in speziellen Schonungen in großer Stückzahl „produziert“ sank dessen Preis immer mehr, um schließlich auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich zu werden. Aktuell werden alleine in Deutschland jedes Jahr schätzungsweise zwischen 25 bis 30 Millionen Bäume in der Vorweihnachtszeit vertrieben, die größtenteils im Land heranwachsen. Rund 10.000 Arbeitsplätze hängen immerhin gemäß „Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger und Schnittgrünerzeuger“ davon ab.
Eindeutiger Favorit ist seit Jahren die ursprünglich im Kaukasus beheimatete Nordmanntanne, benannt nach dem 1803 geborenen Finnen Alexander von Nordmann, der diese Tannenart populär machte. Ihre besonderen Vorteile sind gleichmäßiger Wuchs mit dicht angeordneten, glänzend-dunkelgrünen, nicht stechenden Nadeln. Folgende Tipps gibt der Bundesverband für den Weihnachtsbaum: Baum nach Kauf sonnen- und windgeschützt sowie kühl lagern. Stamm durch Eintauchen in Wasser vor Austrocknung bewahren. Baum einen Tag vor dem Schmücken im Zimmer aufzustellen, damit die Äste wieder in die „richtige“ Position kommen. Baum mit Netz in Ständer stellen und dann Netz von unten nach oben aufschneiden. Ein etwa 2 Meter hoher Weihnachtsbaum benötigt bis zu 2 Liter Wasser am Tag. Daher Baumständer mit Wasserreservoir nehmen. Stamm vor Aufstellen 2 bis 3 Zentimeter frisch anschneiden und täglich gießen. Baum wegen Gefahr vorzeitigen Nadelns weit genug entfernt von Heizquellen aufstellen.