Aquarelle von Doris Fuchs laden ein zum Dialog

Doris Fuchs fängt in ihren Bildern mit wohl gesetzten Akzenten und delikaten Farben das Charakteristische einer Landschaft ein. Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Kleine Kostbarkeiten nennt die Kunsthistorikerin Dr. Ursula Grzechca-Mohr die Aquarelle von Doris Fuchs, die derzeit im Ausstellungsgang des Altkönig-Stifts zu sehen sind. Blumen, Landschaften, Impressionen – mit subtil aufeinander abgestimmten Farben fängt die Künstlerin mit wenigen, aber wohl gesetzten und kalkulierten Pinselstrichen das Wesentliche ihres Sujets ein.

Aquarellmalerei unterscheidet sich von allen anderen Maltechniken wie Öl-, Acryl- oder Temperamalerei, weil bei ihr jeder Pinselstrich sitzen muss. Man kann nichts korrigieren. Und der Untergrund, das weiße Papier, spielt eine wichtige Rolle. Man muss vorher genau wissen, wo man Farben aufträgt, Akzente setzt, das Papier durchschimmern oder für sich wirken lässt. Und man muss wissen, wann man aufhören muss. „Ein vollgemaltes Bild ist ein totes Bild“, erläuterte die Künstlerin. „Die Bilder sind nie fertig“, zitierte sie bei der Vernissage ihrer Ausstellung am Dienstagnachmittag einen ihrer Lehrer, „aber ein Strich zu viel und sie sind kaputt.“

Seit 1998 malt die in Bad Soden lebende Künstlerin inzwischen Aquarelle und hat in dieser Technik eine Fertigkeit erlangt, die es ihr erlaubt, nicht nur Blumen oder Landschaften abzubilden, sondern das jeweils Charakteristische sichtbar zu machen, Atmosphären einzufangen, das für eine bestimmte Landschaft, Tages- und Jahreszeit typische Licht wiederzugeben, Tiefe zu schaffen.

„Viele Jahre Erfahrung haben ihre Handschrift verändert, sie nimmt immer mehr das Zepter in die Hand“, so formulierte es Dr. Grzechca-Mohr. Denn bei der Aquarellmalerei muss jeder Pinselstrich, jeder Verlauf der flüssigen Farbe auf dem Papier vorausgesehen und eingeplant werden. Im Freien zu malen, erklärte Doris Fuchs, sei daher ihre Sache nicht. Die Sonne brenne aufs Papier und lasse die Aquarellfarben zu schnell trocknen oder der Wind blase die noch feuchte Farbe weg. Sie male daher lieber im Atelier anhand der Skizzen und Fotografien, die sie bei ihren Reisen in viele Länder der Erde anfertigt.

„Man muss ein Bild nicht fertig malen“, sagte die Kunsthistorikerin. „Es kommt darauf an, bewusst aufzuhören – dann kommt die Fantasie des Betrachters mit ins Spiel. Er tritt in einen Dialog mit dem Künstler.“ Und sie empfahl den Besuchern der Ausstellung, sich immer wieder beim Betrachten Zeit zu lassen, sich in die Bilder zu vertiefen, sie auf sich wirken zu lassen. „Es lohnt sich,“ meinte sie. „Es ist gewonnenes Sehen und es weckt eigene Erinnerungen.“

Doris Fuchs ist seit vielen Jahren Mitglied in der „Sodener Kunstwerkstatt“ und im Künstlerbund „Sodener Kreis“. Am liebsten, erzählte sie, male sie in der Gruppe. Themen seien dabei nicht vorgegeben, aber am Anschluss ans Malen werden alle Bilder besprochen, beurteilt und kritisiert. „Das erfordert Mut“, weiß Dr. Grzechca-Mohr. Gegenseitige Kritik bringe aber auch weiter und rege an, es immer wieder neu zu wagen.

Den Altkönig, den sie als Bad Sodenerin ebenso wie die Kronberger und Oberhöchstädter immer vor Augen hat, habe sie schon viele Male versucht zu aquarellieren, die jeweilige Stimmung festzuhalten, das Licht und die zu jeder Jahreszeit andere Beleuchtung, sagte Doris Fuchs. „Aber richtig gelungen ist es mir bis heute nicht“, bekannte sie. Aber sie wird es sicher weiter versuchen. Denn bei den Aquarellen, die noch bis zum 20. März täglich im Altkönig-Stift zu sehen sind, ist es ihr schließlich auch gelungen – höchst eindrucksvoll und meisterlich.



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