Ergebnisse der Projektwoche zeigten Spaß und Freude am Entdecken

Kreativität war, neben dem Umgang mit Hammer und Säge, auch in der Holzwerkstatt gefragt: Hier ist eine Klangmurmelbahn entstanden. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Wer vergangenen Freitag, am Präsentationstag der Projektwoche in der Grundschule Schöne Aussicht im Stadtteil Oberhöchstadt über den Schulhof lief, der traute seinen Augen nicht: Wo man ging und stand, Kinder mit dicken Kopf- und Armverbänden. Glücklicherweise hatten sie sich jedoch nicht wirklich verletzt, sondern einen der heiß begehrten Probeverbände von Gregor Demel vom Malteser Hilfsdienst/Kathastropendienst persönlich angelegt bekommen. Demel, dessen Sohn in die Grundschule Schöne Aussicht geht, hatte in der Projektwoche, die die Schule alle zwei Jahre im Wechsel zum Sommerfest durchführt, selbst ein Projekt angeboten, nachdem ihm aufgefallen war, dass Rettungswagen oder Polizeiautos auf die Grundschülern eine große Faszination ausüben. Entsprechend der aktuellen Themen im Fernsehen hatten die Schüler, die sich je nach Interesse in eine der 14 angebotenen Gruppen einwählen konnten, unter anderem die Aufgabe, eine „Flüchtlingsunterkunft“, zu errichten. Der Titel des Projekts lautete „Richtig – helfen – aber wie“ und so übten die Kinder unter seiner fachlichen Anleitung ausführlich, einen Notruf richtig abzusetzen. Dazu wurde auch ein kindgerechter Film über einen Unfall gezeigt. Demel weiß aus Erfahrung, wenn die Kinder in jungen Jahren lernen, wie man richtig hilft, dann verfallen sie weniger in Panik im Notfall, sondern bleiben ruhig und wissen was zu tun ist. Auch mögliche Berührungsängste beispielsweise mit der Polizei als Freund und Helfer, den man im Notfall kontaktieren kann und der einen eben nicht nur verhaftet, wenn man etwas verbrochen hat, wurden abgebaut, in dem ein Polizeibeamter aus Königstein einen Tag zu den Kindern in die Schule kam und über seine Arbeit berichtete. Mehr oder weniger erfolgreich übten sich die Nachwuchshelfer schließlich sogar im Bau einer Notunterkunft. „Sie haben eine Zeltkonstruktion aus Plane, Kabelbindern, Bambusrohren und Klebeband gebaut“, erzählt der Vater, der begeistert, aber auch geschafft auf die Projektwoche zurückblickt. „Zunächst sah es eher aus wie ein Wigwam, indem eindeutig zu wenig Platz war.“ Beim zweiten Mal gelang es, ein größeres Dach als Schutz gegen Sonne und Regen zu bauen, allerdings war es nicht so stabil, wie die Kinder gehofft hatten. Die Schulleiterin Kerstin Iller-Seegebarth freute sich über das breitgestreute auch ehrenamtliche Engagement genauso wie über die kreativen Kolleginnen. So hatten beispielsweise weitere Eltern, in diesem Fall mehrere Mütter, ein Kochprojekt angeboten und der Förderverein der Schule hatte es möglich gemacht, dass ein Theaterpädagoge in die Schule kam, der gemeinsam mit einer Gruppe von Schülern Geschichten erfand und szenisch umgesetzte. Die Kinder in dem Kochprojekt waren für eine Woche „kleine Selbstversorger“, lernten aber auch Servietten zu falten und erstellten ein kleines Rezeptbüchlein. Für den Präsentationstag am Freitag hatten sie fleißig Kuchen gebacken, der verkauft wurde. Wie die Lehrerin Katharina Paganetti berichtete, blieben die Kinder der ersten Klassen unter sich und beschäftigten sich mit dem Thema „afrikanische Tiere“. „Es wurden Elefanten genäht, Zebras gedruckt, aus Ton Tiere gebastelt und ein Zoo-Memory hergestellt. Die Ideen holten sie sich vorab am Montag im Opel-Zoo“, erzählt sie. Außerdem wurden Filme geschaut, Bücher gelesen und mit Zootieren gespielt. Eine andere Projektgruppe studierte einen afrikanischen Tanz ein, wofür auch die Requisiten und Kostüme hergestellt wurden. Am Abschlusstag erfreuten die „afrikanischen Tänzer“ die Eltern, bei einem schwungvollen Tanz und forderten bei einem zweiten Tanz alle Zuschauer auf, mitzumachen. Natürlich zeigte auch die Theatergruppe, was sie über das Theaterspielen gelernt hatte. Eine andere Gruppe hatte sich die Tage im Wald aufgehalten, war viel gewandert und hatte dabei geheimnisvolle Orte, Pflanzen, Bäume und Tiere kennengelernt. Einige Schüler konnten einen „Werkzeugführerschein“ machen und viele Erfahrungen beim Arbeiten mit Holz sammeln. Auch die olympischen Spiele 2016 kamen nicht zu kurz. Hier beschäftigten sich die Schüler mit allem Wissenswerten über die Spiele, außerdem über das Herkunftsland und über das diesjährige Gastgeberland. Mit all diesen Informationen erstellten sie ein „Lapbook“.

Äußerst kreativ waren die Künstlerinnen und Künstler, die gemeinsam mit der Lehrerin Aylisha Herzberger aus Stühlen mit Hasendraht, Zeitungen und jeder Menge Kleister und Farbe Tiere gestaltet hatten. Zwei Giraffen, ein Flamingo, eine Katze, eine Eule, ein Eisbär und ein Leopard standen nun plötzlich anstelle der Holzstühle im Klassenzimmer. Lehrerin Herzberger war selbst baff, wie hingebungsvoll und mit welchem Durchhaltevermögen die Kinder in das Kunstprojekt eingestiegen sind. Gemeinsam, also klassenüberreifend, gelang es ihnen, den entsprechenden Tierkörper aus dem Draht zu formen. „Die Umsetzung erforderte eine große Vorstellungskraft und in allen Phasen ganz viele Absprachen unter den Kindern. Es ist wirklich toll, wie sie hier selbstständig in der Gruppe zusammengearbeitet haben“, freut sie sich. Erst beim Kleistern in der Sonne auf dem Schulhof habe die Konzentration etwas nachgelassen, doch am Ende konnten alle stolz über ihre fantasievollen Tiere sein, die innerhalb dieser Woche entstanden sind und die nun auch die Schule schmücken sollen. Es war eine „gelungene Woche, die allen Beteiligten Spaß gemacht hat und eine willkommene Unterbrechung in diesem langen Halbjahr darstellte“, sind sich am Ende der Woche Lehrer, Schulleitung und vermutlich auch die Eltern einig.

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