Leserbrief

Aktuell

Unser Leser Manfred Kuhn, Schöne Aussicht, Kronberg-Oberhöchstadt, schreibt zum Thema „Stadtmöblierung“ (Leserbriefe) Folgendes: Mit einiger Verwunderung – besser Befremdung – habe ich die Diskussion im Kronberger Boten zu der neuen Altstadt-Möblierung gelesen. Geschmäcker sind verschieden! Das war so, das ist so und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Wichtig ist, dass Formgebung, von der Motivation getrieben ist: „form follows function“. Insofern gratuliere ich der Stadt Kronberg aufrichtig zu der Entscheidung für die jüngst installierte Stadtmöblierung in Form von Bänken, Tischen und Bank-Tischen. Sie sind subjektiv betrachtet „ein Wurf“: echt, massiv, einfach – einfach toll. Übrigens zur kritisierten Farbigkeit möchte ich zu bedenken geben, dass Holz altert und sein Bild mit der Zeit ins Dunklere verändert. Für meine Beurteilung möchte ich die Gründe kurz darstellen. Alle Welt sucht bei der Vermarktung ihrer Angebote händeringend nach Positionierungen, die merkwürdig sind und Alleinstellung haben. Idealerweise mit einer sogenannten „unique selling proposition“ (USP). (Ja, ich komme aus der Werbung. Ja, ich habe für Braun auch arbeiten dürfen, als Junior. Ja, mein damaliger Arbeitgeber hat die Weckuhrenfilme von Braun in die Welt

getragen, preisgekrönt). In der heutigen Zeit ist das „verdammt“ schwer, da im Grunde „alles schon mal da war“. Denkt man zumindest. Die Holzobjekte in der Altstadt, und so nenne ich sie bewusst, habe ich in der Form noch nirgends gesehen. Und mit nirgends meine ich nicht den Hochtaunuskreis oder das Gebiet FrankfurtRheinMain.

Zugegeben habe ich nicht die gesamte Welt ständig präsent, einen großen Teil der Hotspots besuche ich allerdings regelmäßig. Die sollte man kennen, wenn man sich an die Öffentlichkeit wendet, um sich zu der Gestaltung von Dingen zu äußern. Kronberg war außerordentlich mutig, eine Entscheidung wie diese zu treffen. Obwohl sie nichts anderes getan hat, als das Designverständnis der in Kronberg nicht ganz unbekannten Firma Braun in der Altstadt zu etablieren und damit fortgeführt hat. „Zukunft braucht Herkunft“, bemühe ich immer dazu. Ein logischer Schritt, jedoch ein unbequemer. Da sofort die Diskussionen über „schön“ am Start sind. Der „Schneewittchensarg“ von Dieter Rams ist eine weltweit geschätzte Design-Ikone. Braun hat damit Weltgeltung erlangt. Kronberg ist auf dem Weg dahin. Der Weg ist das Ziel, und damit können wir uns alle glücklich schätzen, diesen Weg begleiten zu dürfen. „Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher“, dieser Tipp kommt von Albert Einstein. Kronberg hat mit der Altstadtmöblierung das Tor zu einer internationalen Karriere weiter aufgemacht. Kronberg Academy, Casals Forum ... Die Zeit schreitet fort. Nein, Irrtum, sie rennt. Wenn uns vor 20 Jahren einer erzählt hätte, dass Gidon Kremer im Elefantenhaus des Opel-Zoos ein Konzert gibt, was hätten wir dem wohl erzählt?

Normalerweise wird eine Entscheidung für solch mutige Objekte fast immer von einer Einzelperson getroffen. Hier war es ein Gremium mit unterschiedlichsten Zielsetzungen, Meinungen und Motivationen, die Stadtverwaltung. Unsere gewählten Vertreterinnen und Vertreter. Sie belegen eindrucksvoll, dass nicht nur Hartmut in der Lage war, den Frankfurtern zu zeigen, was ein echter Kronbürger ist. Chapeau.



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