Theresia Schweiß aus Haslach im Schwarzwald stellt derzeit ihre Gemälde im Altkönig-Stift aus.
Fotos: Wittkopf
Kronberg (pf) – „Meine Lieblingsfarbe ist bunt“, verkündet Theresia Schweiß und lacht. Malen ist ihre Leidenschaft. Schon in frühester Kindheit war kein leeres Blatt vor ihr sicher, denn Malblöcke gab es in ihrem Elternhaus nur zu besonderen Gelegenheiten. Erste Motive waren Frauen aus Katalogen, die sie immer wieder nachmalte. Ihr Talent blieb bereits während ihrer Schulzeit nicht unentdeckt. Wenn es besondere Ereignisse in ihrem Heimatort im Kinzigtal, im mittleren Schwarzwald oder in der Region gab, wurde sie von ihren Lehrern vom Unterricht befreit und durfte eine Woche lang die Tafeln in den Schulen bemalen. Derzeit präsentiert sie ihre Bilder im Altkönig-Stift.
„Farben und Körper“ hat sie als Titel für ihre Ausstellung gewählt. Es sind lebhafte, kräftige Farben in allen Tönen des Regenbogens, mit denen sie malt, Acrylfarben und Farben, die sie aus Pigmenten und Leinöl selbst mischt und die dadurch eine besondere Leuchtkraft haben. Farben, die fröhlich machen und Figuren, die manchmal ein wenig an Karikaturen erinnern und ihren ausgeprägten Sinn für Humor verraten.
Theresia Schweiß kam 1951 auf einem Bauernhof im Haslacher Stadtteil Bollenbach als zweites von vier Geschwistern zur Welt. Was sich so idyllisch anhört, Kindheit auf einem Bauernhof im Schwarzwald, war harte Arbeit, zumeist Handarbeit. Der Vater war versehrt aus dem Krieg zurückgekehrt. Er hatte ein steifes Knie und das Gelände, das von der Familie bewirtschaftet und auf dem Getreide angebaut wurde, war steil. Auf dem Hof gab es Kühe, Schweine und ein Pferd, das bei der Arbeit am Berghang eingesetzt wurde.
Sie besuchte die Volksschule bis zur achten Klasse. Die Realschule durfte die Bauertochter nicht besuchen. Aber sie war intelligent, zielstrebig, fleißig und wollte weiterkommen. Nach zwei Jahren im Lebensmittelgeschäft ihres Heimatdorfs, das dann geschlossen wurde, brachte sie sich alles erforderliche Wissen für die Prüfung zur Einzelhandelskauffrau selbst bei, die sie vor der Industrie- und Handelskammer ablegte und mit Bravour bestand. Als Beste ihres Jahrgangs wurde sie dafür mit einem Preis ausgezeichnet. Als die DAK in Haslach eine Mitarbeiterin suchte, bewarb sie sich und wurde angestellt. Insgesamt 40 Jahre lang war sie für die Krankenkasse tätig, davon 30 Jahre in führender Position in Offenburg.
Während ihrer Berufstätigkeit beschränkte sich das Malen auf die knapp bemessene Freizeit. Sie besuchte einzelne Kurse, lernte bei einer Künstlerin in Haslach Bauernmalerei, Aquarell und Druckgrafik. Erst nach ihrer Pensionierung 2009 begann sie wieder mit Leidenschaft zu malen, zunächst im „offenen Atelier“ der örtlichen Künstlerin Beate Axmann. Danach schloss sie sich der Ateliergruppe „MalZeit“ an, die sich regelmäßig in einer ehemaligen Bäckerei in Bollenbach zum gemeinsamen Arbeiten trifft. Sie besuchte Kurse an der Allgäuer Kunstakademie bei Kempten, nahm Unterricht in Einzelseminaren und entwickelte ihre Technik stetig weiter. Bevorzugte Motive sind Frauendarstellungen und abstrakte Bilder, für die sie manchmal Fundstücke aus der Natur wie Baumrinden verwendet, die sie von ihren Spaziergängen im Schwarzwald mitbringt. Ihre Frauengestalten wie die „drei Grazien“, „Balletttänzerinnen“, der „Vamp auf dem Barhocker“, die „strenge Lady“, die üppige Konditoreibesucherin, die ihren Kuchen „aber bitte mit Sahne“ liebt, oder die drei „Dorfschönheiten“ bestechen und bezaubern durch die treffenden Charakterstudien und die humorvollen Darstellungen.
Die Ausstellung mit den Gemälden von Theresia Schweiß ist bis zum 12. April geöffnet und täglich im Ausstellungsgang und in den Vitrinen im Altkönig-Stift zu sehen.