Schönberg (ks) – Mit der Wahl des Themas „Mensch, Du hast Recht (e)!“ bewies das Schönberger Forum kürzlich ein besonders glückliches Händchen. So hätte man zu keiner Zeit einen besseren Ort für die Aufarbeitung der Menschenrechts-Thematik finden können: Nur wenige Tage zuvor hatte sich die Evangelische Markus-Gemeinde für die Aufnahme von 20 Flüchtlingen ausgesprochen, die aus ihren Heimatländern geflohen sind, weil sie dort ihrer Menschenrechte beraubt werden.
Gäste der dritten Schönberger Forums-Veranstaltung 2014 waren Dr. Thomas Hammer, Pastoralreferent im Raum Hofheim-Kriftel und Dozent für das dritte Lebensalter an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt sowie Dr. Norbert Luh, Rechtsanwalt und Vorsitzender der Kronberger Amnesty International Gruppe. In seinem akademisch geprägten Vortrag erläuterte Hammer die Entstehung der Menschenrechte von ihren Anfängen, lange vor unserer Zeitrechnung, bis ins 20. Jahrhundert. 1948 verkündete die UNO-Generalversammlung eine „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, die 1966 in den „Pakt über die Menschenrechte“ mündete, dem sich bis heute rund 160 Staaten verpflichtet haben.
Die Idee der Gleichheit aller Menschen sei nach Hammers Worten erstmals von Priestern, Propheten und Intellektuellen in Indien, Iran und Judäa formuliert worden. Überliefert seien konkrete Äußerungen zum Begriff „Logos“ von Heraklit von Ephesus (um 520 – 460 v. Chr.). Nach seiner Definition steht Logos für das geistige Vermögen bzw. das allgemeine Prinzip der Weltvernunft. Hammer zitierte Heraklit: „Jeder, der nicht mit dem Logos übereinstimmt, sei zu kritisieren.“ Dem widersprachen in den folgenden Jahrhunderten aber Strömungen, die „das Gesetz des Stärkeren“ favorisierten. Im Alten wie auch im Neuen Testament, so Hammer, wird schließlich eine Reihe von Bestimmungen des Menschen aufgezählt, die sich auf die Würde des Menschen beziehen. Hammer: „Wer einen Menschen ermordet, vergreift sich am Ebenbild Gottes.“ Dennoch wurde der Sündenfall für viele Jahrhunderte zur Rechtfertigung von Sklaverei und der unterschiedlichen Stellung von Mann und Frau herangezogen. Die Ansichten des britischen Philosophen John Locke basierten im 17. Jahrhundert dagegen wieder auf der Grundlage des Naturzustands: Alle Menschen sind gleich. Aber auch hier galt: „Frauen und Sklaven sind davon ausgenommen“. Erst Immanuel Kant (1724 – 1804) radikalisierte das Verständnis der Menschenrechte. Für ihn stand die Freiheit des Menschen an erster Stelle.
Nach dem „Ritt durch die Geschichte der Menschenrechte“, wie es Hammer selbst ausdrückte, folgte ein kurzer Vortrag von Dr. Norbert Luh. Er zählte 27 gängige Foltermethoden auf, die derzeit in 164 Staaten der Welt praktiziert werden. Luh sprach in sehr klaren Worten – ohne zu beschönigen – und betonte, dass diese Methoden auch in manchen Industrienationen noch gang und gäbe seien.
Genau diesen Foltermethoden seien die in Kronberg erwarteten Flüchtlinge jedoch entronnen. Es handele sich um Menschen aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Eritrea, Somalia und Iran, die „um ihr Leben bangen“, so Luh und zitierte Artikel 11 der Allgemeinen Erklärung für Menschenrechte: „Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.“
Ein Großteil der anschließenden Publikumsfragen aus dem Publikum zielte auf die Frage ab, warum die Menschenrechte in so vielen Staaten der Erde missachtet werden, zum Beispiel in Asien und in muslimischen Ländern. Dr. Thomas Hammer erklärte: „Die Wiege der Menschenrechte steht im Westen.“ Und genau darin liege das Problem. Die Menschenrechte seien im westlichen Kulturraum entstanden. Daher hegten diejenigen Länder ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber diesen Rechten, die selbst nicht dem westlichen Kulturraum angehören. Hammer: „Die Scharia sieht es vor, dass einem Dieb die rechte Hand abgehackt wird, was unserer Rechtsauffassung widerspricht.“ Sehr anschaulich beschrieb Hammer das Misstrauen besagter Länder zur Rechtsauffassung mit einem Gesetz aus der Geometrie: „Das ist so, als wenn man den Satz des Pythagoras anzweifelt, nur weil er seinen Ursprung in der westlichen Kultur hat.“
Das nächste Schönberger Forum findet Montag, 24. November um 20 Uhr statt. Thema des Abends: „Händels Oratorium – Israel in Ägypten“, ein Vortrag mit Musik und Gedichten von Oliver Weilandt vom Internationalen Audiodienst, Frankfurt. Weitere Informationen bei Barbara Bredereck-Luh, Heidy Schonebeck und Klaus Mellin über www.schoenberger-forum.de.