Drei Söhne treten aus dem Schatten ihrer Eltern

Erstellt von Leser-Reporter: Dr. Christoph Müllerleile

Vorführung des Films "Drei Söhne" am 2. Februar in den Kronberger Lichtspielen. Regisseurin Birgit-Karin Weber und Produzentin Stefanie Greb stehen dem Publikum anschließend Rede und Antwort.

Kronberg.- Zum Holocaust haben wir gerade in den letzten Tagen vieles gehört, schreckliche Bilder gesehen. Trotzdem blieb vieles unausgesprochen, ganz besonders zwischen denen, die die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt haben, und den Nachgeborenen. Die Überlebenden fühlen sich schuldig, dass sie noch leben, während die meisten in ähnlicher Lage gestorben sind, stellt Birgit-Karin Weber fest. Die Wiesbadenerin ist Regisseurin des Dokumentarfilms „Drei Söhne“, der seit vergangener Woche in hessischen Programmkinos läuft. Am Sonntag wurde er in den Kronberger Lichtspielen gezeigt. Zusammen mit der aus Frankfurt stammenden Produzentin Stefanie Greb stellte sie sich nach dem Film den Fragen der Publikums.
Im Mittelpunkt des Films stehen André Laks, Philosophieprofessor in Paris, Thomas Frankl, Galerist in Wien, und Raphael Wallfisch, Cellist in London. Sie haben gemeinsam, dass jeweils ein Elternteil das Konzentrationslager Auschwitz überlebte. Zu ihren Eltern gehören die Künstler Anita Lasker-Wallfisch, Cellistin des berühmt gewordenen Mädchenorchesters von Auschwitz und später Mitbegründerin des British Chamber Orchestra, der französisch-polnische Komponist Szymon Laks, Dirigent des Männerorchesters in Auschwitz, und der Maler Adolf Frankl, der nach der Befreiung den Bilderzyklus „Visionen aus dem Inferno“ malte. Bis auf Lasker-Wallfisch, die im Film Zeugnis gibt, sind die elterlichen Zeitzeugen gestorben. Es ist nun an den Nachkommen, mit dem Erbe ihrer Eltern fertig zu werden. Dies schildert der eineinhalbstündige Dokumentarfilm einfühlsam und weitgehend ohne die allseits bekannten Schreckensbilder von den Stätten unfassbaren Grauens.
Jeder der drei Söhne, die sich noch nie begegnet sind, berichtet auf seine Weise und in seiner Sprache Deutsch, Französisch und Englisch über die Eltern und ihren Umgang mit der Vergangenheit, die sich tief in ihre Gegenwart eingegraben hat. Der Film reiht sich in das zunehmende Interesse ein, die Schicksale der Kinder der von Krieg und Verfolgung Betroffenen kennenzulernen und auch dadurch das kollektive Erinnern am Leben zu halten.
Die Musik zum Film stammt von dem 1983 in Paris verstorbenen Szymon Laks, dessen Werke erst Jahre nach seinem Tod durch den Film und große Aufführungen dem Vergessen entrissen werden. Die Qualität seines Schaffens steht der großer Komponisten nicht nach. Beim Nachgespräch mit Regisseurin und Produzentin in den Kronberger Lichtspielen gab es zahlreiche Anregungen aus dem Publikum. Die Kronberg Academy solle sich besonders der Cello-Sonaten von Laks annehmen. Der anwesende Präsident der Chopin-Gesellschaft Taunus, Rolf Kohlrausch, konnte auf einen Liederabend mit Werken von Laks bei der Intermusicale im vergangenen Jahr verweisen.
Der Film „Drei Söhne“ ist durchaus „bildungslastig“, wie Birgit-Karin Weber bekennt, aber keine schwere Kost. Ja manchmal darf auch geschmunzelt werden. Auch Schulen sollten ihn nutzen. Viele der neunzig Zuschauer zeigten sich glücklich, den Film erlebt zu haben.

Da sich bis jetzt noch kein Verleih dafür gefunden hat, bieten die Produzenten das Werk zunächst im Selbstverleih an. Zahlreiche Vorführungen zunächst in Hessen und dann darüber hinaus sind vorgesehen. Auch eine Ausstrahlung im Fernsehen steht später an. Die Tourdaten sind der Webseite www.dreisoehne.de zu entnehmen.



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