Kronberg (war) – 2019 stand für den Burgverein ganz im Zeichen des Doppeljubiläums: 30 Jahre Burgverein und 25 Jahre Stiftung Burg Kronberg. Ergo zweifacher Grund zum Feiern für die Mitglieder des Vereins und der Stiftung mit den Freunden und Förderern des Kronberger Wahrzeichens. Mitte Juni wurde daher zum großen Stiftungsfest auf die Burg eingeladen, zu dem viele Besucher bei Sonnenschein erschienen. Viel Positives ist in den drei Jahrzehnten auf dem Burghügel geschehen. Das Ergebnis kann sich rundum sehen lassen. Heute ist das Kronberger Wahrzeichen ein lebendiger Ort, an dem jedes Jahr viele tausend Besucher schöne Stunden in zauberhaftem Ambiente erleben.
Rückblick: Dramatischer Start
Aktuell ist kaum mehr fassbar, wie „dramatisch“ es 1989 um die Burg stand. Daher lohnt es sich, in der letzten Ausgabe des Kronberger Boten für 2019 noch einmal an diese Zeiten zu erinnern. Ende der 1980er Jahre wollte die in Kronberg ansässige Hessische Hausstiftung die Burg abgeben. Diese war ursprünglich 1901 per Erbschaft über die spätere Landgräfin Margarethe von Hessen in den Besitz der landgräflichen Familie gelangt. 1912 wurde dann in der Burg ein Burgmuseum eröffnet, das über die Jahrzehnte vor sich „hindümpelte“, aber letztlich wegen Baufälligkeit – so bestand akute Einsturzgefahr einiger Decken – in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts geschlossen werden musste. Während einerseits die Hessische Hausstiftung wohl aus Kostengründen zu keiner Renovierung der Museumsräume bereit war, konnte sich andererseits ein Großteil der Stadtverordneten aus ähnlichem Grund nicht dazu durchringen, das Angebot des Hauses Hessen anzunehmen, die Burg zu erwerben, um sie dann mit öffentlichen Mitteln zu sanieren.
2. März 1989: Geburt des Vereins
Mittlerweile regten sich erste Bedenken in der Bevölkerung, da die Befürchtung im Raum stand, dass die Burg zukünftig nicht mehr öffentlich zugänglich sein könnte. Am 2. März 1989 gründeten daher acht Männer in Kronberg den Burgverein, um den drohenden Burgverkauf abzuwenden. Doch schon im August 1989 schien der Kampf um die Burg verloren, denn die Hessische Hausstiftung hatte die teilweise über 800 Jahre alten Gebäude samt Gelände an einen Privatmann verkauft. Es folgten sofort heftige Diskussionen um Pro und Contra des versäumten Nichtkaufs durch die Stadt. Inzwischen hatten die Mitglieder des Burgvereins – derer wurden immer mehr – rund 700 Stimmen gesammelt, die für den nachträglichen Erwerb der Burg durch das weiterhin bestehende städtische Vorkaufsrecht votierten.
Eine Stimme Mehrheit
Die Dreierkoalition aus SPD, UBG und Grünen, die seit März 1989 die politische Mehrheit bildete, beschloss im September 1989 mit einer Stimme Mehrheit, dieses Vorkaufsrecht wahrzunehmen. Eine mehrjährige juristische Auseinandersetzung um die Burg begann jetzt. Doch die Kronberger sind als streitlustiges Völkchen bekannt und geübt, wenn es denn sein muss. Es sei nur an die Schlacht von Kronberg im Jahr 1389 und den (Nicht)-Bau der Streitkirche vor 250 Jahren erinnert. Auf dem ersten Burgforum des Burgvereins wurde das weitere Procedere diskutiert. Am dringendsten stellte sich die Reparatur der undichten Dächer der Mittelburg heraus. Ein weiteres wichtiges Datum war der 23. Februar 1990, als die erste Mitgliederversammlung die drei Hauptziele des Vereins festsetzte: Eine offene „Bürgerburg“, für alle, erst grundlegende Sanierung der Burg, dann behutsame Nutzung des historischen Objektes.
Es geschehen noch Wunder
Am 20. November 1992 ging für die Mitglieder des Vereins ein Traum in Erfüllung: Die Burg gelangte samt Außengelände in städtischen Besitz, als Landgraf Moritz von Hessen an diesem Tag Bürgermeister Kress die Burgschlüssel übergab. Nach fast vier Jahren juristischen Tauziehens stand dem Burgverein nunmehr die „eigene“ Burg offen. Sogleich begann die Instandsetzung der Burg samt 18.000 Quadratmeter Außengelände.
Gründung der Stiftung Burg Kronberg
Auf den 11. Juli 1994 ist die Stiftungsurkunde für die Stiftung Burg Kronberg ausgestellt. Seitdem verwalten in dieser Stiftung die Vertreter der Stadt Kronberg und des Burgvereins das Wahrzeichen Kronbergs erfolgreich.
1995 konnte der verwilderte Eibenhain erschlossen werden, der 2009 das Prädikat „Geschützter Landschaftsbestandteil“ erhielt. 1997 lief die Patenschaftsaktion an, um die maroden Fenster des Kronenstammhauses instand zu setzen. 2000 folgte eine ähnliche Aktion für die Fenster des Flügelstammhauses. 2002 wurde das Museum für Stadtgeschichte in der Schlossstraße 10 eingeweiht, das inzwischen primär von den Mitgliedern des Burgvereins mitbetreut wird. Die umfangreiche statische Sicherung des Flügelstammhauses begann 2004, da die Standfestigkeit des Gebäudes akut bedroht war. 2010 wurde ein Treppenturm mit Aufzug aus sicherheitstechnischen Gründen (Fluchtweg) hinter der Mittelburg errichtet.
Glücksfall Klaus Rheinberger
Sein zweites Wunder erlebte der Burgverein im Jahr 2010, als der Mäzen und Burgfreund Klaus Rheinberger dem Verein zwar völlig unerwartet, aber gerade zur rechten Zeit eine Großspende von zwei Millionen Euro zwecks Restaurierung der drei Säle in der Mittelburg übergab. Damals drohte wegen „Geld-Ebbe“ seitens der Stadt ein jahrlanger Bau- und Sanierungsverzug auf dem Burghügel, der dank der Spende abgewendet werden konnte. So konnte 2014 der renovierte Terracotta-Saal in der Mittelburg wieder eröffnet werden. 2016 wurde dann der Wappensaal als „gute Stube der Burg“ nach aufwändiger Restaurierung der Öffentlichkeit übergeben. Hier finden seitdem Konzerte, Lesungen, Feiern und Vorträge statt. Zwei Jahre später folgte schließlich die feierliche Einweihung des „Liselott und Klaus Rheinberger Saal“ als letzter Saal im 2. Stock der Mittelburg. Der Raum dient primär für Ausstellungen. Mit der Namensgebung möchte der Burgverein dauerhaft an seinen 2011 verstorbenen Großmäzen erinnern. Damit ist die zweite grundlegende Instandsetzung der Mittel- und Oberburg inklusive der beiden Häuser im Bereich der einstigen Unterburg, welche die Kasse und das Stadtmuseum beherbergen, sowie des Freigeländes mit Prinzengarten und Eibenhain beendet. Die erste Generalsanierung hatte Victoria Kaiserin Friedrich Ende des 19. Jahrhunderts veranlasst, als sie die Burg auf eigenen Wunsch von ihrem Sohn, Kaiser Wilhelm II., übereignet bekam.
Burg für Bürger
Von Beginn an war den Mitgliedern bewusst, dass mit dem Erwerb der Burg durch die Stadt automatisch eine große Verantwortung auf ihren Verein übertragen worden war. Es galt nunmehr, dass Wahrzeichen Kronbergs zunächst in seinem Bestand zu sichern und dann für künftige Generationen zu bewahren. Schließlich sollten die Skeptiker sehen, dass bürgerschaftliches Engagement durchaus zum Erfolg führen kann, wenn denn der Wille dazu vorhanden ist.
Standen die baulichen Maßnahmen zwecks Erhaltung der Mittel- und Oberburg zwar stets im Vordergrund, so war es dennoch seit Gründung des Vereins für die durchweg ehrenamtlich aktiven Mitglieder selbstverständlich, den Burghügel dauerhaft mit Leben zu erfüllen. So will es auch die Stiftungssatzung. Denn was nutzt eine perfekt renovierte Burg, wenn sie ein totes Gemäuer bleibt. Auf der „Burg für die Bürger“ bietet die „burgzeit“ – wie das alljährliche Veranstaltungsprogramm des Vereins treffend lautet – von Ostern bis Weihnachten einen abwechslungsreichen, sehr gut angenommenen Veranstaltungsreigen auf hohem Niveau an. Dazu zählen Ausstellungen mit Themen aus Kunst, Geschichte und Natur, die sogar teilweise vom Verein selbst kuratiert werden, Feiern wie Jubiläen und Geburtstage bis hin zu Hochzeiten (eigenes Standesamt!), Feste, Vorträge zu unterschiedlichen Themen, Musik- und Theaterdarbietungen, Lesungen, Workshops und vieles mehr. Spezielle Veranstaltungsserien wie die „Texte und Töne zur Teezeit“ oder „Samstags auf der Burg“ haben aufgrund ihrer beeindruckenden Qualität längst ihr treues Stammpublikum. Weihnachtsmarkt, Osterausstellung sowie Erdbeer- und Herbstfrüchtefest sind ebenfalls fest etablierte Termine im Kronberger Veranstaltungskalender. Auch die vom Hochtaunuskreis unterhaltene „Taunusgalerie“ zur Förderung der bildenden Kunst veranstaltet seit letztem Jahr regelmäßig gut besuchte Kunstausstellungen im Rheinberger-Saal, der die optimale Plattform dafür bietet.
Ausblick in die Zukunft
Die Mitglieder des Vereins und der Stiftung mit ihren rund 80 ehrenamtlich Aktiven können zweifelsohne stolz sein auf das bisher Erreichte. Doch das bedeutet für diese keinesfalls, jetzt die Füße selbstzufrieden hochzulegen und in einen 100-jährigen Dornröschenschlaf zu verfallen, wenn auch bei der Betreuung der mittlerweile rund 850 Jahre alten Burganlage generationenübergreifend in langen Zeiträumen gedacht und geplant wird. Rückblickend sind die Vereinsmitglieder in den ersten 30 Jahren eine gutes Stück mit „ihrer“ Burg vorangekommen. Das ist eine gute Basis für die nächsten drei Jahrzehnte. Daher heißt es für die Vereinsmitglieder weiterhin: Packen wir die Herausforderungen an, denn wir wissen aus Erfahrung, dass wir mit unserem großen Engagement und starken Willen bis dato vieles erreicht haben und weiterhin umsetzen können. Die seit 1989 lebendige Bürgerburg Kronberg ist der beste Beweis dafür! Ad multos annos!
Unterstützung erwünscht!
Wie heißt es schon so schön im Neuen Testament in Lukas 10 Vers 37: „Die Ernte ist groß, der Arbeiter sind aber nur wenige.“ So ähnlich widerfährt es auch den ehrenamtlich Aktiven im Burgverein. Es gibt viel – um nicht zu sagen, manchmal zu viel – zu tun, damit der Burgbetrieb „rund“ läuft. Über zusätzlich helfende Hände und mitdenkende Köpfe freuen sich daher die Aktiven aller Arbeitskreise immer sehr. Die Neueinsteiger werden schnell merken, dass die Mitarbeit viel Spaß und Erfüllung bringt, da sie auf freiwilliger Basis geschieht. Die Frequenz und den zeitlichen Umfang Ihrer ehrenamtlichen Unterstützung bestimmen Sie selbst. Auch gelegentliche Hilfe stellt für die aktiven Mitglieder eine große Unterstützung dar. Wer daher die Burg gerne weiterbringen möchte, meldet sich bitte bei Martha Ried, der Sprecherin des Vorstands: Mail: m.ried[at]kronberg[dot]de oder per Telefon unter 0151- 2249 6097.