Akademische(r) Reigen an der AKS – „Wir sind nicht der Corona-Jahrgang!“

Ausgabe der Abiturzeugnisse unter Corona-Hygienebestimmungen in der Aula der AKS

Fotos: privat

Kronberg (kb) – Dass Schulleiter Martin Peppler und Oberstufenleiterin Ute Keppler die akademische Entlassungsfeier eines Abiturjahrgangs mit ihren Reden eröffnen, ist nicht außergewöhnlich, dass sie dies jedoch wie am vergangenen Freitag gleich fünfmal hintereinander tun mussten, das ist wirklich etwas Besonderes: „Für Sie ist die Feier in diesem Jahr kürzer, für uns deutlicher länger“, leitete Peppler seine Rede mit einem Schmunzeln ein. Denn mehr als 100 Personen dürfen sich trotz ihrer beeindruckenden Größe nicht zeitgleich in der Aula der Altkönigschule aufhalten – die Corona-Hygienebestimmungen machen eben auch vor einer akademischen Feier nicht halt.

Würdevoller Abschluss

Damit aber auch der Abituria 2020, ein „würdevoller Schlusspunkt ihrer Schulzeit“, wie Keppler es formulierte, ermöglicht werden konnte, ersann die Schulleitung einen Reigen der akademischen Feiern für den Nachmittag des 19. Juni. So wurden rund 30 Stehtische in großen Abständen zueinander in der Aula verteilt, an denen jeweils ein(e) Abiturient(in) sowie zwei Begleitpersonen, zumeist Familienangehörige, stehen durften. Je nach Größe konnten dann in einer Feierstunde ein bis zwei Tutorien (so nennen sich die Leistungskurs-Klassen in der Oberstufe) im Anderthalb-Stunden-Rhythmus begrüßt, geehrt und mit ihren Reifezeugnissen ausgestattet werden. Dem anwesenden Fotografen war es daher auch nicht vergönnt, ein großes Gruppenbild des gesamten Jahrgangs zu schießen. Es gibt lediglich Bilder der einzelnen Tutorien, auf denen die Schüler*innen selbst angefertigte Masken tragen: „schöne einheitliche Corona-Bilder“, wie Ute Keppler resümierte.

Schulleiter Peppler betonte, dass ihm diese Feier besonders am Herzen liege, schließlich sei dieser Jahrgang der vorletzte, den er in der Mittelstufe selbst noch unterrichtet habe, im Besonderen aber weil in dieser Gruppe bereits so viele Kompetenzen ausgebildet seien, die weit über das Schulische hinausgingen. Ein Beispiel dafür sei Cellistin Klara Flohr, die neben bravourösen Leistungen in ihrem Deutsch- und Chemieleistungskurs seit bereits sieben Jahren Jungstudentin an der Musikhochschule Köln sei, viele Auftritte im In- und Ausland absolviert und sich dennoch dem harten G8-Schulalltag erfolgreich gestellt habe. Umso größer sei das Vergnügen, heute wieder einem leibhaftigen Konzert beiwohnen zu können: dem dritten Satz aus Gaspar Cassadós „Suite per Violoncello: intermezzo e danza finale“; wie passend.

Dank

Keppler dankte daraufhin in ihrer Rede besonders dem Schulelternbereit unter der Ägide von Gereon Stegmann, ohne dessen außergewöhnliches Engagement diese akademische Feier niemals so hätte stattfinden können. Selbst um die Abi-Plakate habe man sich gesorgt, sie wie ein Vries auf ein großes Banner drucken lassen, auf dass dieses mit den Abiturienten von einem Prüfungsort zum nächsten mitwandern könne; bis heute zur akademischen Feier. Keppler selbst ist Mathematikerin, und so hob sie rasch auf die Statistik ab: 138 Schüler*innen seien vor drei Jahren in die Oberstufe gestartet, von denen 114 heute ihr Abitur-Zeugnis erhielten und 16 ihre Fachhochschulreife erlangt hätten.

114 Abiturienten

Der Abiturschnitt liege bei 2,35 – sei damit besser als in den Vorjahren – und 27 Absolvent*innen hätten eine „1“ vor dem Komma! Eva Feichtinger habe sogar den Traumschnitt von 1,0 erreicht, der rechnerisch eigentlich bei 0,7 liege, wie Mathelehrerin Keppler richtigstellte. Den Schnitt 1,2 und 1,3 gebe es dann jeweils einmal. Dazu gratulieren auch wir aufs Herzlichste! Die Studienleiterin ließ es sich dabei nicht nehmen, nochmals an das bange Warten am Tag vor Beginn des schriftlichen Abiturs zu erinnern, an dem man sechs Stunden wie „das Kaninchen vor der Schlange“ ausgeharrt habe, ob man zum vorgegebenen Termin werde schreiben können oder nicht. Selbst wenn Kronbergs scheidender Bürgermeister Klaus Temmen und Steinbachs Stadtoberhaupt Steffen Bonk nicht zu dem Reigen persönlich erscheinen konnten, schickten sie doch Videobotschaften an die Abiturient*innen: „Mit dem Abitur stehen Euch alle Möglichkeiten offen, packt vor allem das an, was Euch Spaß macht!“, ermunterte Bonk die Jugendlichen. Temmen für seinen Teil sandte den Absolventen seine herzlichsten Glückwünsche, zollte ihnen seinen Respekt für ihr Durchhaltevermögen angesichts dieser Herausforderung und gab ihnen insbesondere eins mit auf den Weg: „Bringen Sie sich mit Ihren Fähigkeiten ins Gemeinwesen ein!“ Den Aufruf von Bonk hatte die Ex-AKS-lerin Sina Grawe noch vor dem Abitur beherzigt und sich nach der 11. Klasse der Musik gewidmet, mit Erfolg, wie man an ihren Gesangsnummern auf der Bühne hören konnte. Neben der Übergabe der Reifezeugnisse sind auch die Preisverleihungen stets Höhepunkte jeder akademischen Feier: Die AKS als MINT-eC-Schule konnte an Schüler*innen zahlreiche Zertifikate überreichen für hervorragende Leistungen in den Naturwissenschaften, zudem den Preis für den jahrgangsbesten Pennäler des Chemie-LKs der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCH), den Karl-von-Frisch-Abiturientenpreis des Verbandes Biologie, Biowissenschaften & Biomedizin (VBIO) sowie einer Ehrung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Zudem wird alljährlich der AKS-Sozialpreis verliehen, eine Stiftung Kronberger Eltern, deren Kinder selbst einst Absolventen der Schule waren.

Aufs Korn genommen

Was bei keiner akademischen Feier fehlen darf, ist der satirische Rückblick auf die vergangenen Jahre. So ließen es sich die Schüler*innen des Darstellenden Spiels nicht nehmen, ihre ehemaligen Lehrkräfte in Kurzfilmen aufs Korn zu nehmen, die wie Bewerbungsvideos für im Fernsehen laufende Dating-Shows aufgezogen waren. Und in einer Rede verwiesen die Schüler*innen auch auf die sogenannte „Schaumparty“ im Jahre 2013, sind sie doch der letzte AKS-Jahrgang, der diese noch leibhaftig miterlebt hat.

Freude und Wehmut

Die akademische Feier ist zweifellos immer ein ambivalentes Ereignis, zum einen Ausdruck der Freude: „Diese Rede wird nun das Letzte sein, das ich für diese Schule mache“, stichelte einer der Schüler-Rhetoren, zum anderen ein Moment der Wehmut: „Wir wünschten uns nach dem Corona-Shutdown die Unterrichtsatmosphäre zurück!“ Und wenn das diejenigen sagen, die wahrscheinlich Schule am besten beurteilen können, dann wünschen wir nicht nur der Abituria 2020 viel Glück und Erfolg auf ihrem weiteren Lebensweg, sondern vor allem, dass wir im kommenden Schuljahr wieder zur „alten Normalität“ zurückfinden werden!

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