„Alte Wege und Straßen um Kronberg und Königstein“ – Vortrag beim Verein für Geschichte

Auf dem Gemälde ist ein Kaufmannszug um das Jahr 1550 zu sehen. Foto: privat

Kronberg (kb) – Dem Vortragsangebot des Vereins für Geschichte Kronberg e.V. über „Alte Wege und Straßen um Kronberg und Königstein“ sind viele Mitglieder und Interessierte gefolgt. Referent Professor Bruno Streit stellte dem Publikum im ersten Teil seiner zweiteiligen Reihe die Pfade und Altwege rund um den 3-Burgen-Weg vor. Die heutige Landschaft rund um Kronberg – Königstein – Falkenstein und die historischen Ansichten, wie sie noch unsere Kronberger Maler erlebten, wurden gegenübergestellt.

Beginnend in der Kronberger Eichenstraße ging es über Königstein, Falkenstein und zurück nach Kronberg. So sah man um das Jahr 1800 von den Helbigshainer Wiesen aus noch eine vergleichsweise wald- und baumarme Wiesenlandschaft. Zu Königstein wurde die Häuserarchitektur vom Bahnhof aus mit damals modernen Bauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert hinein Richtung Burg dargestellt, wo die Frühneuzeit (Rathaus 17. Jahrhundert) dominiert. Ein Modell der Festung Königstein (17./18. Jahrhundert) wurde digital über die heutige Ruine gelegt, so dass die Festung gleichsam wieder auferstand. Weiter ging es von Königstein über den Klärchenweg nach Falkenstein, wiederum unterlegt mit Fotos vom heutigen Häusermeer im Vergleich zur ehemaligen Weidelandschaft. Falkenstein war eine nassauische Höhensiedlung mit ungefähr 300 Einwohnern. Weiter ging es über den Kocherfels und den Arbeiterweg mit einem Abstecher zur Grundmauer der ehemaligen Antoniuskapelle, einer Einsiedelei, zurück nach Kronberg zur Burg.

Angesprochen wurden auch praktische Dinge, wie verschiedentliche Beschwerden von Besuchern im Museum Stadtgeschichte, die sich auf dem 3-Burgen-Weg verlaufen hatten oder die Antoniuskapelle nicht gefunden haben, weil die reguläre Wegführung knapp daneben vorbeiführt. Dies liegt aber nicht in der Verantwortung des Vereins für Geschichte, da der Weg in Königstein konzipiert und von dort betreut wird.

Interessant waren bildliche Darstellungen der Möglichkeiten des Reisens und des Transports. Wenn nicht, wie meist, zu Fuß gereist wurde, kamen, je nach Bedarf und Verfügbarkeit, Pferd, 2-rädrige Kuhgespanne, 4-rädrige Wagen teilweise noch ohne Drehschemel-Lenkung, Sänften, Kobelwagen, Kadaverwagen oder auch Esel und Maultiere ins Spiel.

Auch übliche Distanzen zu Fuß, z.B. vom Eichentor hoch zum Fuchstanz 2 Std. bzw. nach Glashütten 2,5 Std. vom Frankfurter Tor in Kronberg runter nach Höchst 2,5 Std. und nach Frankfurt gar 4 Std., wurden aufgezeigt.

Zum Schluss wurden noch ein Stück der alten Handelsstraße von Köln nach Frankfurt über den Pass (630 m NN), also die Alte Escher oder Alte Limburger Straße, sowie der Lange Weg hinter den Schmittröder Wiesen (bei der Billtalhöhe), der Elzeweg und Grüne Weg (Abzweigungen beim Fuchstanz) sowie Glashütten und Glaskopf mit seinen Glasöfen thematisiert.

Diskussion im Anschluss

Im Anschluss fand unter den Besuchern eine rege Diskussion über die „neu entdeckten“ Wegeführungen und Orte statt. Es wurde nach der Kanonenstraße gefragt und die ursprüngliche, mittlerweile weggefallene Wegeführung über den Philosophenweg diskutiert. Auch die im Vortrag enthaltenen Orte der Wüstung Ruthartshain, der Antoniuskapelle (die leider auf dem 3-Burgen-Weg nicht erfasst ist), des jüdischen Friedhofs und die Bürgelplatte wurde diskutiert. Auch die ehemalige Turnhalle, der heutige Saal der Stadthalle, die einst in Falkenstein als Speisesaal des Offiziersheims (1909 bis 1914) stand, war ein Thema.

Zudem konnten nicht identifizierte Orte und Daten von wissenden Vereinsmitgliedern beigesteuert werden. Alles in allem war es ein sehr erfolgreicher Abend für den Referenten und das Publikum. Der Vorstand bedankt sich bei allen, die teilgenommen haben und verweist schon jetzt auf den zweiten Teil „Handelsstraßen und Fernreisen in der Frühzeit Kronbergs“, der vom selben Referenten am Mittwoch, 8. November, um 18.30 Uhr gehalten wird. Hier geht es um alte Fernstraßen, die bei Kaufleuten und Pilgern, Fürsten und Postboten, aber auch Wegelagerern „beliebt“ waren. Abschnitte, die noch heute begehbar sind und landschaftlich teils versteckt liegen und teils herrliche Panoramaausblicke bieten, werden bildstark rübergebracht. Das Restaurant Magnolia hat geöffnet und bewirtet im Tagungsraum.



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