Es muss wohl in der Familie liegen, denn auch Annette Reinhardt, die Nichte von Hanna Feldmann, ist bei er 1.Kronberger Laienspielschar aktiv und äußerst engagiert. Ihre Führungen als Nachtwächterin auf dem Laternenweg sind legendär. Eine kleine Familiengeschichte:
„Mein Tante, Johanna Maria Feldmann, geborene Antoni, wurde am 26. Oktober 1923 in Kronberg geboren und verstarb im Jahr 2003 in Königstein im Taunus. Sie war die jüngste von drei Geschwistern und sie wuchs mitten in der Stadt auf. Ein schwerer Schicksalsschlag war für sie, als sie in den letzten Kriegstagen ihren geliebten Bruder verlor. Die beiden Schwestern waren sehr lebhaft und die beiden haben so manches in der Faschingszeit angestellt... Bis ins hohe Alter waren die Schwestern eng verbunden und unternahmen viele Ausflüge und Urlaube gemeinsam.
In ihrem Ehemann, Albert Feldmann – auch er war damals ein langjähriger und verdienter Karnevalist des Kappenklubs - fand sie einen starken, kreativen und aktiven Partner. Albert bekam aus den Reihen des Kappenklub Kronberg als erster den Ritterschlag zum Kronberger Ritter der Rittergarde und Obrist der Rittergarde. Sie hatten zwei Söhne und von ihren Enkelkindern leben heute einige im Ausland. Sie erinnern sich bis heute sehr gerne an die Oma, die immer voller Geschichten war - seien es Sagen, Märchen, erfundene Erzählungen, historische Begebenheiten aus der Geschichte Kronbergs oder kleine wunderbare gewesen. Am liebsten erzählte sie unterwegs entlang des Philosophenwegs Richtung Opel-Zoo. Gerne erinnern sie sich an das Geschick der Oma, wenn sie die wunderbaren – und heute fast vergessenen Quetschemänncher“ - herstellte, die dann sehr gerne auf dem Weihnachtsmarkt in der Bude der Kronberger Burgfinken oder dem „Café Tanzhaus“ bei der 1.Kronberger Laienspielschar verkauft wurden.
Nach dem Verlust ihres Mannes Albert galt fortan ihr ganzes Engagement verstärkt der Familie, ihren Vereinsaktivitäten und dem Schreiben von Artikeln, Glossen, Abhandlungen, Büchern, Gedichten, Geschichten und Theaterstücken/Märchen. Bis kurz vor ihrem Tode arbeitete sie an einem Buch über die Geschichte des Kronthals, das leider unveröffentlicht blieb. Im Jahr 1973 erschien im Selbstverlag Hanna Feldmanns erstes Buch „E Johr dehaam: Ein Streifzug durch das Kronberg meiner Kinderjahre“, gefolgt von einem weiteren kleinen Büchlein „Klaanichkeite vom Flohmarkt“, Gedichte, Geschichten. Beide Bücher wurden durch Zeichnungen ihres älteren Sohnes Klaus ausgeschmückt und sind bis heute im Antiquariat erhältlich. Die 1.Kronberger Laienspielschar verfügt über ein kleines, verkäufliches Kontingent des Reprints aus dem Jahr 1984 von „E Johr dehaam“, welches anlässlich ihres 100. Geburtstages direkt bei der Laienspielschar erworben werden können.
Für den Verein, der aus einer Theatergruppe des Kappenklub Kronberg entstanden ist, erfand und arrangierte sie neue Märchen (Raubritter Hartmut, Traumolos, Die Hexe im See) oder schrieb kurzerhand bekannte Märchen wie Dornröschen, Hänsel&Gretel, der Froschkönig, Frau Holle) passend auf den großen Kinderchor des Vereines um, sodass auch das kleinste Mitglied eine tragende Rolle bekam – sei es als tanzendes Brot bei Hänsel und Gretel oder singende Schneeflocke. Begonnen hatte damals alles unter der Leitung von Wilhelm Jung und Wilhelm Lantelme und mit der Freilichtaufführung „Das neue Reis“ auf der Schirn und dem Gassenfeger „Hans-Winkelsee oder der 9er in der Wetterfahne“ nach Wilhelm Jung. Eine Art hessische Robin Hood Saga um den zum Tode am Galgen verurteilten Wildschütz Hans Winkelsee, der als „letzten Wunsch“ in die Wetterfahne des Eschersheimer Turms in Frankfurt eine 9 schoss... da ihn diese eiserne Fahne während seiner Gefangenschaft durch den knarrenden Lärm immer wach gehalten hatte. Diese aufwendige Freilichtaufführung wurde mehrmals vorgestellt und sogar auf dem Hessentag in Eschwege gespielt sowie auf der Königsteiner Burg. Davor gab es die ersten Stücke für Kinder (Struwwelpeter/Der fliegende Robert, eine Aktion für die damals noch so genannte Aktion Sorgenkind) „Der Froschkönig“ oder „Das Tapfere Schneiderlein.
Aber auch historische Heimatstücke und Freilichtspiele wie, „Das allerneueste Lied -Philip Keim“, die von Hanna überarbeitete Erzählung des während seiner Ausbildung in der Kellerei des Herzogs von Nassau erblindeten Volkssängers Philipp Keim aus Diedenbergen. Keim und seine Frau nutzten das vom Herzog von Nassau gewährte Privileg „frei und ungehindert“ im ganzen Herzogtum umherziehen zu können. Das mit der vom Herzog geschenkten Drehorgel somit als eine Art fahrende Bänkelsänger und „Singende Nachrichtendienste.“ „Eine Kur in Bad Kronthal“ oder die „Kronberger Freiheit“ und die „2.Kronberger Schlacht“, die in der Stadthalle oder auf der Burg zur (Ur-)Aufführung kamen, stammen hauptsächlich aus ihrer Feder. Immer gespickt mit feinem Humor, derben Sprüchen und augenzwinkernden Anspielungen. Immer wieder gelang es ihr, die Stücke und Rollen regelrecht auf die mitwirkenden Personen „zuzuschreiben.“ Und so manches kleine, aber feine Detail hat immer wieder zu großem Amusement im Publikum geführt.
Gemeinsam mit dem unvergessenen Hubert Käfer war sie für die Theatergruppe auch als durchaus gestrenge Regisseurin tätig, wenn sie nicht gerade selbst mit auf der Bühne stand. Generationen von Kronberger Burgfinken können davon ein Lied singen ... sind aber bis heute stolz auf ihre Leistungen auf der Bühne zu sein und greifen immer wieder auf das damals Gelernte gerne zurück! Bis heute sind ihre zahlreichen Gedichte, Sketche und Geschichten ein fester Bestandteil des Repertoires der 1.Kronberger Laienspielschar. Einige ihrer Gedichte wurden auch in Liedform umgewandelt (Hinnergass, Metzelsupp, die Ros, Kardoffel), arrangiert und dirigiert von Agnes Gottschalk, vorgetragen vom Burgtrio (Helmut Ebner, Karl Herrmann und Klaus Temmen). Nicht zuletzt stammt die bis heute beliebte und gerne gesungene Kronberger Hymne „Kronberg Du bist ja mei alles“ aus ihrer Feder, vertont von Wilhelm Lantelme und uraufgeführt im Jahre 1970 von ihrem Neffen Helmut Ebner.
Natürlich auch das „Aushängeschild des Burgtrios - das allseits beliebte „Handkäslied“ mit dem Text von Hanna, vertont von Agnes Gottschalk (bekannt durch „Hessen à la carte“ des HR Fernsehens). Es ist vor allem auch Hanna zu verdanken, dass im Jahr 1993 der 1.Kronberger Laienspielschar der erste Kulturpreis der Stadt Kronberg verliehen wurde und im Folgejahr 1994 wurde Hanna Feldmann für ihre Verdienste um die Heimatpflege gemeinsam mit ihrem Verein, der 1.Kronberger Laienspielschar, mit der Saalburgmedaille ausgezeichnet. Im Oktober 2003 wurde ihr wenige Tage vor ihrem Tode die Ehrenbürgerschaft ihrer Heimatstadt verliehen, die sie bis heute nicht vergessen hat.“