Schönberg (hmz) – Adelheid Erbe feierte im „Rosenhof“ ihren neunzigsten Geburtstag. An und für sich schon ein bemerkenswerter Anlass, aber in ihrem Fall war es auch ein ganz besonderer: die Begegnung mit einer Autorin, einer späten Debütantin, die in ihrem Ruhestand ihre Liebe zum Gedichteschreiben fand. Ihre Erlebnisse und ihren reichen Erfahrungsschatz bindet sie in ihre Werke ein. In ihren bereits veröffentlichten Büchern – ihr zehntes ist gerade im Werden – gibt es, wie häufig bei den Spätberufenen der Literatur, einiges zu entdecken. Sie entsprechen nicht unbedingt dem Zeitgeist, aber sie haben Substantielles und Überraschendes zu sagen. Ihre Texte speisen sich teilweise aus außergewöhnlichen Lebenswelten und schlagen Brücken in die Vergangenheit. Die Autorin wurde im Jahr 1935 in Dresden geboren und machte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Wirtschaftskorrespondentin der englischen und spanischen Sprache in Berlin. Der weitere berufliche Weg der jungen Frau führte zur Deutschen Lufthansa. Schon früh hatte sie das Glück, auf ihren Langstreckenflügen Eindrücke in fernen Ländern sammeln zu können. Nach ihrer Zeit als Flugbegleiterin wechselte sie in die „fachlich“ schreibende Zunft und erstellte „Bordansagenbücher“ und Dienstanweisungen.
Mit ihrem Einzug in den „Rosenhof“ fand sie endlich die Muse und die Zeit, sich ihren Gedichten zu widmen, die sozialkritische Themen, welche mitten aus dem Leben gegriffen die kleine und große Politik aufgreifen, beleuchten. Aus ihrem Glauben schöpft Adelheit Erbe Kraft, und deshalb sind ihre Werke zu christlichen Inhalten eine Herzensangelegenheit. Ihre Manuskripte erstellt sie handschriftlich und vertraut sie dann ihren beiden Lektoren Ulrich Steiner und Janie Vanessa da Silva an. Druck und Distribution geschehen dann im Auftrag von Adelheid Erbe. Ihre Bücher können im Buchhandel erworben werden.
Den Anfang machten „Die fünf Bücher Mose“, die sie in 47 Gedichte umgewandelt hat. In „Schattenflüstern“ schildert sie die Geschichte ihrer persönlichen Erlebnisse und Hintergründe als betreute Seniorin, und in „Wunderbar-sonderbar-offenbar“ nimmt sie den Leser mit auf die Reise von Gottes Wirken im Alten Testament sowie zu den persönlichen Fragen in der Gegenwart. Und auch hierbei steckt viel Selbsterlebtes in den Gedichten. In „Mein Leben mit dem Gesetz“ erzählt sie, wie Betroffene wieder aus der Spirale herauskommen, wenn aus gesundheitlichen Gründen eine Betreuung erforderlich war. Es sind nur einige Beispiele ihres breitgefächerten Werkes, und wie es scheint, wird sie ihre Schreibfeder auch nicht so schnell aus der Hand legen. Neun Jahrzehnte sind eben ein verlässlicher Fundus.
Bürgermeister Christoph König überbrachte anlässlich ihres Ehrentages die Glückwünsche der Stadt und nahm sich die Zeit, einer scharfsinnigen Dame mit spitzer Feder zuzuhören.
Eines hat sich gezeigt: Offenbar ist es nie zu spät, mit dem Schreiben anzufangen.