Bezaubernde Musik beim Auftaktkonzert von „Chamber Music Connects the World“

Mit dem ersten Streichsextett von Johannes Brahms, mitreißend interpretiert von Christel Lee, Alexander Sitkovetsky, Wassili Wohlgemuth, Karolina Errera, Hayoung Choi und Marie-Elisabeth Hecker, endete das Auftaktkonzert der Kammermusikreihe „Chamber Music Connects the World“, vor 25 Jahren ins Leben gerufen von der Musikmäzenin Ulrike Crespo.

(Foto: Andreas Malkmus)

Kronberg (pf) – „Eine kleine Stadt, aber eine große Idee“, so begrüßte Raimund Trenkler, Gründer und Intendant der Kronberg Academy, beim Auftaktkonzert des Kammermusikfestivals „Chamber Music Connects the World“ das Publikum im ausverkauften großen Saal des Casals Forums. „Kammermusik kann ein Modell für unsere Welt sein“, meinte er. Denn sie verlange im Dialog miteinander Zuhören, Respekt, wache Aufmerksamkeit und Vertrauen.

Das seien nicht nur musikalische Werte, sondern auch gesellschaftliche, gerade in der heutigen Zeit. Sie setzten ein Zeichen für Vielfalt statt Vereinzelung. Um dies zu unterstreichen, trug er ebenso wie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Team der Kronberg Academy ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift: „We should all be chamber musicians!“ Ihr persönliches Statement und Zeichen der eigens zum Kammermusikfest ins Leben gerufenen Initiative mit der Botschaft: Was Musikerinnen und Musiker im gemeinsamen Spiel üben, braucht unsere Gesellschaft heute mehr denn je.

Aber er vergaß auch nicht, dass am Sonntag Muttertag war und wünschte daher allen Anwesenden nicht nur eine aufregende und inspirierende Reise in die Welt der Kammermusik. Sie sei gleichzeitig, betonte er, eine musikalische Umarmung und ein von Herzen kommender Dank an alle Mütter, auch an seine eigene, die er im Publikum grüßte.

Als erstes erklang Ludwig van Beethovens „Duett mit zwei obligaten Augengläsern“, ein Werk für Viola und Violoncello in Es-Dur, das erst Ende des 19. Jahrhunderts unter diesem scherzhaften Titel in einem Skizzenband Beethovens entdeckt wurde. Mit sichtlichem Vergnügen widmeten sich Bratschist Matthew Lipman und Cellistin Hayoung Choi dieser reizvollen Komposition, die möglicherweise der kurzsichtige Beethoven, der selbst Bratsche spielte, für sich und seinen engen Freund Nikolaus Zmeskall schrieb. Es muss jedenfalls ein versierter Musiker gewesen sein, denn der Cellopart ist durchaus anspruchsvoll.

Es folgte Felix Mendelssohn Bartholdys zweites Klaviertrio c-Moll op. 66, das Pianist Martin Helmchen im einführenden Gespräch mit Professor Dr. Friedemann Eichhorn, dem künstlerischen Leiter der Kronberg Academy, als „eines der größten Mendelssohn-Stücke überhaupt“ bezeichnet hatte, in dem es „richtig zur Sache“ gehe, aber auch „eines der drei bis vier schwersten“ für ihn als Pianisten.

Gemeinsam mit seiner Frau, der Cellistin Marie-Elisabeth Hecker, die er übrigens in Kronberg kennenlernte, wo er vor 26 Jahren auf Einladung des berühmten Cellisten Boris Pergamenschikow erstmals auftrat, und Geiger Alexander Sitkovetsky ließ er das Werk, in dem nach seinen Worten „alles steckt, was Mendelssohn ausmacht“, aufblühen und lebendig werden. Mendelssohn selbst hatte bei der Uraufführung mit dem für ihn typischen Understatement angemerkt, es sei für den Pianisten „ein bisschen eklig“ zu spielen, enthält es doch in den schnellen Sätzen geradezu halsbrecherische Passagen. Der feenhafte dritte Satz entführt dagegen in einen Geisterwald, der sich am Ende in Luft aufzulösen scheint.

Zum Abschluss erklang nach der Pause, die das Publikum bei strahlendem Wetter auf der Terrasse und auf dem Beethovenplatz genoss, das erste Streichsextett B-Dur op. 18 von Johannes Brahms, meisterhaft dargeboten von Christel Lee und Alexander Sitkovetsky, Violine, Wassili Wohlgemuth und Karolina Errera, Viola, Marie-Elisabeth Hecker und Hayoung Choi, Violoncello. Seine Sextette waren es, die dem jungen Johannes Brahms neben seinem Deutschen Requiem und den ungarischen Tänzen zum Durchbruch verhalfen. Sie begründeten seinen Ruf als Meister der Kammermusik. Bis heute faszinieren sie durch ihren unwiderstehlichen Klangreiz und ihre melodische Schönheit.

Der gelungene und berührende Abend war vielversprechender Auftakt für die weiteren Konzerte mit den Alumni der Kronberg Academy, die das Publikum quer durch Europa führen.



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