Blick durch die Fenster zum Zwischenstand im Bahnhofsgebäude

In der Schalterhalle hat sich schon Vieles getan.

Kronberg (pu) – Im Rahmen der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) gewährte Frederik Roth, Geschäftsführer der REAL KG, die nach Unterzeichnung des notariellen Kaufvertrags am 14. Januar seit 24. August als neuer Eigentümer des vormals städtischen Bahnhofsgebäudes im Grundbuch steht, einen kleinen Blick durch die Fensterscheiben zum Zwischenstand der Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten.

Im Wissen um das große Interesse in der Bevölkerung am Stand der Dinge skizzierte er eine ganze Reihe Meilensteine seit der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zum Kaufvertrag am 5. Dezember 2019 in Sachen Kulturdenkmal „Bahnhof Cronberg von 1898“ und informierte über Befunde aus den restauratorischen Voruntersuchungen. Dabei gab er seiner großen Dankbarkeit Ausdruck, dass die Stadt Kronberg ihm und seinem Team frühzeitig Vororttermine beispielsweise mit dem Denkmalschutz zur Vorbereitung späterer Schritte ermöglichte, weil ansonsten viel wertvolle Zeit verloren gegangen wäre.

Schon seit Jahren ist das suboptimale äußere und innere Erscheinungsbild des Bahnhofs bekanntlich vielen ein Dorn im Auge, das ganze Ausmaß anstehender Arbeit offenbarte sich bei näherer Betrachtung. Teils war direkter Handlungsbedarf angezeigt, um Schlimmeres zu verhindern. Zur Vermeidung von weiteren Schäden am Kulturdenkmal stand eine Notreparatur am Dach und der Dachentwässerung ganz oben auf der Agenda.

Im März durchgestartet

Der Restaurator konnte laut Roth mit den Arbeiten erst nach der offiziellen Übergabe der Räumlichkeiten durch die Stadt Kronberg im Taunus am 27. Februar und der vollständigen Freiräumung der gepachteten Lagerräume des Kiosks beginnen. Seit Anfang März ging es jedoch Schlag auf Schlag, angefangen bei Vermessungen und Sicherungsmaßnahmen über den Rückbau der in den 1970er Jahren angefügten Einbauten und Oberflächen als Vorbereitung restauratorischer Voruntersuchungen, der Bewertung der vorhandenen Bausubstanz und historisch wertvoller Befunde oder weiteren abklärenden Gesprächen. Auch Überraschungen blieben Roth zufolge nicht aus. Als Beispiel nannte er ein Problem bei der Elektrik. „Keiner dachte daran, dass das Fahrgastinfosystem am Gebäude angeschlossen ist, und als wir den Strom abschalteten, legten wir prompt das System lahm.“ Damit zusammen hinge auch die Bahnhofsuhr: der eine oder andere habe sicherlich schon bemerkt, dass sie auf halb fünf stehengeblieben sei. Im Laufe der letzten Monate sind nach den Worten des Eigentümers unter anderem circa 500 Quadratmeter Spanplatten, Estrich und Fliesen sowie Heizkörper oder technische Einrichtungen wie WCs, Bäder, Türen, Kompressoren, Tresen, Abluft, Öfen oder Elektroinstallationen entfernt worden. Alles selbstredend nach Genehmigung des Denkmalschutzes.

Pracht

Des Weiteren wurde Parkett im kleinen und großen Wartesaal ebenso freigelegt wie Original-Dielen im Obergeschoss. „Die große Wartehalle zeigt sich seitdem wieder in ihrer ganzen Pracht mit drei Fenstern und einem Haupteingang zum Bahnsteig hin“, geriet Frederick Roth geradezu ins Schwärmen. In diesem Zusammenhang rief er deren Erweiterung 1967 durch den bahnseitigen Toilettentrakt auf dem Bahnsteig in Erinnerung. Außerdem lenkte er den Blick auf ein Wappen der Stadt Kronberg, eine noch komplett erhaltene Holzbalkendecke und Wandvorlagen mit Wickeldekor. Bemerkenswert fand er die Farbgestaltung an den Wänden. „Das historische Ausmalungskonzept war weitgehend noch bis zu den Umbauten in den 1930 Jahren sichtbar verblieben, danach folgten leider bis zu 12 Anstrichfolgen, nur das Wappen blieb verschont.“ In der Schalterhalle habe man nach Entfernung der Eisenanker und der „modernen“ Deckenabhängung der Deutsche Bahn AG aus dem Jahr 1967 eine bauzeitliche, stuckgerahmte Kassettendecke von 1898 gefunden. Als positiv bezeichnete er darüber hinaus das Fehlen von Holzschutzmittelbelastung im Dachstuhl und weniger als befürchtet auftretende Pilzschäden lediglich in Teilbereichen.

Ebenfalls heraus hob Roth entdeckte, aus 1898 datierende Trittstufen aus Hartholz (Eichenholz) im Treppenhaus und einen Mosaikfliesenbelag in der Eingangszone mit dekorativem Rahmenfries, den es früher auch in der Schalterhalle gegeben habe. Historische Spuren hätten sich ferner durch die Freilegung einer Fensterwand zum Treppenschacht und des Eingangs der Mansardenwohnungen und der Wand offenbart. Dagegen zerschlugen sich die Hoffnungen auf Kellernutzung, Grund sei Schichtenwasser und Auftriebsprobleme. Nach einem halben Jahr, in dem der neue Eigentümer nach seinen Worten seine „Energie nicht in Öffentlichkeitsarbeit, sondern in Arbeit gesteckt“ hat, zeigte er sich glücklich über die Abstimmung des denkmalpflegerischen Zielkonzepts mit dem Denkmalschutz. Hinsichtlich der maroden Trägerstruktur des „Vordachs“ , die wohl saniert werden könne, seien den Zuständigen von Deutscher Bahn und Denkmalschutz technische Lösungsvorschläge zugegangen, die noch im Detail abgestimmt werden müssten.

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