„Brandschutz in besten Händen“ – Stadtbrandinspektor Gunnar Milberg geht in Ruhestand und erhält Ehrenplakette der Stadt

Gunnar Milberg erhält von Bürgermeister und Brandschutzdezernent Temmen und den Feuerwehrkameraden zum Abschied eine Märklin „Krokodil“. Foto: Sura

Kronberg (aks) –„Das ist ja wie bei einer Beerdigung“, murmelt Jürgen Link mit einem Augenzwinkern, als er die Stadthalle betritt, die in feierlichen Kerzenschein getaucht ist. Hier fand am Sonntagnachmittag die Verabschiedung seines Nachfolgers, Stadtbrandinspektor Gunnar Milberg, statt.

Scheiden tut weh

Abschied nehmen tut weh, viele Redner bezeugen später ihren tief empfundenen Dank für sein Ehrenamt, und auch ein wenig Wehmut über den Weggang eines zuverlässigen Mitstreiters schwingt da mit. Mit Ehrungen aus höchsten politischen Kreisen fiel der Weg in den Ruhestand dann aber vielleicht doch tröstlich aus. Die Stadt Kronberg und der Magistrat hatten zu einem geselligen Beisammensein geladen, unterstützt vom Aktionskreis Lebenswerte Altstadt, dem Kronberger Braumeister Stefan Schmidt und dem Obsthof Krieger. Neben Bürgermeister Klaus Temmen, der auch Brandschutzdezernent ist, und dem Hessischen Minister des Innern und für Sport, Peter Beuth, erwiesen ihm auch Landrat Ulrich Krebs und Landtagsabgeordneter und Kreistagsvorsitzender Jürgen Banzer sowie der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Norbert Fischer, die Ehre.

Gunnar Milberg wirkte ehrlich gerührt, demütig und dankbar für die Feier zu seiner Verabschiedung.

Die zahlreichen Gäste, darunter eine Hundertschaft Kameraden in Ausgeh-Uniform und hochdekoriert – Kameradinnen waren eher in der Minderheit - waren zu seiner großen Freude von nah und fern gekommen. Auf Nachfrage bei Thorsten Nuhn, der die Feuerwehren von Kronberg und Oberhöchstadt in Zukunft leitet, was es mit den vielen Orden auf den Uniformen so auf sich hat, führt er aus, dass es sich um Dienstgrade handelt, Ehrungen nach Dienstjahren sowie Auszeichnungen für besondere Einsätze. Der 40-jährige Elektrotechnikmeister ist 25 Jahre bei der Feuerwehr und sichtlich stolz, das verantwortungsvolle Amt des Stadtbrandinspektors nun zuverlässig zu übernehmen.

Ehre wem Ehre gebührt

Andreas Knoche ergreift als Stadtverordnetenvorsteher als erster das Wort und gratuliert Gunnar Milberg zum 65. Geburtstag. Sein Alter sehe man ihm nicht an, mit so viel Elan sei er unterwegs. „Aber qua Gesetz ist Schluss“, so will es der Gesetzgeber. 19 Jahre lang habe er sein Amt „gewissen- und vorbildhaft“ ausgefüllt, dafür gebühre ihm höchster Dank für seine „unverzichtbaren Dienste“. Stadtbrandinspektor, so führt Knoche aus, könne nur werden, „wer persönlich geeignet ist, die erforderlichen Fachkenntnisse besitzt und der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr angehört“ und begrüßt anschließend den „Neuen“ Thorsten Nuhn als Nachfolger für die Feuerwehren Kronberg und Oberhöchstadt. Klaus Temmen hält eine Überraschung für Gunnar Milbergs ehrenamtliches Schaffen bereit und überreicht ihm die Ehrenplakette der Stadt Kronberg. Der Brandschutz sei bei ihm „in besten Händen“ gewesen. Als Ausbilder habe sich Gunnar Milberg nicht nur um den Nachwuchs gekümmert und die professionelle Ausbildung der Mannschaft, sondern sein Engagement spiegelte sich auch in der Beschaffung von Fahrzeugen und Material im Wert von mehreren Millionen Euro. Des Bürgermeisters Fazit: Milberg trug maßgeblich zur Sicherheit der Bürger/Innen durch qualifizierte Feuerwehrleute und hervorragende technische Ausstattung bei. 2005 erhielt er für seine Verdienste die Ehrenbezeichnung „Stadtältester“. Geschätzt habe Temmen Milbergs Fachkompetenz, sein strategisches Denken, immer in Abwägung dessen, was sachlich notwendig und realistisch umsetzbar sei. Die Ehrenplakette, die er mit Hilfe von Andreas Knoche anschließend „an den Mann bringt“, gebühre „eigentlich“ seiner Ehefrau Christine, so Temmen schmunzelnd, die ihn immer unterstützt habe.

70.000 ehrenamtliche Feuerwehrleute

Staatsminister Beuth erzählt gut gelaunt von der Person Gunnar Milberg, die er auch persönlich sehr schätze. Als aktiver Kamerad wusste er um die Probleme an der Basis und nahm all seine Erfahrungen und Lehren mit ins Hessische Ministerium, wo er in leitender Funktion tätig war und so viele Projekte auf den Weg gebracht habe. „Jemand wusste Bescheid!“ Und so investierte er in guten Standard und standardisierte Abläufe, in gute Ausbildung und Führung. „70.000 ehrenamtliche Feuerwehrleute müssen wir erhalten für einen wichtigen Dienst an der Gemeinschaft“, so Beuths Überzeugung. Im Hessischen Haushalt sei deshalb geplant, das Budget der Feuerwehren für Städte und Kommunen von 30 Millionen auf 41 Millionen aufzustocken. Sein joviales Lob gilt dem Rentner, der nach wie vor fit und aktiv wirkt, und er ergänzt: „Wir sind stolz auf Ihre Frau, dass sie Sie so gut gepflegt hat“. Mit diesen Worten verleiht ihm Beuth das silberne Brandschutzverdienstzeichen – und da es keine halben Orden gebe, einen schönen bunten Blumenstrauß für seine Frau.

Landrat Krebs ist nicht minder voll des Lobes. Im Namen der Kreiskörperschaften unterstreicht er das „komplizierte Gebilde“ der Wehren, „wo der eine sich auf den anderen verlassen muss“. Manchmal werde es zum Problem, wenn die finanzstarken Städte im Vordertaunus mit den schwächeren zusammenarbeiten müssten. Hierbei kommt dem guten Kontakt der 13 Stadtbrandinspektoren eine wichtige Rolle zu. Milberg sei viel an der Basisarbeit gelegen, die er als Kreisausbilder gut beurteilen konnte. Und noch mehr: „Die aktiven Feuerwehren in Kronberg haben es geschafft, junge Menschen zu begeistern!“. Es geht also voran – nun mit Thorsten Nuhn in eine neue Generation.

Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Norbert Fischer, gibt die Anekdote zum Besten, wie Gunnar Milberg die damalige Frankfurter Oberbürgermeisterin, Petra Roth, mit seiner Leidenschaft für die Feuerwehr so ansteckte, dass sie ihn dann auch tatsächlich in Kronberg besuchte. „An strategischer Stelle als Leiter der Abteilung V (Anm. der Redaktion: Abt. V für Brand- und Katastrophenschutz, Informations- und Kommunikationstechnik Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungswesen, Verteidigungswesen, Krisenmanagement) ein Feuerwehrmann, das hat viel bewirkt.“

Krokodil als Dankeschön

Thorsten Nuhn bedankt sich kurz und knapp im Namen aller Feuerwehrkameraden und dann überreicht er dem Märklin-Sammler Gunnar Milberg einen Riesenkarton mit einer „Krokodil“: Der Märklin Klassiker schlechthin: Die Güterzuglok der Serie Ce 6/8 II der SBB. Sie gilt als historisch einmalig – nicht nur bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und am Gotthard.

Das Schlussplädoyer gehört dem Ehrengast ,und der ist zunächst ehrlich überwältigt von den vielen Ehrungen: „Ich bin sehr glücklich darüber“ und „ich wusste nicht, dass ich so ein guter Kerl bin!“. Ganz wichtig ist ihm die Botschaft an alle, dass er als Stadtbrandinspektor, „früher war das der mit dem dicksten Bauch“, nicht allein agiert habe, sondern für und mit allen Kameraden und Kameradinnen. So nimmt er die Ehrungen und Auszeichnungen „stellvertretend für die Mannschaft“ an. In Demut und Bescheidenheit, die neben seinem Talent als strategischer Fädenzieher und erfolgreicher Manager in Sachen Ausstattung, Eigenschaften sind, die ihn ausmachen, verneigt er sich vor seinen Gästen – „ich möchte dem Imbiss nicht länger im Wege stehen“.

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