Bürgerpreis 2020 „als sichtbares Zeichen des Dankes“ an fünf Kronberger Stiftungen verliehen

Eingerahmt von Bürgermeister Christoph König (links) und seinem Vorgänger Klaus Temmen die Preisträger mit Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche in ihrer Mitte

Foto: Stadt Kronberg

Kronberg (mw) – Traditionsgemäß verleiht die Stadt Kronberg im Taunus seit 2003 alljährlich beim Neujahrsdialog den Bürgerpreis für das Vorjahr, doch aufgrund der Covid-19-Pandemie musste der Neujahrsdialog im Januar 2021 ausfallen – wie so vieles in diesem Jahr. Am Freitagabend zum hessischen Ferienbeginn war es endlich möglich, die Feierstunde in einem angemessenen Rahmen im Rathaussaal durchführen zu können. Die mit einem Scheck und einer Urkunde verbundene Auszeichnung ging gleich an fünf Stiftungen: Die Liselott und Klaus Rheinberger-Stiftung, die Dingeldein-Stiftung, die Carl und Erika Neubronner-Stiftung, die Kronberg-Stiftung und die Dr. Ludwig-Pfannenmüller-Stiftung.

Nach einem Sektempfang genossen die geladenen Gäste zur weiteren Einstimmung auf die Zeremonie das junge Celloquartett, bestehend aus Marie Laetitia Braun, Pablo Camba Di Gregorio, Dhana Liedtke und Carl Lerche von der Kronberg Academy, die „Souvenir de Curis“ von Guillaome Paques spielten.

Neben Gremienmitgliedern, Vertretern der Kronberger Vereinsringe, Stiftungen, Mitgliedern des Magistrates und den Vorsitzenden der Ortsbeiräte war auch Bürgermeister Klaus Temmen a. D. anwesend, auf dessen Vorschlag hin der Magistrat entschieden hatte, den Kronberger Bürgerpreis 2020 an die fünf mannigfaltig für das Gemeinwohl der Stadt Kronberg wirkenden Stiftungen zu verleihen.

Als Erstes sprach jedoch Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche den Preisträgern seinen „ganz persönlichen Respekt und Dank“ aus „für all das, was die Stiftungen in der Vergangenheit und auch heute noch in und für Kronberg geleistet haben und leisten.“ Bürgermeister Christoph König nahm diesen Ball in seiner Laudatio auf. „Der Bürgerpreis 2020 ist ein sichtbares Zeichen des Dankes an die fünf Stiftungen für die jahrelange sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt Kronberg und für die großzügige Unterstützung der vielen sozialen und kulturellen Projekte sowie die Unterstützung des bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Engagements in Kronberg“, formulierte er. „Und wir schließen die Stifterinnen und Stifter in unseren Dank mit ein, denn sie waren und sind es, die dieses großartige Engagement ermöglicht haben.“

Vielfältig und langjährig

Mit der Verleihung des Bürgerpreises solle „die vielfältige und langjährige Förderung und Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements in Vereinen, Organisationen und Institutionen, von kulturellen und sozialen Projekten sowie im Bereich der Bildung, des Sports und der Kinder- und Jugendarbeit in unserer Stadt gewürdigt werden“.

Bevor der Bürgermeister die Stiftungen einzeln vorstellte, hob er heraus: „Insgesamt ist in den zurückliegenden zehn Jahren durch das Wirken der hier ausgezeichneten Stiftungen ein stattlicher siebenstelliger Betrag an Zuwendungen geflossen. Und unabhängig davon, ob es große oder kleinere Beträge sind – die Stiftungen haben es immer geschafft, ihre Hilfe sehr individuell und treffsicher dorthin zu bringen, wo sie gerade gebraucht wird.“

Dafür gelte es für die Stadt Kronberg und für die Stadtgesellschaft insgesamt, „einen großen Dank auszusprechen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass der Staat, die öffentliche Hand in fast allen Bereichen fast alles für uns regelt.“ „Vollkaskomentalität“ nenne man das gerne. Tatsächlich gebe es aber genug Situationen, in denen der Staat, die öffentliche Hand, nicht helfen könne. „Sei es, dass nicht genug Geld im Topf ist, sei es, dass die Regeln es nicht zulassen. Das können ganz kleine, verborgene, individuelle Notlagen sein, das können aber auch ganz große Projekte sein, über die jeder spricht“, machte er deutlich.

Die Stiftungen – und damit auch die Stifter, die den Stiftungen nicht nur ihren Namen, sondern auch die Möglichkeiten gegeben haben – würden aus einem Gefühl der Verantwortung heraus helfen. „Der Verantwortung für die einzelnen Menschen in dieser Stadt, aber eben auch für die Gesellschaft, die mehr ist als die Summe der einzelnen Menschen. Es waren die Stifter, die diese Verantwortung gesehen und angenommen haben. Und es sind die Stiftungen, die diese Verantwortung heute tragen und ihr gerecht werden“, betonte König.

Die Preisträger im Überblick

Die Dingeldein Stiftung erinnert an die Kronberger Unternehmerin Elisabeth Dingeldein und wurde auf ihren Wunsch nach ihrem Tod im Jahr 2003 gegründet. Elisabeth Dingeldein, die selbst keine Erben hatte, hinterließ neben ihrem Geschäftshaus in der Friedrich-Ebert-Straße auch etwas Kapital, um bürgerschaftliches Engagement in der Burgstadt zu unterstützen. So konnte die Stiftung in den vergangenen Jahren zum Beispiel die ökumenische Diakoniestation und andere Vereine unterstützen. Das Museum Kronberger Malerkolonie, die Kronberger Kirchengemeinden und die Burg Kronberg wurden gefördert. Sichtbarer Dreh- und Angelpunkt der Dingeldein Stiftung ist natürlich das gleichnamige Haus in der Friedrich-Ebert-Straße, seit neuestem aber auch der dahintergelegene Hof mit der Scheune, die mit großem Engagement restauriert und hergerichtet wurde und die sich in den nächsten Jahren ganz sicher als kleiner, feiner Veranstaltungsort einen festen Platz im Kronberger Kulturleben sichern wird. „In diesem Zusammenhang sei nicht unerwähnt, dass es ein reiner Glücksfall für Kronberg ist, dass die Kronberger Bücherstube von Dirk Sackis ausgerechnet im Dingeldein-Haus ihr Zuhause gefunden hat. Hier passt alles zusammen“, freute sich König.

Die Kronberg Stiftung, 2007 von der Evangelischen Markus-Gemeinde Schönberg und Kronberger Bürgerinnen und Bürgern gegründet, „ist die einzige Stiftung nach Kirchenrecht unter unseren Preisträgern“, bemerkte der Rathauschef. Sie unterstütze – getreu ihrem Motto „Wir fördern Gemeinde“ – insbesondere Projekte der Kinder-, Jugend- und Familienarbeit und für Senioren, Projekte des kulturellen Austauschs und des Dialogs, der Bildungs- und Betreuungsarbeit und erfülle so den Gedanken der christlichen ,Fürsorge für den Nächsten‘ mit Leben. „Zum Beispiel unterstützt die Stiftung das Projekt ,RatHaus‘der Altkönigschule, sie fördert Projekte in der Kita Rappelkiste und der Viktoriaschule, aber auch das Schönberger Forum der Markusgemeinde, eine Vortragsreihe zu aktuellen Themen aus Kirche und Gesellschaft“, zählte er exemplarisch auf. „Besonders möchte ich die Unterstützung für das integrative ,Lädchen für alles‘ erwähnen – für Schönberg ein besonders wichtiges Projekt.“

Die 1997 gegründete Carl und Erika Neubronner Stiftung Kronberg erinnert an den Kronberger Ehrenbürger und seine Frau, die sich zeitlebens für das Gemeinwohl der Stadt engagierten. Der 1896 Geborene war der Sohn des Hofapothekers Dr. Julius Neubronner, in Kronberg vor allem bekannt als Pionier der Brieftaubenfotografie. Carl Neubronner leitete 70 Jahre lang das Familienunternehmen, war Mitbegründer des TEVC Kronberg und verstarb im Alter von 101 Jahren. Die Neubronner Stiftung hat sich die Unterstützung behinderter und bedürftiger Kronberger Bürger und die Förderung kultureller Veranstaltungen zur Aufgabe gemacht. König dazu: „So hat sie maßgeblich mit Zuwendungen zur Ausstattung im Kaiserin-Friedrich-Haus beim Alzheimer- und Demenz-Tagespflegeprojekt beigetragen. Sie unterstützt das therapeutische Reiten im Reitclub Kronberg und ermöglicht außerdem immer wieder Zuwendungen an unterschiedliche Vereine.“

Die 2008 ins Leben gerufene Dr. Ludwig Pfannemüller Stiftung erinnert an den im gleichen Jahr verstorbenen Mediziner. Der Rathauschef berichtete, dass Pfannemüller zunächst als Militärarzt, später als Tropenmediziner durch viele Länder gereist war und zeitweilig Leibarzt des letzten Kaisers von Äthiopien war. 1972 kam er nach Eschborn zur GAWI, einer Vorläuferin der heutigen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. „So verbrachte er seine letzten Lebensjahre in Kronberg und brachte auf Anregung von Egbert Fröhlich einen Teil seines Nachlasses in die nach ihm benannte Stiftung ein“, erzählte er weiter. Von 2010 bis 2020 wurden durch die Dr. Ludwig Pfannemüller Stiftung bedürftige Bürgerinnen und Bürger, aber auch soziale Initiativen in Kronberg unterstützt. Unter anderem konnten der Umbau des Fritz-Emmel-Hauses, die Anschaffung eines Bauwagens für den Waldkindergarten und Seniorenfahrten gefördert werden. Pflegende Angehörige von an Demenz und Alzheimer erkrankten Personen wurden mit Zuwendungen bedacht. Außerdem leistete die Stiftung Weihnachtsunterstützung und zahlreiche Einzelunterstützungen für Bedürftige. „Als echte Verbrauchsstiftung hat die Pfannemüller Stiftung ihr Kapital im vergangenen Jahr aufgezehrt und besteht mittlerweile nicht mehr“, informierte König abschließend.

Die Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung erinnert an den 2011 verstorbenen Unternehmer und Mäzen Klaus Rheinberger und seine 1999 verstorbene Frau Liselott Schindling-Rheinberger, die in der deutschen Öffentlichkeit unter dem Namen Liselott Linsenhoff als mehrfache Olympiasiegerin im Dressurreiten in Erinnerung ist. „Krönung ihrer sportlichen Karriere war die Goldmedaille im Einzel-Dressurreiten 1972 in München“, erinnerte König.

Die Rheinberger Stiftung hat ein breites Aufgabenspektrum. Dazu gehören die Förderung des Sports, des Landschafts- und Denkmalschutzes und des Heimatgedankens, der Wohlfahrtspflege, kultureller Zwecke und die Unterstützung von Tierheimen – jeweils in und um Pirmasens, der Heimatstadt von Klaus Rheinberger, und in Kronberg, wo die Familie seit vielen Jahren ansässig war und noch ist. „So, wie sich die Familien Linsenhoff und Rheinberger in und für Kronberg engagiert haben und heute noch engagieren, so wirkt die Rheinberger Stiftung seit vielen Jahren und in herausragendem Maße speziell im kulturellen und sozialen Bereich“, betonte er. Unter anderem die Sanierung der Burg Kronberg, der Umzug des Museums Kronberger Malerkolonie in die Villa Winter oder die Umsetzung des „Kindertagespflege-Vertretungsmodells“ wären ohne die Unterstützung der Rheinberger Stiftung kaum möglich gewesen. Darüber hinaus engagiert sich die Rheinberger Stiftung mit vielen weiteren Spenden im kulturellen, Bildungs- und sozialen Bereich in unserer Stadt. Beispielhaft angeführt seien hier die Unterstützung der Kronberg Academy, der Stadtbücherei und des Opel-Zoos.

Bevor Bürgermeister König gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Knoche die feierliche Urkundenverleihung vornahm, vergaß er nicht, seinen herzlichen Dank an alle Spender, Sponsoren und Gönner zu richten, die die Stadt in den unterschiedlichsten Bereichen und Projekten ebenfalls und immer wieder unterstützten. „Allein um die 30 Stiftungen von A wie Alzheimer bis Z wie Zoo sind in und für Kronberg aktiv.“

Nach der Auszeichnung blieb Raum für weitere Wertschätzung. Auch Bürgermeister a. D. Klaus Temmen ergriff das Wort. Explizit wies er auf die Besonderheit der fünf mit dem Bürgerpreis 2020 ausgezeichneten Stiftungen hin, auf die enge Verzahnung zwischen ihnen und der Stadt durch die Einbindung des Bürgermeisters, kraft Amtes entweder in den Vorstand, des Kuratoriums oder in einen Beirat.

Immer offene Ohren

„So war und ist es der Stadt möglich, Impulse, Vorschläge oder Anregungen für eine Förderung von, den Stiftungszwecken entsprechenden, Projekten und Maßnahmen oder von gemeinnützigen Institutionen, Organisationen oder ehrenamtlichen Engagement in Vereinen zu tätigen. Hierbei bin ich fast immer auf offene Ohren in den fünf Stiftungen gestoßen“, unterstrich der zwei Amtszeiten fungierende Rathauschef.

Ausdrücklich lobte er die persönliche, kooperative und menschlich sehr angenehme Zusammenarbeit mit jedem einzelnen der Stiftungsvorstände und gab abschließend seiner Hoffnung Ausdruck, „dass die Stiftungen der Stadt auch weiterhin gewogen bleiben“ und er sich sicher sei, „dass sie das auch tun und sicher auch sehr gut mit Bürgermeister Christoph König zusammenarbeiten werden.“ Sein Schlusszitat war: „Unser gemeinsames Ziel war immer: Wir wollen helfen und durch Sie konnten wir auch helfen, viel Gutes für die Menschen, die Vereine und Institutionen und damit für unsere Stadt tun. Dafür nochmals herzlichen Dank, und die Zusammenarbeit mit Ihnen war mir eine Ehre!“ Als feierlicher musikalischer Abschluss erklang die „Passacaglia“ von Johan Halvorsen durch Amelie Reinhardt und Pablo Camba Di Gregorio.

Seit 2003 kamen die Preisträgerinnen und Preisträger aus den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgesellschaft. Es sind Vereine dabei wie die Kronberger Partnerschaftsvereine oder der Thäler Kerbeverein, aber auch Einzelpersonen wie Prof. Dieter Rams, Erika Bollwan und Bernhard Wild.



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