„Das Christkind lebt für immer“– Sternstunde mit Konrad Beikircher

Konrad Beikircher bereitet seinem treuen Publikum einen vergnüglichen, vorweihnachtlichen Kabarettabend in den Kronberger Lichtspielen – oder ist er gar der Weihnachtsmann?

Foto: Sura

Kronberg (aks) – „Das Christkind lebt“, so stand es offiziell in der New Yorker Zeitung „The Sun“ im Jahr 1897, mit dieser frohen Botschaft und der Geschichte der kleinen Virginia startet Konrad Beikircher, den man mit seinen grauen Haaren, dem milden Lächeln und der runden Lesebrille vor roter Kulisse an diesem Abend selbst für den Weihnachtsmann halten konnte, in eine Märchenstunde für Erwachsene, die nicht nur von guten Gaben und „glühenden Kindergesichtern“ handelte. Nach zwei Jahren konnte er nun endlich, heiß ersehnt von seinen treuen Fans, in den Kronberger Lichtspielen auftreten: „Zuerst war ich krank, dann wart ihr krank“. An seinem Gabentisch präsentierte er satirische, bitterböse und vor allem höchst unterhaltsame Geschichten zum Thema Weihnachten. Die Herzensfrage gleich zu Anfang nach dem Christkind ist eine bekannte Geschichte, und die Antwort des Redakteurs Church rührt jedes Mal aufs Neue und sie lautet so: „Ja, es gibt ein Christkind, auch wenn wir es nicht sehen können. Die wichtigsten Dinge bleiben unsichtbar, trotzdem gibt es sie…Was du auch siehst, du siehst nie alles“, diese Weihnachtsbotschaft, die an Saint Exupéry erinnert („wir sehen nur mit dem Herzen gut“), werden alle Anwesenden gern mit nachhause nehmen und den neugierig naseweisen Enkelkindern und Kindern ans Herz legen. Konrad Johann Aloysia Beikircher, der am Nachmittag bereits ein unterhaltsames Programm für Kinder absolviert hat, hat eine wohltuende Stimme, der man gern lauscht. Der gebürtige Südtiroler ist Kabarettist, Musiker (er singt Paolo Conte) und Autor, der in vielen Dialekten zuhause zu sein scheint und frei von der Leber weg am liebsten auf Kölsch, aber auch tirolerisch, bayrisch und böhmisch plaudert, entführt sein begeistertes Publikum gern auf winterliches Glatteis, in den düsteren Tannenwald, auf weihnachtliche Sauftouren und sogar auf den Spandauer Weihnachtsmarkt: „In Nürnberg gibt es Lebkuchen, in Köln Printen, in Dresden Stollen und in Spandau auf die Fresse“. Auf Ringelnatz‘, „ein ganz großer Kleinkünstler“, folgt Peter Frankenfelds Liebesgeschichte vom Tannenbaum und der Linde. Karl Valentin erweckt er mit seinen Winterstreichen und dem typischen harten Münchner Dialekt zum Leben, sowie Heinz Erhard, der Camembert auf Dezember reimt. Als Krönung dann, lakonisch vorgetragen, die tragisch-saukomische und total pietätlose Weihnachtsgeschichte von Loriot, die die meisten von Weihnachtsfeiern zu fortgeschrittener Stunde kennen, nämlich die vom Förster, der im „Advent“ von seiner Ehefrau über „Kimm und Korn“ erst erschossen und dann ausgeweidet wird. Weiter geht’s mit Dieter Hildebrandt, Wilhelm Busch – „geht nicht ohne“ – und Gerhard Polt, „ein großer Satiriker“. Das Publikum gluckst und prustet, so ansteckend ist Beikirchers humorvolle Vortragskunst. Und wer kennt Hans Scheibner und Horst Evers? „Wat machste dann als nächstes?“, fragt sich der Künstler zwischendurch selbst und sortiert die vielen bunten Bücher. Laute Lacher ernten seine eigenen Geschichten, die er rückblickend und in einem vergnügten Plaudermodus, der viele Schleifen dreht, in aller Seelenruhe und in allen quietschlebendigen Details zum Besten gibt. Zwei Stunden schenkte Konrad Beikircher reines Vergnügen und gute Laune. Frohe Weihnachten – lachen erlaubt!



X