Was Dampfnudeln, Rahmstrudel und Klarinetten verbindet – Das Trio Schmuck

Mit der reizvollen Instrumenten-Kombination zwei Klarinetten und Klavier und Werken von Klassik bis Jazz erfreute das Trio Schmuck Samstagabend das Konzertpublikum im Festsaal des Altkönig-Stifts. Foto: Nina Strack / Altkönig-Stift

Kronberg (pf) – „Kunst und Kulinarisches fängt beides mit K an“, meinte schmunzelnd der Klarinettist Johann-Peter Taferner vom Trio Schmuck, das Samstagabend zu einem Konzert ins Altkönig-Stift gekommen war und sein Programm mit einem der beiden Konzertstücke für zwei Klarinetten und Klavier von Felix Mendelssohn Bartholdy eröffnet hatte. Dann erzählte er die kuriose Geschichte, wie es dazu kam, dass Felix Mendelssohn Bartholdy für die Klarinettenvirtuosen Heinrich Joseph Baermann und seinen Sohn Carl, der auch Bassetthornist war, zwei Konzertstücke komponierte.

Bei einem Besuch in München, wo er die beiden Baermanns kennenlernte, hatte Mendelssohn Dampfnudeln und Rahmstrudel, zwei bayerisch-österreichische Spezialitäten, schätzen gelernt, die er in Berlin nirgends bekommen konnte. Als Vater und Sohn Baermann dann Ende 1832 Mendelssohn in Berlin besuchten, versprachen sie dem Freund eine üppige Portion Dampfnudeln und Rahmstrudel, wenn er ihnen dafür ein Stück schriebe, das sie während ihrer geplanten Tournee nach St. Petersburg spielen könnten. Das tat Mendelssohn gleich an zwei Abenden nacheinander, während Carl Baermann in der Küche wirkte und köstliche Dampfnudeln und Rahmstrudel zubereitete. Seinem ersten Werk gab er die Widmung: „Die Schlacht bei Prag! Ein großes Duett für Dampfnudel und Rahmstrudel, Klarinette und Bassetthorn, komponiert und demütig dediziert an Baermann sen. und Baermann jun. von Ihrem ganz ergebenen Felix Mendelssohn Bartholdy.“

Nicht zum ersten Mal gastierte am Samstag das Trio Schmuck im Altkönig-Stift. Dieses Mal hatte Namensgeberin und Klarinettistin Sayaka Schmuck als Pianisten den Opus-Klassik-Preisträger Benyamin Nuss mitgebracht, dazu ihren Klarinettenkollegen Johann-Peter Taferner. Was sich als ungewöhnlich interessante Wahl erwies, denn die beiden verstanden es vorzüglich, ihren Instrumenten mit Virtuosität und mitreißender Spielfreude höchst reizvolle Duette und Dialoge zu entlocken, die dem Publikum im Festsaal des Altkönig-Stifts viel Freude bereiteten. Als Titel für ihr Programm hatten sie „Von Klassik bis Jazz“ gewählt. Ehe das zweite der beiden für Vater und Sohn Baermann komponierten Konzertstücke erklang, spielte das Trio zwei weitere für zwei Klarinetten und Klavier arrangierte Stücke von Felix Mendelssohn Bartholdy: eine Arie aus seiner Sinfoniekantate „Lobgesang“ und ein Herbstlied. „In dem man den Herbstwind pfeifen hören kann“, wie Taferner anmerkte, der auch als Moderator durch das Konzert führte.

Dann machten die drei mit dem bekannten Jazz-Standard und Song „Fly me to the moon“ des Komponisten und Texters Bart Howard, durch Frank Sinatra weltbekannt geworden, einen musikalischen Sprung ins 20. Jahrhundert. Es folgten „Ain‘t she sweet“ von Milton Ager, ein Song aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der in Deutschland vor allem in der Version der Beatles berühmt wurde, „Waltz for Debby“ von Bill Evans und „Sunny“, ein Soulsong von Bobby Hebb, den dieser 1963 in Erinnerung an seinen Bruder Hal schrieb, der einen Tag nach der Ermordung John F. Kennedys bei einer Messerstecherei in Nashville ums Leben kam. Zum Evergreen wurde er durch zahlreiche Coverversionen, unter anderem von Boney M. und Ella Fitzgerald. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus für das einstündige Konzert und ließ das Trio erst nach einer Zugabe von der Bühne: dem Blumenduett aus Léo Delibes Oper „Lakmé“, bei dem die zwei Klarinetten die Rolle der Sängerin und des Sängers übernahmen.



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