Dingeldein-Laterne erinnert an das unvergessene Kurzwarengeschäft

Direkt gegenüber dem Recepturhof, vor dem circa 1903 erbauten Haus Friedrich-Ebert-Straße 5 mit dem markanten goldenen Schriftzug „Adam Dingeldein“, ist diese Laterne zu finden. Foto: privat

Kronberg. – Kronberger Geschichte steckt seit hunderten von Jahren voller Leben. Diese übertragenen, teils wahre Geschichten, teils überlieferte Anekdoten, finden sich in den Scherenschnitten der Kronberger Altstadtlaternen wieder, gestaltet von dem Nordhessischen Künstler Albert Völkl. Die 1. Kronberger Laienspielschar lässt wieder in Form von Erzählungen, Gedichten, Gesangseinlagen, aber vor allem auch spontanen Theaterszenen mitten in der Stadt das Kronberg früherer Zeiten lebendig werden. Treffpunkt für den Beginn der zweiten Herbstführung ist Sonntag, 20. November, um 18 Uhr im Recepturhof, Friedrich-Ebert-Straße 6. Ein Obolus von 7 Euro pro Person wird vor Ort erhoben.

Eine dieser besonderen Laternen ist die Dingeldein-Laterne. Sie steht direkt vor dem ca. 1903 erbauten Haus Friedrich-Ebert-Straße 5 mit dem markanten goldenen Schriftzug „Adam Dingeldein“. Für viele alte Kronberger ist das Kurzwarengeschäft Dingeldein in der Friedrich-Ebert-Straße unvergessen.

Bis zuletzt bedeutete das Eintreten in dieses Geschäft eine Zeitreise in frühere Jahrzehnte, die Ladeneinrichtung von 1919 hatte dank der Eigentümerin Elisabeth Dingeldein nie eine Modernisierung erfahren. Die Ladeneinrichtung war eine Handarbeit eines verwandten Schreiners namens Wilhelm Fischer aus Oberursel/Stierstadt. Eine elektronische Kasse wurde bis zum Ende als überflüssig angesehen – die Buchhaltung erfolgte selbstverständlich per Hand.

Drechsler Adam Dingeldein senior, der nach Kronberg eingeheiratet hatte, betrieb bereits vorher am Ort ein Spezereiwarengeschäft mit angeschlossenem Flaschenbierverkauf an Bauhandwerker, die am Bau der zahlreichen Sommervillen der reichen Frankfurter beschäftigt waren. Sein Sohn, Adam Dingeldein junior, erlernte den Beruf des Einzelhandelskaufmannes um 1900 und war mit der Kronbergerin Lina M. Weidmann verheiratet, sie bekamen zwei Kinder, Heinrich (1909-1988)und Elisabeth (1911-2003).

Über 100 Jahre ist es jetzt her, dass das Ladengeschäft in der Friedrich-Ebert-Straße am 3. November 1919, Eigentum des Onkels von Adam Dingeldeins Frau, Bäcker Wilhelm Weidmann, in Kronberg damals bekannt als „Onkel Sauerteig“, von A. Dingeldein junior als Cigaretten-, Kurz-, Spiel- und Papierwarengeschäft ausgebaut wurde. Schon bald bot er ein umfassendes Sortiment an – Zigarren, Schreib- und Spielwaren, Ansichtskarten, Andenkenartikel, Porzellan, Kurz- und Wollwaren, Nähutensilien, Toilettenartikel, Hemden, Socken, Badeanzüge und vieles mehr.

Elisabeth Dingeldein arbeitete schon in ihrer Schulzeit im Laden mit und übernahm diesen später. Gemeinsam mit ihrer Schwägerin Lisbeth Dingeldein stand sie mit über 90 Jahren noch jeden Tag unter der Woche im Laden.

Schon zu Lebzeiten machte sich Elisabeth Dingeldein Gedanken, wie es mit ihrem Vermögen und dem schönen Anwesen mit Hof und Scheune weitergehen sollte. Diese Überlegungen mündeten in der Gründung der Dingeldein Stiftung – Überschüsse aus Vermietung von Wohn- und Geschäftsräumen sollten nach dem Willen der Verstorbenen für Belange der Kronberger Vereine und soziale Zwecke eingesetzt werden, sodass der Name „Dingeldein“ auch weiterhin im positiven Sinne lebendig und in Erinnerung bleibt.

Die Teilnahme an der nächsten Laternenwanderung der 1. Kronberger Laienspielschar ist nur nach vorheriger Anmeldung unter der E-Mail: info[at]kronberger-laienspielschar[dot]de oder über den Kulturkreis, Telefon: 06173-929104 möglich. (mw)



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