In früheren Zeiten besaß die Kirche bekanntlich eine dominante gesellschaftliche Stellung, nicht nur auf ihrem ureigenen Sektor, der Religion, sondern auch in der deutschen Reichspolitik. Staat und Kirche waren einst eng miteinander verwoben, obwohl Jesus einst gesagt hatte, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei (Joh.18,36). Damit war es für die weltlichen Adelsfamilien wichtig, dass sie gute Kontakte zu Kirche und Klerus hatten. Am besten war es, wenn wichtige Posten in der Kirche von Familienmitgliedern der eigenen Sippe besetzt wurden. Das gelang der hiesigen Adelsfamilie mit ihrem Schweikard von Kronberg, als dieser von 1604 bis 1626 Erzbischof und Kurfürst von Mainz war. Er führte das wichtige Bistum Mainz sowohl weltlich-politisch als kurfürstlicher Landesherr als auch kirchlich-religiös als Oberhirte und Erzbischof an. Als einer der sieben Kurfürsten war er zudem für die Wahl des Kaisers zuständig und qua Amt als Reichserzkanzler dessen Stellvertreter. Im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts war die Kronberger Adelsfamilie somit durch Schweikard im gesamten Reich in aller Munde. Doch Schweikard war keineswegs der erste Kronberger, der ein Bischofsamt innehatte. Bereits vor 725 Jahren wurde kurz vor Weihnachten im Jahr 1299 Eberwin von Kronberg zum Bischof von Worms ernannt. Eigentlich war er schon im Oktober 1299 dazu auserkoren worden, doch wollten seine Gegner im Wormser Domkapitel, die für einen alternativen Kandidaten gestimmt hatten, seine Wahl nicht anerkennen und leisteten deswegen heftigen Widerstand. Erst eine darauf vom damaligen Mainzer Erzbischof Gerhard II. von Eppstein einberufene Untersuchungskommission bestätigte die Wahl Eberwins am 21. Dezember 1299 als rechtmäßig und damit gültig.
Enge Bande nach Mainz
Eberwins Vater war mit Hartmut III. der Begründer des durchweg tonangebenden Kronenstamms in der Familie. Eberwin wählte die Priesterlaufbahn und war seit 1294 Domkanoniker in Mainz. Bereits sein im Jahr 1284 verstorbener Onkel, der ebenfalls Eberwin hieß, hatte das Amt eines Kanonikers und Scholastikers am Mainzer Dom innegehabt. Die beiden „Eberwine“ zeigen eindeutig, dass die Kronberger Adelsfamilie schon in ihrer Frühphase Ende des 13. Jahrhunderts enge Bande nach Mainz geknüpft hatte. Zu dieser Zeit lebte diese erst gut 100 Jahre fest auf ihrer Burg in Kronberg, in die sie wohl gegen 1170 von Eschborn umgezogen war. Eberwin saß bereits vor 1299 im Wormser Domkapitel und war seit 1298 Stiftspropst, das heißt „Chef“ des Stiftes Jechaburg am Kyffhäuser in Thüringen. Dieses einst machtvolle Chorherrenstift ging aus einem Benediktinerkloster hervor, das im Jahr 989 der bis heute berühmte Mainzer Bischof Willigis gegründet hatte. Der Propstei waren zu ihrer Blütezeit bis zu 1000 Kirchen zwischen Unstrut und Harz unterstellt.
Erhebliche Spannungen
Aus Eberwins Regierungszeit sind eine Reihe von Urkunden und Regesten erhalten geblieben, die von Wolfgang Ronner in seinem Regestenbuch „Die Herren von Kronberg und ihr Reichslehen 1189 – 1704“ näher beschrieben werden. Aus diesen geht hervor, dass sich während Eberwins Regierungszeit erhebliche Spannungen zwischen ihm als Bischof sowie den Bürgern bis hin zum Stadtpatriziat entwickelt haben müssen. Der Hauptgrund dafür war wohl, dass Eberwin als sehr selbstbewusster Kleriker auf seine bischöflichen Herrschaftsansprüche wieder stärker pochte als seine Vorgänger, wie der Kirchenhistoriker Erwin Gatz in seinem Nachschlagewerk „Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches – 1198 bis 1448“ festhält.
Kontroversen
Hinzu kamen aber auch innerkirchliche Kontroversen mit dem Stiftsklerus und Domkapitel. Als Folge wurde sogar ein temporäres Interdikt über die Bürger Worms verhängt, das deren zeitweilige Exkommunikation bedeutete. Die Fronten waren inzwischen derart verhärtet, dass Eberwin den damaligen Grafen Friedrich IV. von Leiningen mit seinem Personenschutz beauftragte. Die Querelen dauerten bis zu Eberwins Tod an. Überliefert ist außerdem unter seiner Ägide die Gründung des Frauenklosters Liebenau vor den Toren Worms als eine Stiftung. Im Jahr 1300 legte Eberwjn den Grundstein für das Kloster, kümmerte sich um die Fertigstellung der Bauten nach dem frühen Tod des Stifters und besetzte es später mit Dominikanerinnen. Im Jahr 1563 ließ Pfalzgraf Friedrich III. das Kloster wieder aufheben.
Sein Todesjahr ist umstritten. Allgemein wird
es für 1303 angegeben. Ronner weist jedoch darauf hin, dass eine Urkunde seinen Tod erst für das Jahr 1308 aufführt. Der Kronberger soll damals im Ostchor des Wormser Doms beerdigt worden sein. Das Bistum Worms existiert heute nicht mehr, da es 1801 infolge der Kirchenreform während der französischen Revolutionswirren aufgelöst worden war. (war)
Kronberger Geschichtssplitter
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