Kronberg (kb) – Über viele Jahre hinweg begeistert der Bariton Peter Anton Ling mit seinen Interpretationen großer Liederzyklen die Zuhörer in St. Johann. So konnte man unter anderem schon die „Winterreise“ und „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert, die „Dichterliebe“ von Robert Schumann oder auch die „Songs of Travel“ von Ralph Vaughan Williams hören. Am Sonntag, den 3. März, stehen nun „Vier erste Gesänge“ sowie der Liederzyklus op. 32 von Johannes Brahms und das „Vater unser“ von Peter Cornelius auf dem Programm. Brahms vertonte kurz vor Ende seines Lebens, im Jahr 1896, eine Auswahl biblischer Texte in Vorahnung des Todes seiner Freundin Clara Schumann, die am 26. März desselben Jahres einen Schlaganfall erlitten hatte. Die ersten drei Texte behandeln Tod und Vergänglichkeit des Lebens, im vierten Teil jedoch setzt Brahms den bekannten Abschnitt aus dem Römerbrief des Paulus in Töne, in dem es heißt: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Liebe aber ist die Größte unter ihnen.
Über den Liedzyklus opus 32 schreibt der Musikschriftsteller Gerhard Fischer: „Opus 32 ist eine kurze und dichte Meditation über Liebesleid. Es ist ein Selbstgespräch einer Seele, für die das Erdendasein lebenslang ein Exil war. Eine tiefe Traurigkeit geht von diesem Liederzyklus aus: Glück, Erfüllung, Rechtmäßigkeit der Lust sind weit entrückt. Dunkel ist diese Musik, ein Werk der Finsternis, eine musikalische Mischung von Härte und Weichlichkeit, eine Art Raserei und poetischer Wahnsinn.“ Peter Cornelius, dessen 200. Geburtstag und 150. Todestag man in diesem Jahr feiert, war zugleich Komponist und Dichter. Den „Neun geistlichen Liedern“ legt er eigene Gedichte zugrunde, in denen er das „Vater unser“ in sehr persönlicher Weise paraphrasierte. Musikalisch-thematisches Material entnahm er alten liturgischen Melodien, die er im Stile Liszts und Wagners leitmotivisch verarbeitet. Peter Anton Ling studierte Theologie, Philosophie, Gesangspädagogik, Musikpädagogik (Promotion) und Psychologie. Im Konzertfach vertritt er nahezu alle großen Partien der Bariton-Gattung und arbeitet mit namhaften Orchestern und Dirigenten zusammen. Schwerpunkte sind die romantischen vokalsinfonischen Werke und die barocken und klassischen Oratorien. Liederabende runden seine sängerische Tätigkeit ab. Konzertmitschnitte u. -aufnahmen entstanden bei ZDF, SWR, Arte Schweden, HR, BR und Radio Luxembourg. Zwischen 1983 und 2003 war er freier und festengagierter Sänger an den Opernhäusern Staatstheater Mainz, Stadttheater Bremerhaven, Theater der Stadt Heidelberg, Staatstheater Darmstadt, Aalto-Theater Essen, Pfalztheater Kaiserslautern, Theater der Stadt Koblenz, Städtische Bühnen Osnabrück, Theater Regensburg, Theater Basel, Stadttheater Bern und der Oper Frankfurt/Main. Im Jahr 2010 war er Teilhaber des Echo-Klassik für das Projekt Glaubenslieder. Seit dem Jahr 2000 lehrt er als ordentlicher Professor Gesang an der Hochschule für Musik Theater und Medien Hannover. Peter Anton Ling gilt als ausgewiesener Spezialist für die Stimmfächereinteilung der Oper und ist gleichzeitig ihr schärfster Kritiker; er referiert diesbezüglich an Hochschulen und bei Berufsverbänden. Er berät Sängerinnen und Sänger und Theater bei Castingfragen. Er betreut interdisziplinäre Promotionen, u.a. an der Bergischen Universität Wuppertal und der Universität Mannheim. Autor-, Herausgeber- und Gutachtertätigkeit runden sein Wirkungsfeld ab. Peter Ling war ehrenamtlicher Krankenhausseelsorger und ist geistlicher Begleiter. Das Konzert mit Peter Anton Ling, Bariton und Bernhard Zosel (Orgel, Klavier) findet statt am Sonntag, den 3. März um 18 Uhr in der evangelischen Johanniskirche in der Friedrich-Ebert-Straße 18 in Kronberg. Der Eintritt ist frei.