Familientreffen der Nachfahren der Oberförster Gerstner in Kronberg

Nachfahren der Oberförster Gerstner Foto: privat

Kronberg (kb) – Vom 13. bis 15. Oktober traf sich eine Gruppe von 15 Nachfahren der beiden ehemaligen Oberförster Gerstner in Kronberg, um sich vor Ort auf die Spuren der Vorfahren zu begeben. Die Familienmitglieder der sechsten Nachfahrengeneration kamen aus ganz Deutschland von der Förde bis zum Bodensee, einige auch aus der näheren Umgebung, ein Paar aus England. Arrangiert wurde das Treffen vom Gerstnerforscher Johannes Heydler, mit dem der Verfasser über eine Genealogie-Plattform in Verbindung getreten war.

Neben der Erkundung der Kronberger Altstadt galt das Hauptinteresse den Häusern, in denen die verschiedenen Mitglieder der Familie bis in die 1930er Jahre wohnten. Ausgangspunkt des Rundgangs war der alte Friedhof an der Hartmuthstraße, auf dem sich noch die Grabsteine des ersten Oberförsters Christoph Gerstner (*1770 in Schwanheim, + 1850 Kronberg) und seines Sohnes und Nachfolgers Johann Gerstner (*1808 Kronberg, + 1877 Kronberg) befinden. Oberförster Christoph Gerstner wurde im Jahr 1824 von der Schützengesellschaft Cronberg zum Schützenmeister auf Lebenszeit ernannt und war im Jahr 1848 einer der beiden Hauptleute der revolutionären Cronberger Schützengarde. Vom alten Friedhof führte der Rundgang dann an den Sehenswürdigkeiten der Altstadt vorbei zu den verschiedenen nachweisbaren Adressen der Familie. Der erste Oberförster Christoph Gerstner kam mit seinem jüngeren Bruder, dem Forstjäger Johann Gerstner (1783 – 1856), aus Schwanheim. Sie waren bis 1803 noch kurmainzische Beamte. Christoph Gerstner hatte spätestens seit 1816 sein Domizil in der Hofreite Untere Höllgasse 7. Sohn Johann war dann mit der aus dem Hellhof gegenüber stammenden Margarethe Hauswald verheiratet.

Er lebte im Vorläuferbau der Frankfurter Str. 11. Im Adressbuch des Jahres 1892 findet man dort noch die “Gerstner Johann, Oberförsters Wwe.“ eingetragen. Aus dieser Ehe Gerstner/Hauswald stammen die Söhne Max Gerstner (1853 - 1919) und Carl Gerstner (1855- 1914). Max war bis zu seinem Tod Hauptlehrer an der katholischen Schule. Er lebte nach seiner Heirat auch noch mit seiner verwitweten Mutter in der Frankfurter Str. 11. Laut Adressbuch 1900 wohnt er in der damaligen Talstr. 42, ab 1905 bis zu seinem Tod 1919 in der Königsteiner Str.1. Danach zog seine Witwe in die Heinrich-Winter-Str. 6, dort zur Zeit nur bis 1930 nachverfolgbar. Max Gerstner hat Kronberg ein Vermächtnis hinterlassen. Er schreibt 1889 im Auftrag der Stadt eine Chronik, die er mit einem künstlerischen Schmuckblatt ziert, das das Kronberger Wappen, eine Ansicht von Kronberg und eine Szene zeigt, in der ein Kronberger Ritter einen Baum pflanzen lässt. Man kann annehmen, dass er hier die Sage der Herkunft der Esskastanie wiedergibt. Bruder Carl Gerstner betreibt erst in der Grabenstr. 2 und dann in der Friedrich-Ebert-Str. 23 ein Kolonialwarengeschäft und avanciert zum Hoflieferanten, wie man in dem Foto in W. Jungs‚ Kronberg im Taunus in alten Ansichten‘ sieht. Erfreulicherweise haben sich in einem Familienzweig der Nachfahren des Carl Gerstner ein Porträt und verschiedene amtliche Dokumente des Oberförsters Johann Gerstner (1808-1877) erhalten. Das erste betrifft eine 1854 ausgesprochene Besoldungserhöhung auf seine Stelle in Niederselters, erteilt von Herzog Adolph von Nassau. Die nächsten beiden von 1860 und 1863 sprechen ihm Besoldungszulagen in Kronberg aus.

Die letzte Urkunde vom 1. März 1868 kommt nicht mehr von der nassauischen Verwaltung in Wiesbaden-Biebrich, sondern von der Königlich Preußischen Finanzverwaltung in Berlin, unterschrieben von dem damaligen Finanzminister von der Heydt. Sie ist die Bestallung des vormals Herzoglich Nassauischen Oberförsters zum nun Königlich Preußischen Oberförster.

Bekanntlich hatte sich das Herzogtum Nassau im Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 auf die Seite Österreichs begeben und war besiegt worden und wurde danach preußische Provinz. Die Verwaltung und somit auch die Forstverwaltung wurden dann preußisch. In der Urkunde heißt es, dass mit der Bestallung erwartet wird, dass “der vormals Herzoglich Nassauische Oberförster Seiner Majestät dem Könige und dem Königlichen Hause in unverbrüchlicher Treue ergeben sein und die Pflichten des ihm übertragenen Amtes in ihrem ganzen Umfange mit stets regem Eifer erfüllen werde“. Abschluss des Rundganges durch die Altstadt bildete ein Besuch der Burg.

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