FDP: Öffentlichkeitsarbeit undWirtschaftsförderung trennen

Kronberg (kb) – Seit 2014 besteht die besondere personelle Konstruktion im Rathaus, dass eine Person zwei formal halbe Stellen ausfüllt: für Öffentlichkeitsarbeit und Wirtschaftsförderung. Diese Vermengung ist aus Sicht der Liberalen ineffizient und wird den künftigen Herausforderungen der Stadt bei weitem nicht gerecht. Beide Bereiche sind viel zu wichtig, als dass man sich vormittags um Unternehmen kümmert und nachmittags um die Öffentlichkeit – oder umgekehrt. Daher hatte die FDP im Mai den Antrag gestellt, im Rathaus die Kernbereiche Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit mit Vollzeitstellen zu besetzen. Auch wenn die Stadtverordneten diesem Antrag, wegen Zeitmangels ohne vorherige Debatte, nicht folgen wollten, sind für die Liberalen auch weiterhin zwei Dinge für Kronberg von entscheidender Bedeutung: finanzielle Stabilität und gute Kommunikation.

Die Förderung von Wirtschaft und Gewerbe ist seit Jahren ein liberales Kernanliegen, denn an deren langfristigem Erfolg hängt der Großteil der Steuereinnahmen, welche die Stadt für die vielen anstehenden Projekte dringend benötigt. Aktuellstes Beispiel ist hier die künftige Nutzung des Procter & Gamble-Geländes. Hier ist ein langwieriger Prozess mit schrittweisen Flächenfreisetzungen und vielen Einzelthemen zu erwarten. Schon allein dieses Projekt wird mit einer halben Stelle Wirtschaftsförderung kaum funktionieren.

Im Juli sind die Stadtverordneten zur Debatte und Beschlussfassung über die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Gewerbeflächenentwicklung aufgerufen. „Auch hier werden wir eine Strategie brauchen, mit welchem Portfolio verschiedener Branchen, Unternehmen und Handwerker man Kronberg langfristig auf wirtschaftlich stabile Füße stellt“, sagt Kristina Fröhlich, Fraktionsvorsitzende der Kronberger FDP. Hinzu kommt täglich das „laufende Geschäft“: gezielt Gewerbe ansiedeln, bestehende Betriebe kontinuierlich begleiten, auch um Probleme frühzeitig zu erkennen, ebenso ein Konzept zur Flächenbevorratung und ein funktionierendes Leerstandsmanagement. Beim örtlichen Handel und der Gastronomie sind ein laufender Austausch und direkte Hilfe, zum Beispiel bei der Suche nach Fördermöglichkeiten, nur möglich, wenn es dafür die nötigen personellen Kapazitäten gibt. Eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit ist gerade in Zeiten digitaler Informationsplattformen unverzichtbar für Transparenz, die Einbindung von Bürgern sowie die Außendarstellung der Stadt. Neben der Berichterstattung in den lokalen Zeitungen müssen Kommunen bei vielen Informationen direkt mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt treten – und dies sehr zeitnah vor allem über eigene, digitale Kanäle wie Webseiten und natürlich Social Media. Dies erfordert jedoch einen hohen Arbeitsaufwand und permanent ausreichend qualifiziertes Personal. Besonders gravierend wird es aber im Falle von “Krisen“-Kommunikation. Etwa bei Unwetterereignissen, der Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge oder bei Pandemien – Corona lässt grüßen. All dies könnte größtenteils über Social Media noch schneller, direkter und auch mit der Option für eine unmittelbare Antwort der Bürger verbreitet werden.

Ein positives Beispiel von Aktualität und Leserfreundlichkeit ist für die Liberalen der neue Internet-Auftritt des Kronberger Stadtmarketings. Stefan Griesser hatte schon im Haupt- und Finanzausschuss erklärt: „Im Stadtmarketing hat sich unsere Stadt inzwischen neu und gut aufgestellt. Dies war uns eine ganze Stelle wert. Warum dann nicht auch in den bestimmt nicht weniger bedeutsamen Bereichen Wirtschaftsförderung und Kommunikation, zum Beispiel durch bessere Priorisierungen innerhalb des Personalbudgets?“ Ein formaler Einwand gegen den FDP-Antrag war, dass auch ein positiver Beschluss der Stadtverordneten erst mit Verabschiedung des Haushalts zum Jahresende wirksam würde. Dennoch wäre es ein starkes Signal gewesen, dass Kronberg gerade die Wirtschaftsförderung ernst meint. Mit diesem Rückenwind hätte die Verwaltung auch jetzt schon erste Vorbereitungen treffen können, um gleich Anfang 2024 handlungsfähig zu sein. „Die Ablehnung unseres Antrags ist für uns besorgniserregend, denn zumindest bis Jahresende bleibt damit vollkommen unklar, welchen Kurs Kronberg hier einschlagen wird“, bedauert Kristina Fröhlich die „verpasste Chance für die Stadt“.



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