Frauen, was hält Euch ab?

Das Netzwerk Freie Unternehmerinnen Kronberg hatte zum BusinessSpeedDating geladen - es durfte gelacht werden! Von links: Mareike Schuster, Heilpraktikerin Psychotherapie, Silke Peltzer, Immobilien und Wohnberatung, Andrea Poerschke, Innenarchitektin, Dr. Andrea Diehl, Karriere- und Life-Coach, Melahat Toluay, klassische und ästhetische Kosmetik, Anke Wenderoth, Grafik Design und Artwork. Foto: Sura

Kronberg (aks) – Munteres Plaudern war in der Stadthalle zu hören: viele Frauen waren der Einladung zum FrühlingsForum der Freien Unternehmerinnen Kronberg gefolgt, sogar ein paar Männer waren dabei und wurden ebenso herzlich willkommen geheißen. Das Netzwerk Freie Unternehmerinnen, das vor 11 Jahren gegründet wurde, will ein alternatives Netzwerk zu den Lions und zu Rotary anbieten, wo sich – mit wenigen Ausnahmen – nur Männer treffen und von besten Kontakten profitieren.

Viele Deals würden beim Golfspielen entschieden, so Andrea Poerschke, engagierte Kronbergerin, die sich über das rege Interesse an diesem Abend freute. Gemeinsam mit Mareike Schuster, Anke Wenderoth, Melahat Toluay, Dr. Andrea Diehl und Silke Peltzer führte sie die Visitenkartenparty ein, ein lockeres Treffen mit freundlicher Kontaktaufnahme und Austausch von Visitenkarten für erfolgversprechende Geschäftsbeziehungen. Der rege Zulauf gab ihnen schon damals recht: Frauen fühlten sich mit ihresgleichen oft wohler und sicherer.

Die Initiative der Netzwerk-Frauen ist eine tolle Sache. Ursprünglich für die Unternehmerinnen Kronbergs gedacht, treffen sich heute regelmäßig Frauen aus der Region, so ungezwungen wie möglich und lernen sich bei einem Glas Wasser oder Wein kennen – auf Augenhöhe, Freundschaften inklusive. Daraus ist ein Netzwerk weit über die Grenzen Kronbergs hinaus entstanden, bei dem man auch Männer nicht ausschließt. Mit der Namensgebung „Unternehmerinnen“ wollten sie niemanden ausschließen oder verschrecken, schließlich gehe es um alle Selbstständige. Und so kann man festhalten, dass die Organisatorinnen sich über jede – und jeden – freuen, die den Weg zu ihnen finden. „Ziele sind: berufliche Erfahrungen austauschen, geschäftliche und private Kontakte ermöglichen, die Basis für Kooperationen schaffen, uns gegenseitig unterstützen (zum Beispiel Weiterempfehlung, Vermittlung von Aufträgen), wie auf dem Golfplatz eben!“

Gläserne Decke aus Beton

Im Internet findet man eine gute Zusammenfassung der Ideen sowie aktuelle Veranstaltungen, mit vielen interessanten Vorträgen zum Thema Gleichberechtigung und Gleichstellung. Zu diesem leider auch heute noch aktuellen und kontroversen Thema wurde an diesem Abend ein kurzer Film gezeigt, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einstimmen sollte. Nichts ist gut in der Welt der Frauen oder zumindest ist es seit Jahrzehnten, in denen Frauen um gleiche Rechte kämpfen, nicht viel gerechter geworden. Die gläserne Decke bei den Vorstandsposten sei eine Illusion, „die Glasdecke ist aus Beton“, wie eine Protagonistin es treffend formulierte. Frauen in Deutschland trügen nur zu 23 Prozent zum Familieneinkommen bei, das sieht in anderen europäischen Ländern viel besser aus. Was läuft schief und wo fängt es an? Das ist die zentrale Frage im Film: Der Sexismus im Alltag spiele eine wesentliche Rolle. Da berichtet eine Chirurgin, dass sie nach ausführlichem Patienten-Gespräch gefragt wurde, wann denn endlich der Arzt komme. Auch eine Köchin fühlt sich als Frau nicht respektiert, ihre Chefs sind alle Männer. Schichtdienst kann sie wegen ihrer Kinder nicht leisten, da sei es eben schnell vorbei mit der Karriere und frau landet in der Teilzeit. Die ist verheerend für die Rente, denn da gilt: Wer nicht arbeitet bekommt keine Rente. Dabei werde ein Mann nie gefragt, ob er im Job Einbußen hat, sobald er Kinder bekommt. (Dafür sind ja auch die Frauen da, so scheint es abgemacht zu sein). Eine Polizistin wurde nicht gefördert, klare Ansage: „Du bist ja eine Frau!“ Bei wichtigen Besprechungen rät man Frauen auch heute noch, doch besser den Kollegen mitzunehmen. Viele der interviewten Frauen gaben offen zu, ihre Weiblichkeit in den Hintergrund zu stellen, ihr Frau-Sein zu verbergen und wie Männer zu agieren. Auch das schockiert im 21. Jahrhundert: Keine Frau sollte ein Mann sein müssen, um erfolgreich zu sein. Zu einem Stimmtraining rät im Film eine Unternehmensberaterin, wenn eine Frau eine sehr hohe Stimme habe. Apropos Stimme, eine Untersuchung der Filmemacherinnen zeigte außerdem, dass im Fernsehen zwei Drittel Männer zu Wort kommen, nur wenige Expertinnen werden gehört. Fazit: Die Frauen müssten ihre Chancen ergreifen und nicht vor Konflikten zurückschrecken.

SpeedDating statt Golfplatz

„Wir müssen uns trauen!“ – so leitete Andrea Poerschke über in den unterhaltsamen Teil des Abends: „Wir müssen reden“ - und da geht es auch schon los mit dem BusinessSpeedDating, das allen Beteiligten, hörbar großen Spaß macht, gemessen an der Lautstärke im Raum. So bunt wie die selbstbewussten Persönlichkeiten an diesem Abend gekleidet sind, sind auch deren Berufe und Werdegänge. Spannende Frauen treffen hier aufeinander und befinden sich gleich mitten in einem sprudelnden Dialog. Eine Optikerin in schrill grünem Outfit mit passender Brille eröffnet in Kürze einen neuen Laden, eine bekannte Jazzsängerin sucht weitere Bühnen für ihre Auftritte, eine Unternehmensberaterin, die bisher Verbände berät, ist an Unternehmens-Kommunikation interessiert, auch eine Kosmetikerin ist dabei, die ihre Kunden als Gesundheitscoach ganzheitlich behandelt mit dem Ziel einer gesunden natürlichen Schönheit. Da es um einen Schnelldurchlauf aller Teilnehmerinnen geht mit einer 1-minütigen Redezeit (die reicht in den seltensten Fällen aus, so groß ist der Redebedarf), wird in rasantem Tempo kommuniziert. Bereits nach wenigen Dialogen schwirrt der Kopf, wenn man wirklich seinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit schenkt und es empfiehlt sich, Notizen auf den Visitenkarten zu machen, damit man am Ende – also nach 20 Einzelgesprächen - nicht den Überblick verliert. Diese Art der Kontaktaufnahme machte allen Spaß und es wurde viel gelacht. Man fand sich sympathisch, besser geht’s nicht! Kontakte haben viel mit guten Energien zu tun – und davon herrschte in der Stadthalle an diesem Abend jede Menge. Nach dem Motto „It’s not only a man’s world!“ hatten sich die Frauen sinnvollerweise vernetzt, und waren im Geiste ein wenig mehr verbunden.

Weitere Infos auch auf der Homepage www.freie-unternehmerinnen.de.



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