Der Frauenpreis für Eva Schumacher-Wulf ist ein deutliches Zeichen für ein schwieriges Thema

Kronberg (hmz)- Mit der Verleihung des diesjährigen Frauenpreises an Eva Schumacher-Wulf wird auch ein Thema in den Vordergrund gerückt, das pro Jahr rund 72.000 Frauen in Deutschland neu betrifft – die Diagnose Brustkrebs. Nicht nur für die Betroffenen selbst, auch für deren Familien ist das eine immense psychische Belastung. Die Angehörigen von Krebspatienten und -patientinnen geraten in eine schwierige Doppelrolle. Einerseits sind sie die wichtigste Quelle seelischer Unterstützung für die Betroffenen während der Therapie, andererseits haben aber auch sie Sorge um die Organisation des Alltags, um die Zukunft und möglicherweise Angst vor dem Verlust des geliebten Menschen. Bei denjenigen, die es geschafft haben, bleibt die Angst vor einem Rückfall. Und mit dieser fühlen sich viele allein gelassen. Als „Hineinfallen in das therapeutische Loch“ bezeichnen Psycho-Onkologen die Leere nach dem Abschluss einer Krebsbehandlung. Die Nachbetreuung der Seele sei daher ebenso wichtig, wie die medizinische Nachversorgung. Und genauso bedeutsam ist ein Kreis von Menschen, die beraten, begleiten und Hoffnung geben können.

Eva Schumacher-Wulf erkrankte im Jahr 2004 selbst an Brustkrebs und suchte nach ihrer Behandlung Möglichkeiten der Hilfestellung für Betroffene – und fand sie. Zwei Jahre nach ihrer Diagnose schloss sie sich mit Anne-Claire Brühl zusammen und gemeinsam gaben sie das Brustkrebsmagazin „Mamma Mia“ (Mammakarzinom) als Fachzeitschrift heraus. Dies aus dem häufig fehlenden Wissen um diese Erkrankung und aus der persönlich erfahrenen Notwendigkeit heraus, mit einer verständlichen, medizinischen und qualifizierten Publikation viele Fragen rund um die Erkrankung, Behandlungsmöglichkeiten und die Nachsorge mit dem erforderlichen Feingefühl aufzugreifen. Immer wieder mahnten sie die Forderungen an die Mediziner an, sich viel Zeit für die Gespräche zu nehmen, da es sich für die Betroffenen um eine „Schock-Diagnose“ handele. Schumacher-Wulf selbst beschreibt eine ihrer durchlebten Phasen folgendermaßen: „Die Diagnose hat mein Leben auf den Kopf gestellt und grundlegend verändert. Vielleicht könnte ich es so zusammenfassen: Mein Leben wurde intensiver – sowohl was Hoch- als auch was Tiefphasen angeht. Somit hatte die Erkrankung durchaus auch positive Aspekte. Beispielsweise wurde ich im Alltag gelassener und nahm die schönen Dinge im Leben fokussierter wahr. Auf der anderen Seite wurde die Angst zum ständigen Begleiter. Die Therapienebenwirkungen und Spätfolgen waren sehr belastend“, erzählte sie in einem Interview anlässlich einer Preisverleihung. Ihr wurde im Jahr 2021 der Ehrenbrief des Landes Hessen zur Würdigung ihrer langjährigen ehrenamtlichen Leistungen für die Verdienste um die Gemeinschaft überreicht.

Im Alter von 34 Jahren wurde sie mit diesem Befund konfrontiert. Bei der Mutter von zwei Söhnen sah es eigentlich nach einem sehr erfolgreichen beruflichen Weg aus: Zuletzt war sie Pressesprecherin des Staatlichen israelischen Verkehrsbüros in Berlin. Als die Krankheit nach ihr griff, „ hat sie sich nicht nach innen, sondern nach außen hin orientiert und Hilfe für sich gesucht und daraus eine Hilfe für die anderen Frauen entwickelt“, so Heike Stein, die hierbei aus einem persönlichen Gespräch mit der künftigen Frauenpreisträgerin zitiert.

„Mamma Mia“ ist bis ins Jahr 2018 vierteljährlich von Eva-Schumacher-Wulf, sie war Chefredakteurin, und Anne-Claire Brühl veröffentlicht worden, bis sie aus persönlichen Gründen die Fortführung der Verlagsgeschäfte an den atp Verlag in Köln abgaben. Dort erscheint das Magazin bis heute.

Wenn Eva Schumacher-Wulf am 8. März der Frauenpreis überreicht wird, hat sie in den vergangenen Jahren ein beispielhaftes Engagement zum Wohle der Menschen geleistet und mit ihrem Namen werden sich für viele Frauen Erinnerungen verbinden, denen sie „Kompendium“ an die Hand gegeben hat, wie sich ein Ausweg finden lässt.

Der Kronberger Frauenpreis wird seit dem Jahr 1993 an Frauen verliehen, die sich auf sozialem und / oder kulturellem Gebiet ehrenamtlich in herausragender Weise betätigen. Die Preisträgerinnen werden von der AG Frauenverbände vorgeschlagen und mit dem Magistrat der Stadt abgestimmt. Den Festakt gestaltet die AG Frauenverbände in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle. Dies zum 29. Mal und diese Durchgängigkeit ist schon etwas sehr Besonderes. Die Vorsitzende der AG Frauenverbände, die Notarin Christina Nicolai, und Nora Arharbi, die als neue Gleichstellungsbeauftragte ihrer Vorgängerin Heike Stein im Amt nachgefolgt ist, werden die Gäste begrüßen.

Eva Schumacher-Wulf steht in einer langen Reihe von Frauen, die jede für sich Zeichen gesetzt und mutig für Veränderungen eingetreten sind.

Der Kronberger Frauenpreis im Wandel der Zeit. Foto: Anke Wenderoth

Christina Nicolai ist die Vorsitzende der AG Frauenverbände. Foto: privat



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