Der Frauenpreis für Eva Schumacher-Wulf:„Laut genug, um gehört zu werden“

Die Höhepunkte bildeten an diesem Abend die Laudatio mit der anschließenden Verleihung des Frauenpreises an Eva Schumacher-Wulf. v.l.n.r. Bürgermeister König, Nora Arharbi, Eva Schumacher-Wulf, Beate Hüsing und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche. Foto: Kuschel

Kronberg (mk) – Wie findet man den nötigen und gebührenden Einstieg für eine Frau, ohne dass die Worte abgedroschen klingen? Diese Frage hatten sich vermutlich auch im Vorfeld die Verantwortlichen für diesen besonderen Abend der Verleihung des 29. Kronberger Frauenpreises gestellt. Felicitas Hüsing, Mitglied der Kronberger Frauenverbände, vertrat die erkrankte Vorsitzende Christina Nicolai und fand in jedem Fall die richtigen Einleitungsworte neben Nora Arharbi, der neuen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, die Heike Stein nachfolgt.

„Brustkrebs ist mit etwa 30 Prozent aller Krebsfälle die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die meisten Erkrankungen heilbar. Die Sterberate geht seit Jahrzehnten zurück. Dennoch sterben jährlich mehr als 18.000 Frauen an dieser Diagnose. Eva Schumacher-Wulf, die selbst an Brustkrebs erkrankte, hat es sich zum Ziel gesetzt, Betroffenen und Angehörigen zu helfen, einen Weg zu finden, um mit der Erkrankung zurecht zu kommen. Mit der Gründung der Krebsmagazine „Mamma Mia“, das Brustkrebsmagazin im Jahr 2006 und das Eierstockkrebsmagazin im Jahr 2015, ist es ihr gelungen, Betroffenen wissenschaftlich fundierte Kenntnisse zu vermitteln, die eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Erkrankung in unterschiedlichen Therapieformen und dem Leben mit Krebs ermöglicht. Eva Schumacher-Wulf hat dadurch vielen Betroffenen geholfen, ihnen die Ängste genommen und Mut gemacht, sich der Erkrankung zu stellen“, so Felicitas Hüsing in ihrer Rede.

Gleich drei Jubiläen

Die Grußworte von Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche und Bürgermeister Christoph König stellten gleich drei Jubiläen an diesem Abend in den Vordergrund. „Seit 1993, also seit 30 Jahren, vergeben die Kronberger Frauenverbände und die Stadt Kronberg den Frauenpreis – an Frauen, die sich ehrenamtlich für soziale, kulturelle oder gesellschaftliche Aufgaben einsetzen“, so Knoche. Die Tatsache, dass an diesem Abend erst der 29. Frauenpreis verliehen werden konnte, ist nämlich rein Corona geschuldet. Im März 1983, vor 40 Jahren, hatten sich die Kronberger Frauenverbände gegründet. Damals seien es Frauen gewesen, die überwiegend im kirchlichen und sozialen Bereich tätig waren und die, angeregt von Ruth Kötter, den Kronberger Frauenpreis und die Arbeitsgemeinschaft Kronberger Frauenverbände ins Leben riefen. Mit dem Frauenpreis als öffentliche Anerkennung würdige die Stadt Kronberg gemeinsam mit den Kronberger Frauenverbänden das ehrenamtliche Engagement für das Gemeinwesen. Zugleich solle diese Würdigung auch immer Ansporn für andere sein, sich für Menschen in der Stadt und in der Gesellschaft einzusetzen. Der 8. März, der Internationale Frauentag, sei somit über die Jahre als Tag der Verleihung des Frauenpreises ein wichtiger Fixpunkt im Kronberger Stadtleben geworden.

„Die heutige Preisträgerin ist die fünfzigste Frau, die mit dem Kronberger Frauenpreis geehrt wird“, fuhr Bürgermeister Christoph König fort. Im Anschluss folgte eine kleine Zeitreise mit einigen Frauenpreisträgerinnen im Laufe der Jahre, darunter beispielsweise Dr. Marianne Huf mit Ingeborg Brake (1993), Irmgard Böhlig (1994), Anneliese Kreß und Sieglinde Theiss (2017). Unter den preiswürdigen Engagements seien soziale und karitative Themen ganz klar vorne, aber auch zum Beispiel das Engagement für die Städtepartnerschaften, für Entwicklungshilfe, Kultur und Vereine – aber eben auch gegen Krebs.

Laudatio

Prof. Dr. med. Marc Thill, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie des Markus Krankenhauses in Frankfurt am Main, hielt eine tief bewegende, dennoch unaufgeregte und freundschaftliche Laudatio für Eva Schumacher-Wulf. Im Mittelpunkt standen ihre zahlreichen, ehrenamtlichen Tätigkeiten, ihr augenscheinlich unermüdlicher Einsatz insbesondere für Frauen trotz eigener Erkrankung und – die Person Eva Schumacher-Wulf an sich. So setze sie sich für Patientenrechte ein, beispielsweise bei neuen Medikamenten, die nicht von den Krankenkassen bezahlt würden, aber auch in der Politik oder bei der Entwicklung von Medikamenten und klinischen Studien, im Vorstand bei ABC (Advanced Breast Cancer) Global Alliance / Brustkrebs Deutschland e.V. oder auch bei Eierstockkrebs auf internationaler Ebene, unter anderem in Entwicklungsländern.

„Du bist laut, konstruktiv laut – aber immer laut genug, um gehört zu werden. Du bist stark, treibst an und bist dabei aber immer auch selbstkritisch“, konstatierte Thill. Bei vielen gemeinsamen Reisen zu internationalen Vorträgen beispielsweise, träfe er die „nimmermüde Reisende“ am Flughafen oder man warte gemeinsam auf ein Taxi. „Diese Taxifahrten sind manchmal elendig lang – da haben wir immer tolle Gespräche! Vielleicht sollten wir mal einen Podcast während dieser Taxifahrten aufnehmen“.

„Geht nicht, gibt’s nicht“

Eva Schumacher-Wulf wäre nicht Eva Schumacher-Wulf, wenn ihre folgenden Dankesworte nach der Verleihung ihrer Preise nicht auch einige inspirierende Aufforderungen enthielten wie etwa, dass jede und jeder ein Ehrenamt begehen sollte – zumindest für ein Jahr. Eine Ausrede hierbei gäbe es nicht. Zeit sei immer da und „das, was man gibt, ist so wertvoll und die Zeit ist so kostbar“, bekräftigte sie. „Im Moment ist ganz viel los, was uns umtreibt. Aber innerhalb in unserem Leben gibt es immer schöne Dinge.“ Spürbar ein Anliegen war es ihr auch, zu mehr Dankbarkeit, Ehrlichkeit und wieder ehrlichen Diskussionen aufzurufen, denn es gebe nicht immer nur „Schwarz und Weiß“, sondern vieles dazwischen. „Warum gibt es keine mutigen Menschen mehr, die zu ihrer Meinung stehen? Wo sind die Menschen?“ Gegenwind sei gut, betonte Eva Schumacher-Wulf, denn so könne man seine Meinung überprüfen.

Ihr Dank ging an ihre Familie, an die Ärzte, Vereine, Freunde und Wegbegleiter, die sie durch ihr Leben trügen. Besonderer Dank galt auch ihrer Mutter, die sie mit einem Satz in ihrer Jugend sehr geprägt habe: „Ich finde es gut, dass du dich für Andere einsetzt. Du musst nur noch lernen, wie du es machst.“



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