Freie Flächen für den Feuerwehrstandort gesucht–Der Reitclub Kronberg sorgt sich um seine Zukunft

Der Reitclub fürchtet um seine Anlage aufgrund der derzeit noch ungeklärten Situation. Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz)- Alle sechs im Stadtparlament vertretenen Fraktionen haben sich im Rahmen der im Kronberger Boten erschienenen Sommerinterviews auch zur Standortfrage der Freiwilligen Feuerwehr geäußert, die dringend einen neuen Standort zur Sicherung ihrer Einsatzfähigkeit und zur Verbesserung der Einsatzbedingungen benötigt. Darin sind sich alle Parlamentarier einig. Bislang gibt es noch keine detaillierten Planungen, aber von den anstehenden Beratungen über geeignete Flächen könnte der Reitclub Kronberg betroffen sein.

Die beiden Vorsitzenden, Bianca Bäcker und Gabi Wandjo, haben sich daher an Bürgermeister König gewandt, der ihnen aus seinem Urlaub einen Brief geschrieben hat, dessen Inhalt auch dem Kronberger Boten vorliegt. Darin verdeutlicht er den Status quo und den sich daraus ergebenden Handlungsbedarf. Da die beiden Feuerwehrstandorte in der Heinrich-Winter-Straße und in Oberhöchstadt erhebliche technische Mängel aufweisen würden, zu deren Behebung die Stadt verpflichtet sei, habe das seitens der Stadt beauftragte Fachbüro beide Gebäude untersucht, ein Raumprogramm aufgestellt und daraus einen Flächenbedarf abgeleitet. Die Probleme ließen sich am derzeitigen Standort in der Kronberger Innenstadt nicht lösen und dies sei auch der Grund dafür, dass verschiedene städtische Flächen in Innenstadtnähe auf ihre grundsätzliche Eignung hin untersucht würden. Dazu gehöre eben auch die im städtischen Eigentum befindliche Fläche von rund 5000 Quadratmetern hinter dem Ernst-Winterberg-Haus, die derzeit vom Reitclub Kronberg genutzt wird. „Neben der Größe und grundsätzlichen Eignung der Fläche spielen hier vor allem die Erreichbarkeit und die Einhaltung der gesetzlichen Hilfsfrist eine wichtige Rolle“, so Bürgermeister König in seinem Brief weiter.

Die Ergebnisse des Fachbüros würden noch nicht vorliegen. Sollte sich daraus allerdings die grundsätzliche Eignung der Fläche ergeben, müsse über die weitere Planung entschieden werden. Für eine Bebauung der Fläche müsse ein Bebauungsplan aufgestellt und gegebenenfalls der Regionale Flächennutzungsplan angepasst werden. Bürgermeister König betonte in seinem Schreiben an den Reitclub ausdrücklich, „dass er sich darauf verlassen kann, dass die Stadt Kronberg keine Planungen über den Kopf des Vereins anstellt und den Reitclub nicht ‚heimatlos‘ machen wird.“ Wenn die Stadt tatsächlich konkrete Planungen für die vom Reitclub genutzte Fläche aufnehmen sollte, werde die Stadt mit dem Vorstand Gespräche aufnehmen und die „Frage der künftigen Unterbringung im Rahmen des weiteren Planungsprozesses lösen. Für die weitergehenden Gespräche ist es noch zu früh, da die dafür erforderlichen Grundlagen noch nicht vollständig ermittelt sind.“ Dass es bei der Suche nach geeigneten Flächen einen Zielkonflikt geben könnte, sehen auch die Fraktionen. Die SPD wünscht sich deshalb, dass der Magistrat die städtischen Gremien wie auch die betroffenen Anlieger, dazu zähle auch der Reitclub, zeitnah in den Prozess im Rahmen einer Bürgerversammlung einbindet.

Die UBG kündigte an, den Magistrat bei der Standortbestimmung für die Feuerwehr zu unterstützen. Wichtig sei hierbei, dass der Brandschutz für alle Bürgerinnen und Bürger uneingeschränkt zur Verfügung stehe und Auswirkungen auf Dritte in die Überlegungen einbezogen würden.

Die Grünen wollen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten, dann darüber beraten und eventuell anstehende Zielkonflikte gegeneinander abwägen. Für die CDU hat ein „bedarfsgerechter, moderner und attraktiver Standort für die Feuerwehr höchste Priorität.“ Die FDP sieht eine gut ausgestattete und organisierte Feuerwehr von zentraler Bedeutung und will auf „ein zügiges Vorankommen drängen“, und die KfB rät, Vorschläge und Zielkonflikte „sorgfältig zu betrachten und abzuwägen, um für möglichst alle Interessen eine gute Lösung zu finden.“ Die Würfel sind also noch nicht gefallen, aber im Reitclub sind sie besorgt. Aus Sicht von Bianca Bäcker und Gabi Wandjo gibt es für den Reitclub keinen geeigneteren Platz. „Da ich in unmittelbarer Nähe des Reitplatzes wohne, versorge ich den Club mit Strom und Wasser und auch die Schülerinnen und Schüler haben bei mir eine Anlaufstelle. Das ist sehr wichtig, da es sich um Minderjährige handelt, die durch die unmittelbare Nachbarschaft auch ein Sicherheitsangebot haben“, so Gabi Wandjo. Der Reitclub feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen und hat im Laufe der Jahre neben dem regulären Reitunterricht Therapieangebote entwickelt, auch für inklusive Reitgruppen. Aus Sicht des Vorstands wurde damit ein großer Mehrwert geschaffen.

Darauf machte der Reitclub in einem Schreiben, das an alle sechs Fraktionen verschickt wurde, aufmerksam. Genau wie auf die gemeinnützige, ehrenamtliche Tätigkeit der Vereinsmitglieder. „Uns geht es im Reitschulbetrieb um die Förderung des Selbstvertrauens, der sozialen Fähigkeiten, um Organisation und Struktur. Der Brief endet mit einer Einladung an alle Fraktionen, den Reitclub zu besuchen und sich an Ort und Stelle ein Bild von der geleisteten Arbeit zu machen. „Wir wollen, dass unser Anliegen gehört wird und wir an den Verhandlungen beteiligt werden. Durch die Unsicherheit und unsere ungeklärte Zukunft an diesem Standort, bricht uns die finanzielle Unterstützung weg. Die brauchen wir aber dringend, um neue Pferde anschaffen zu können. Das trauen wir uns aber nicht, weil wir es nicht verantworten können. Um das alles finanziell zu ermöglichen, braucht es genügend Auslastung und die dazugehörigen Pferde, die aber aus den genannten Gründen fehlen. Der Reitclub gerät so in eine Schieflage. Das können wir uns nicht leisten.“

Die Standortfrage für die Freiwillige Feuerwehr ist weiterhin ungeklärt und bis zu einer Entscheidung dürfte noch viel Zeit ins Landgehen.

Mit diesem Schild am Zaun möchte der Reitclub aufmerksam machen.



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