Kronberg (hmz) – Die Friedhofssatzung der Stadt Kronberg aus dem Jahr 2014 regelt es ganz klar und sie gilt für die vier von der Stadt verwalteten Friedhöfe. Was nicht sein sollte: Bröckelnde Grabsteine, verdorrte Pflanzen, vergammelter Schmuck, von Pflanzen überwucherte Gräber und Grabmale, gänzlich vertrocknete und schmucklose, ungepflegte Wege und verwitterte Mauern. Diese Liste könnte weitergeführt werden. So manche letzte Ruhestätte wird sich selbst überlassen – und verwahrlost.
Die Verwaltung der Friedhöfe obliegt dem Magistrat und dem Vernehmen nach werden die zahlreichen Beschwerden und die damit verbundene Problematik ernst genommen. Insgesamt kümmern sich vier Friedhofsmitarbeiter um die Pflege der über 75.000 Quadratmeter großen Flächen, die sich aus den Friedhöfen Frankfurter Straße, Thalerfeld, Steinbacher Straße und Friedrichstraße addieren. Sie kümmern sich zudem zusätzlich auch noch um die Durchführung von Trauerfeiern und Bestattungen.
Verwahrlosung
Die Verwahrlosung insbesondere auf dem Friedhof Frankfurter Straße dürfte nicht nur von den Friedhofsgärtnern festgestellt werden, sondern auch von den Eigentümern der benachbarten Gräber, die sich dadurch beeinträchtigt fühlen dürften. Vor allem alte Gräber, so zeigt es sich vor Ort, werden oft vernachlässigt, weil die Angehörigen ebenfalls zu alt oder verstorben sind, oder die Nutzungsberechtigten nur noch schwer oder gar nicht ausfindig zu machen sind.
Grabstätten müssten eigentlich dauernd in Stand gehalten werden und was für die einen gilt, dann erst recht für die 13 Ehrengräber der Stadt Kronberg. Die Pflege und der Erhalt der Ehrengräber ist im Zuständigkeitsbereich von Bürgermeister Christoph König angesiedelt. „Mit der Pflege ist ein Gartenbauunternehmen beauftragt. Ich habe zufällig auf dem Friedhof Frankfurter Straße die gleiche Wahrnehmung gemacht und die zuständige Kollegin daraufhin gebeten, mit dem Friedhofsgärtner Kontakt aufzunehmen, damit die Gräber wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht werden“, so der Verwaltungschef auf Anfrage.
Ehrengräber
In Ehrengräbern sind Menschen bestattet, die für die Stadt auf verschiedenen Gebieten eine größere Bedeutung hatten. Ein Gang über die Friedhöfe kann daher mancherorts oftmals auch ein Gang durch die Geschichte der Kommune sein. Aufbauend darauf also nicht nur Orte der Erinnerung, sondern auch Stätten der Begegnung, der Kommunikation und des Lernens.
Die Verwaltung der Friedhöfe fällt in die Zuständigkeit des Ersten Stadtrats Heiko Wolf, der erklärte, dass eine Fachfirma die Arbeit aufgenommen habe und er betonte „die gemeinsame Bemühung, um diesen Friedhof wieder in einen besseren Zustand zu versetzen.“ Den Friedhof als grüne Lunge in der Stadt zu erhalten und Biodiversität zu fördern – das war einer der Gründe für die naturnahem Wiesenstücke auf dem Friedhofgelände – aber, auch die brauchen Pflege. Was auch auffällt: Platz gibt es wohl mehr als genug. Der Grund: Die Bestattungskultur befindet sich in einem nachgewiesen tiefgreifenden Wandel. Überall macht sich bemerkbar, dass eine stärkere Individualität der Gesellschaft auch zu anderen und neuen Bedürfnissen führt. Eine der grundlegendsten Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte betrifft wohl die Art der Bestattung: Weg von der Erd- hin zur Feuerbestattung. Urnengräber oder Urnenwände sind natürlich auch pflegeleichter, dennoch sind auch sie häufig als solche nicht mehr zu ertkennen.
Friedhöfe sind nicht selten das Spiegelbild einer Gesellschaft und so wie diese sich wandelt, gilt das auch für Friedhöfe. Aber – sie zählen zum immaterielle Erbe, das jedoch nicht die Friedhöfe an sich umfasst, sondern die „lebendigen Ausdrucksformen, die von menschlichem Wissen und Können getragen, von Generation zu Generation weitervermittelt und stetig neu geschaffen und verändert werden“, wie es die deutsche UNESCO-Kommission formuliert.
In Bezug auf die Friedhofskultur betreffe dies zwei große Themenfelder: Zum einen gehe es darum, was auf dem Friedhof getan werde: trauern, erinnern und gedenken sowie gestalten, pflegen und bewahren. Zum anderen würde die Ernennung zum Erbe den vielfältigen Wert der Friedhofskultur für die Gesellschaft zeigen: kulturell, sozial oder historisch, aber auch in Bezug auf Klima- und Naturschutz, gesellschaftliche Integration oder nationale Identität.
Gerade auf dem Friedhof Frankfurter Straße sind jene bestattet, deren Namen die Taunusstadt ganz bedeutend mitgeprägt haben. Und ein gepflegtes Grab ist nun einmal Ausdruck eines ehrenden Andenkens.
Überwucherte Gräber sind nicht nur unschön, sondern nach der Friedhofsatzung auch gar nicht zulässig.