Kronberg (hmz) – Mit intensiven Bemühungen versucht die Verwaltungsspitze derzeit, das Problem der Unterbringung von Obdachlosen dauerhaft lösen. Ein entsprechender Beschlusswunsch des Magistrats liegt dem Stadtparlament zur Beratung am heutigen Donnerstag vor. Abgestimmt werden soll über außerplanmäßige Finanzmittel in Höhe von 298.000 Euro, so viel würde die Umsetzung der vorhandenen Mobile Homes von deren bisherigen Standort Frankfurter Straße 46 auf das städtische Grundstück Grüner Weg kosten. Zusätzliche Kapazitäten zur Unterbringung obdachloser Personen sollen neu anzuschaffende Container bringen, für die ebenfalls Finanzmittel bereitgestellt werden müssten, dazu kommt die soziale Betreuung mit jährlich 125.000 Euro. Es bleibt abzuwarten, ob das Stadtparlament der Vorlage mit diesem Finanzvolumen zustimmen wird. In der Vergangenheit wollten weder der Magistrat noch die Stadtverordneten eine kostenintensive Lösung tragen, die auch nicht auf Dauer ist. Diese Mobile Homes dürfen nämlich nicht für langfristige Wohnzwecke genutzt werden. Der jetzige Standort der Mobile Homes entlang der Frankfurter Straße wird mit der erneuten Fristverlängerung durch den Hochtaunuskreis nur noch bis zum Jahresende baurechtlich geduldet. Die Stadt ist daher gezwungen, sehr zeitnah nach einer Alternative zu suchen und sie zu finden. Die zeichnete sich zunächst mit dem möglichen Umzug in den „Grünen Weg“ ab, dessen Bebauungsplan ein allgemeines Wohngebiet vorsah. Dieser wurde im Stadtparlament jedoch mehrheitlich abgelehnt. Zumindest war dort die planungsrechtliche Möglichkeit gegeben, neben den vorhandenen auch noch zusätzliche Mobile Homes aufzustellen. Ursprünglich sollte dort eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete entstehen.
Lösung Bettenhaus
Ein möglicher überraschender Ausweg könnte sich jetzt anbieten, den Bürgermeister Christoph König und Erster Stadtrat Heiko Wolf im Rahmen eines Pressegesprächs aufgezeigt haben. Demnach verhandelt die Stadt mit der Evangelischen Kirche in Hessen Nassau über einen Kaufvertrag mit dem Inhalt „Bettenhaus“ und dem dazugehörigen Grundstück in der Markus-Gemeinde Schönberg. Im Bettenhaus des ehemaligen Religionspädagogischen Zentrums (RPZ) leben derzeit 51 Geflüchtete, die Hälfte von ihnen sind inzwischen anerkannt. „Für sie wird es wichtig sein, in normale Wohnverhältnisse zu kommen.“ Wo die andere Hälfte künftig untergebracht werden soll, ließ Bürgermeister König noch offen, weil es „für abschließende Entscheidungen zu früh ist.“ Ob für sie aufgrund ihres Status eine Unterbringung in der Unterkunft „Oberer Aufstieg“ denkbar wäre, blieb ebenfalls unbeantwortet. Die dann verfügbaren Plätze im Bettenhaus könnten gegebenenfalls von Obdachlosen aus den Mobile Homes belegt werden, da ist die Rede von 15 bis 20 Personen.
Das Bettenhaus grenzt unmittelbar an die Evangelische Markusgemeinde Schönberg an. Baurechtlich ist das Gelände bislang als „kirchliches Sondergebiet“ ausgewiesen, was sowohl Wohnnutzung als auch gewerbliche Nutzung von vorne herein ausschließt. Unter diesem Vorbehalt ist die Villa Spieß, die unter Denkmalschutz steht, im Jahr 1962 an die Evangelische Kirche Hessen Nassau verkauft worden. Inzwischen wurde die Villa Spieß veräußert. Der neue Eigentümer sei „von seinem Vorkaufsrecht, das Bettenhaus zu erwerben, zurückgetreten“, so Bürgermeister König. Seit 2014 sind im Bettenhaus Flüchtlinge untergebracht. „Unsere ursprünglichen Planungen, hier etwas Adäquates unterzubringen, sind damals gescheitert“, erklärt Oberkirchenrat Markus Keller auf Anfrage. „Wenn es jetzt zu einer Einigung mit der Stadt Kronberg kommt, ist das in unserem Interesse, da wir als Kirche insgesamt vor einer strukturellen Veränderung stehen.“ Als Beispiel nannte er die Einrichtung von Nachbarschaftsräumen, das heißt, „es gibt gemeindeübergreifende Gemeindebüros. Für Schönberg kann das künftig Kronberg sein.“ Bliebe noch das Problem, dass der Park unter Naturschutz steht. „Der Kreis geht bei der Umnutzung des Geländes wohl mit“, so der Verwaltungschef. „Ob die Erschließung des Geländes so wie sie jetzt ist, bestehen bleiben kann und die Bauaufsicht des Hochtaunuskreis da mitgeht, ist unsicher. Da werden wir etwas tun müssen“, so Erster Stadtrat Wolf. Die Stadt würde die Stelle des derzeitigen Hausmeisters bezahlen und auch die Betreuungskosten übernehmen. Sicher ist, ohne kirchlichen Träger dürfte das Projekt nicht betrieben werden können.
Ökumenische Diakoniestation
Offenbar gehen die Planungen aber noch weiter: Der Mietvertrag der Ökumenischen Diakoniestation läuft im Sommer aus, „vielleicht gibt es dann die Möglichkeit, die Mitarbeitenden in den Räumen der Markus-Gemeinde unterzubringen. Dabei geht es auch um die vorhandenen Parkplätze, das wäre dann eine sinnvolle Kombination an diesem Ort“, so Bürgermeister König. Wie schon im Jahr 2014, als die ersten Flüchtlinge in das Bettenhaus einziehen sollten, wird es wieder eine Bürgerversammlung geben, in deren Rahmen die Pläne und die künftige Nutzung vorgestellt werden soll. Bislang verlief „das Miteinander von Flüchtlingen und Nachbarn völlig geräusch- und konfliktlos und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben.“