Für Kronberger Bewohner begann 2020 mit einer Überraschung

Die Jubiläumsausstellung beschäftigt sich mit Carl Theodor Reiffensteins Bildern und Aufzeichnungen. Sie sind die mit Abstand wichtigste Quelle für das Leben in der Frankfurter Altstadt im 19. Jahrhundert. Foto: privat

Kronberg (kb) – In diesem Jahr lädt das Museum Kronberger Malerkolonie, Heinrich-Winter-Straße 4a, die Bewohner einer „Kronberger Künstler“-Straße einen Monat lang anlässlich des Geburtstags des jeweiligen Kronberger Künstlers ein. So haben Bewohner von jeweils zwei „Kronberger Künstler“-Straßen noch bis zum 8. März die Möglichkeit die Ausstellung „Die Künstlerkolonie Dachau zu Gast. Von Spitzweg bis Hölzel“ kostenlos zu besuchen.

Die Ausstellung widmet sich den Malern von Dachau und München im 19. Jahrhundert. In Dachau entwickelte sich etwa zeitgleich mit Kronberg seit 1850 eine Künstlerkolonie, die sich – wie die meisten europäischen Künstlerkolonien - auch am französischen Barbizon orientierte. Aus den schnell wachsenden Großstädten, ob Paris, München oder Frankfurt, zog es besonders die Landschaftsmaler raus in die Natur. Auf dem Land suchten sie nach anderen Lebensformen, nach neuen malerischen Ausdrucksmitteln und Motiven. So erforschten die Maler seit 1800 von München aus die oberbayerische Landschaft und stießen dabei auch auf Dachau und seine heute weitgehend zerstörte Mooslandschaft, welche aufgrund der sehr häufig wechselnden Lichtverhältnisse wunderbare Licht- und Farbeffekte bot.

Mit der Jubiläumsausstellung anlässlich seines 200. Geburtstages schlägt das Museum vom 29. März bis 7. Juni 2020 in einer Ausstellung zu Ehren von Carl Theodor Reiffenstein einen Bogen von der Landschaftsmalerei hin zur Architekturmalerei. Reiffensteins Aufzeichnungen und Bilder sind die mit Abstand wichtigste Quelle für das Leben in der Frankfurter Altstadt im 19. Jahrhundert und die seither eingetroffenen Veränderungen.

Bereits während seiner Lehrjahre sammelte Reiffenstein auswärts Motive, so beispielsweise 1843 im Taunus. Daran schlossen sich nach Beendigung des Studiums bei Jakob Becker ausgedehntere Studienreisen an. Seine Arbeit weist ein zentrales Sujet auf: die Dokumentation einer von Veränderung bedrohten Welt. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf seinen Landschaftsdarstellungen aus dem Taunus und Kronberg sowie seinen Frankfurter Architekturansichten. So sollen auch Werke seiner Freunde, wie seiner Mitschüler Anton Burger und Philipp Rumpf, seine Darstellungen flankieren und die Dokumentation ergänzen.

Nach dem Jubiläum widmet sich das Museum vom 29. Mai bis zum 7. Juni dem Nachwuchs der Kunstschule Kronberg. Die Präsentation von Ergebnissen der Teilnehmer aus den Kunstkursen gibt spannende Einblicke in aktuelle Interessen und Tendenzen junger Maler und Malerinnen in und aus Kronberg.

Mit „Kai Hackemann – Von Kronberg nach Atlantis“ sollen vom 21. Juni bis zum 4. Oktober 2020 Werke aus vier Jahrzehnten des 1958 in Bad Homburg geborenen Künstlers gezeigt werden. Mit der Grafik und der Malerei auf verschiedenen Trägern, wie auf Leinwand und Holz bis hin zur Emailkunst, berührt Hackemann Fragen zu Stoffen und Techniken, die in Kombination mit ornamentalen Motiven mystisch, alchemistisch, geradezu fantastisch wirken.

Zum Jahresende, 25. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021, knüpft das Museum an den „Mythos Worpswede“ an, um die Entwicklung dieser legendären Künstlerkolonie von Fritz Mackensen, Hans am Ende und Otto Modersohn bis zu Paula Modersohn-Becker zu zeigen. Insbesondere mit Paula Modersohn-Becker, die im Jahr 2020 in namhaften Institutionen wie der Tate Modern oder der Fondation Beyeler gezeigt wird, gerät das Museum Kronberger Malerkolonie in einen kunsthistorischen Dialog auf internationaler Ebene. Nähere Informationen finden sich im Internet unter www.kronberger-malerkolonie.com.



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