Kronberg (pu) – Wie im Verlauf eines dieser Tage stattgefundenen Pressegesprächs erläutert wurde, trägt sich der Landesverband Hessen e. V. des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seit dreieinhalb Jahren hinsichtlich des in der Geschwister-Scholl-Straße gelegenen Campus mit Neubauplänen. Doch die bisher vorgelegten Entwürfe werden, so erklärte Landesverbandsgeschäftsführer Nils Möller, vom Kronberger Magistrat abgelehnt. Stein des Anstoßes sollen demnach – wie so oft, wenn ein Bauplan fehlt und die bauplanungsrechtliche Beurteilung von Bauvorhaben nach Paragraf 34 Baugesetzbuch erfolgt – die beabsichtigten Gebäudehöhen und die Geländeauslastung sein. Weil aktuell keine Einigung in Sicht ist, der potenzielle Bauherr jedoch aufgrund des kritischer werdenden Bestandsgebäudezustands in Zugzwang gerät, hat er sich für den Schritt in die Öffentlichkeit entschlossen, um eine Diskussion um die Zukunft des RotkreuzCampus in Gang zu bringen.
Ausgangssituation
Zuletzt stand das Haus vor fast genau vier Jahren durch die Schließung der dort zwischenzeitlich untergebrachten Jugendhilfeeinrichtung im Blickpunkt. Im Detail hatte der DRK-Kreisverband Hochtaunus die Räumlichkeiten von Januar 2016 bis Ende März 2018 angemietet, die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen weit mehr als nur ein Dach über dem Kopf boten. Seitdem stehen diese ursprünglich für Zivildienstleistende konzipierten Räumlichkeiten (Schulungsräume und Studio-Appartments zur Übernachtung), die mit dem Wegfall des Zivildienstes ab Juli 2011 nicht mehr benötigt wurden, erneut leer. Im anderen Gebäudeteil ist eine staatlich anerkannte Altenpflegeschule mit etwa 110 Auszubildenden einquartiert. Ein Bildungszweig, dem aufgrund des dramatischen Pflegekräftenotstands zweifellos eine besondere Bedeutung zukommt.
Neben der Behebung des suboptimalen Leerstands und der vom Deutschen Roten Kreuz gewünschten Sicherung des Standorts der Altenpflegeschule in Kronberg, spielen nach den Worten Möllers erhebliche Bausubstanzmängel im 1996 zum Zweck der Pflege- und Zivildienstausbildung errichteten Haus eine tragende Rolle. „Im Sockelbereich gibt es wegen des lehmhaltigen Bodens starke Wassereintritte, die Drainage ist nicht in Ordnung, wegen der Feuchtigkeit haben wir Pilzschäden, das Dach hat mehrere undichte Stellen und in einigen ungenutzten Gebäudeteilen entspricht der Brandschutz nicht mehr den aktuellen Anforderungen“, skizzierte er den dringenden Handlungsbedarf.
Vorhaben und Entwicklung
Aus diesem Grund favorisiert der DRK-Landesverband Hessen einen Neubau statt einer kostenintensiven Renovierung, in deren Verlauf nicht nur die Schäden behoben, sondern soweit wie überhaupt machbar eine Räumlichkeitenoptimierung vorgenommen werden müsste. Mit diesem Wunsch vor Augen habe man im August 2018 dem damaligen Bürgermeister Klaus Temmen, Erstem Stadtrat Robert Siedler und Marion Bohn-Eltzholtz (Leiterin der Abteilung Soziales, Bildung und Kultur) erste Entwürfe präsentiert. „Dabei nahm das DRK die Anforderungen der Stadt an Wohnraum und Kindertagesstätten-plätzen auf und arbeitete sie in die Planung ein“, teilte Nils Möller im Verlauf des Pressegesprächs mit.
Im Ergebnis legte das Planungsteam laut Landesverbandsgeschäftsführer gemeinsam mit Fachleuten dem Magistrat der Stadt Kronberg im Taunus im November 2019 ein Vier-Generationen-Projekt vor. Das sieht die durch eine Parkanlage und eine Tiefgarage miteinander verbundene Entstehung von zwei Baukörpern auf dem Grundstück vor. Der erste Gebäudekomplex könnte im Erdgeschoss eine Kita und im Obergeschoss die neue Pflegeschule sowie 13 seniorengerecht ausgestattete allgemeine Wohnungen, die für mehr Flexibilität am Wohnungsmarkt sorgen sollen, beherbergen. Im zweiten Gebäudekomplex sind 31 betreute Wohneinheiten vorgesehen.
Nach Überzeugung des Projektteams, zu dem neben Möller und Projektmanager Nils Karger unter anderem auch der Bereichs- und Schulleiter Dr. Urs Fernau zählt, verknüpft die vorliegende Planung die Bedarfe mehrerer Generationen sinnvoll. „Die Idee dabei ist, dass Kinder in einer schönen Umgebung aufwachsen, junge Erwachsene in modernen Schulungsräumen ausgebildet werden, Mitarbeitende der Kita und Pflegeschule in einem zeitgemäßen Gebäude arbeiten und ältere Menschen komfortabel und barrierefrei wohnen können“, unterstrich Möller.
Die Altenpflegeschule könne auf diese Weise weiterbetrieben werden und Menschen für die so dringend benötigten Pflegeberufe ausbilden. Die bisher ein paar Meter weiter betriebene eingruppige Kita des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus würde auf bis zu vier Kindergruppen erweitert werden und in ein neues Gebäude auf dem jetzigen Schulgelände ziehen. Laut DRK-Landesverband bietet das Gelände genügend Platz für einen solchen Neubau. Damit könne auch der dringende Bedarf an Kita-Plätzen gelindert werden.
Darüber hinaus sind die Vorhabenträger der Auffassung, die Konzeption berücksichtige sowohl planungsrechtliche und städtebauliche Vorgaben wie beispielsweise ausreichend Parkplätze für die verschiedenen Nutzungsgruppen, das Einfügen des Gebäudes in die umliegende Bebauung und gestalterische Aspekte. In diesem Zusammenhang wird außerdem darauf verwiesen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Alten-/Pflegeheim, der Pflegeschule sowie höher und niedriger verdichtetem Wohnen die vier genannten Generationen bereits Teil des städtebaulichen Gewebes sind.
Aktueller Sachstand
Eine Sichtweise, der sich Landesverbandsgeschäftsführer Nils Möller zufolge der Magistrat der Stadt Kronberg nicht anschließt. Als Begründung werde einerseits die Projektgröße, andererseits die zu beachtende Baumschutzsatzung (Zedern im Garten) genannt. Mit diesem Sachstand will sich der DRK-Landesverband Hessen e. V. allerdings nicht abfinden. Unverständnis herrscht beim Planungsteam, weil man der eigenen Überzeugung nach alles getan hat, um einem Ablehnungsbescheid entgegenzuwirken.
Laut Nils Möller wurde das Konzept im Januar 2020 mit einer Vertreterin des Stadtplanungsamts beim Hochtaunuskreis vorgestellt, im April dann die Bauvoranfrage dort eingereicht und die Unterlagen nach Aufforderung bis zum August angepasst beziehungsweise Fehlendes nachgereicht.
Umso größer sei das Erstaunen im September 2020 gewesen, nachdem der Hochtaunuskreis die negative Stellungnahme der Stadt Kronberg übermittelte. Nichtsdestotrotz habe man bis März 2021 weitere Anpassungen der Planungen vorgenommen, bis im Juli letzten Jahres der Ablehnungsbescheid ins Haus geflattert sei. Dagegen legte der Landesverband
Widerspruch ein, der im Dezember zurückgewiesen wurde. In Reaktion darauf baten die Projektträger im Januar dieses Jahres um einen Termin mit Bürgermeister Christoph König und Erstem Stadtrat Siedler (siehe deren Stellungnahme in dieser Ausgabe des Kronberger Boten).
Hoffnung des DRK
Der DRK-Landesverband Hessen bemüht sich weiterhin um eine zügige Lösung, weil sich die Situation aufgrund des dringlichen Bedarfes an baulichen Maßnahmen zuspitze. Sofern jedoch weiterhin kein Einvernehmen erreicht werden könne, so Nils Möller, müsse die Verlegung der Altenpflegeschule an einen anderen Ort geprüft werden. Hierfür gebe es Möglichkeiten – auch außerhalb des Hochtaunuskreises. „Das DRK hat mit dem Vier-Generationen-Projekt eine tolle Idee vorgeschlagen, die den Standort in Kronberg enorm aufwertet und bereichert. Gerne kann diese Idee weiterentwickelt werden. Wir suchen nach einer genehmigungsfähigen Version, sind jederzeit zu Gesprächen bereit und hoffen auf die Hilfe des Kreises, da das Schulgebäude mit der Zeit immer mehr mitgenommen ist“, erklärte Nils Möller abschließend