Geistliches Konzert am Gründonnerstag in St. Johann

Kronberg (kb) – Einmal noch mit Freunden feiern, einmal noch mit ihnen gemeinsam im Garten sitzen – und das in der Gewissheit: am nächsten Tag wird es vorbei sein. Nach ungeheuren Qualen. Was könnte schlimmer sein? Und: Zu sehen, wie der eigene Sohn beschimpft, bespuckt, gemartert, ermordet wird: Was könnte schlimmer sein? Jesus und Maria – der eine aktiv im Leid gefangen, die andere dem Leiden passiv ausgeliefert: ihren Empfindungen widmet sich das „Konzert am Gründonnerstag“ in der evangelischen Johanniskirche, Friedrich-Ebert-Str. 18.

„Stabat mater dolorosa juxta crucem lacrimosa“ – die lateinische Sprache beschreibt Marias Zustand an diesem Tag: sie, die leidende Mutter, steht weinend neben dem Kreuz. Doch die lateinische Sprache ist es auch, die eine emotionale Distanz zu diesem Leiden schafft; eine Distanz, die durch die Musik überwunden wird. Kantor Bernhard Zosel hat aus verschiedenen zyklischen Werken ein eindringliches Programm zusammengestellt. Tiefgründig, dramatisch, nachdenklich meditiert Marcel Duprés „Chemin de la Croix“ (Orgel solo) über die psychischen Schmerzen, aber auch die seelischen Erschütterungen, denen der leidende Christus ausgesetzt ist. „E qual morte egli sostenne?“ hat Giocchino Rossini den zweiten Satz seiner „Parafrasi del Christus“ genannt, übersetzt: „…und welchen Tod er behauptete?“ Der Dichter Heinrich Heine schrieb über Rossinis „Stabat mater“: „...das ungeheure erhabene Martyrium ward hier dargestellt, aber in den naiven Jugendlauten, die furchtbaren Klagen der Mater Dolorosa ertönten, aber wie aus unschuldig kleiner Mädchenkehle...“. Ausgewählte Stück aus diesen Werken werden in dieser musikalischen Meditation am Vorabend des Karfreitag zu hören sein, mit Bernhard Zosel an der Orgel und mit der Sopranistin Patricia Zehme.

Leiden und Qualen: sie hat der Komponist Olivier Messiaen in kriegerischen Zeiten unmittelbar erlebt. Das Leiden Jesu thematisiert er in seinem „Quatuor pour la fin du temps“ (Quartett für das Ende der Zeit). Die tiefe Gläubigkeit Messiaens spiegelt sich hier ebenso wider wie in seinen „Chants de terre et de ciel“ (Lieder der Erde und des Himmels): Aus diesem Zyklus singt Patricia Zehme, begleitet von Bernhard Zosel, die beiden Gesänge „Minuit pile et face“ (Die beiden Seiten der Mitternacht) und „Resurrection“ (Auferstehung). Das Quartett schrieb Messiaen für die ganz ungewöhnliche Besetzung Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier, denn diese Instrumente standen ihm im Kriegsgefangenenlager bei Görlitz zur Verfügung, wo er das Werk 1940/41 komponierte. Die Sätze I Liturgie de cristal (Kristallene Liturgie), IV Intermède (Zwischenspiel), V Louange à l’éternité de Jésus (Lobpreis der Ewigkeit Jesu), VIII Louange à l‘immortalité de Jésus (Lobpreis der Unsterblichkeit Jesu) stehen am Gründonnerstag auf dem Programm. Blake Weston, Klarinette; Eugenia Ottaviano, Violine, Sylvia Demgenski, Violoncello, und Nenad Lecic, Klavier sind die Musiker, die dieses tiefreligiöse Werk spielen werden. Das Konzert am Gründonnerstag, 18. April beginnt um 20.15 Uhr in direktem Anschluss an den Gottesdienst. Der Eintritt ist frei.



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