Kronberg (eh) – Die Kronberger Dingel-dein-Stiftung, die sich seit vielen Jahren für das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt einsetzt, schlägt ein neues Kapitel in ihrer Geschichte auf. Ein Wechsel an der Spitze markiert einen neuen Abschnitt: Nach fast 22 Jahren als erster Vorsitzender hat Albert Sanftenberg Anfang des Jahres den Stiftungsvorsitz an Vorstandskollegen Klaus Temmen übergeben.
Als Anerkennung für seine langjährige, engagierte Arbeit wurde Sanftenberg zum Ehrenvorsitzenden der Stiftung ernannt. Mit seinem umfassenden Wissen über die Stiftung, die Familie Dingeldein und die Stadt Kronberg bleibt er dem neuen Vorstandsteam weiterhin erhalten.
Mit diesem Wechsel endet eine Ära, doch die Dingeldein-Stiftung setzt ihre wertvolle Arbeit mit ungebrochener Leidenschaft fort. Das neue Vorstandsteam, bestehend aus Klaus Temmen und Uwe Wittstock, präsentierte die künftige Ausrichtung und Aufgabenverteilung der Stiftung. Ergänzt wird das Team durch Thorsten Buss, den ersten Vorsitzenden des Aktionskreises Lebenswerte Altstadt Kronberg, der bereits zuvor als kooptiertes Mitglied im Vorstand der Dingeldein-Stiftung tätig war und sich weiterhin tatkräftig um alle baulichen und technischen Belange der Stiftung kümmern wird. Der Kronberger Bürgermeister Christoph König ist per Satzung Mitglied des Vorstandes und sichert die enge Verzahnung und gute Zusammenarbeit mit der Stadt Kronberg.
Elisabeth Dingeldein war eine beeindruckende Persönlichkeit. Im gleichnamigen Geschäft führte sie gemeinsam mit ihrer Schwägerin Liesbeth eine reiche Auswahl an Kurz- und Miederwaren, Nähzubehör und modische Artikel. Da sie keine direkten Erben hatte, entschied sie, ihr Vermögen und Anwesen in eine gemeinnützige Stiftung einzubringen, um Kronbergs bürgerschaftliches Engagement langfristig zu unterstützen.
„Fräulein Elisabeth Dingeldein“ – auf diese Anrede legte sie größten Wert und noch heute erinnert der Namensschriftzug an der Fassade des Hauses in der Friedrich-Ebert-Straße 5 „an das wohl legendärste Geschäft in der Stadt“, so Albert Sanftenberg, der lange Jahre als Steuerberater für die Kronberger Unternehmerin tätig war. Auch Klaus Temmen kann sich gut an das Geschäft erinnern und ging dort früher gerne einkaufen. „Der Laden von Fräulein Dingeldein war immer ein zentraler Punkt in Kronberg und soll es auch bleiben.
Die Dingeldein-Stiftung, die 2003 ins Leben gerufen wurde, finanziert sich ausschließlich aus den Mieteinnahmen des historischen Dingeldein-Hauses in der Friedrich-Ebert-Straße. In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnten über 270.000 Euro an soziale, kulturelle und gemeinnützige Projekte in Kronberg ausgeschüttet werden. Die Auswahl trifft der Stiftungsvorstand. Anlässe sind zum Beispiel Vereinsjubiläen oder Projekte mit bürgerschaftlichem Engagement. Unterstützt wurden in den vergangenen Jahren unter anderem die ökumenische Diakonie-Station, das Museum Kronberger Malerkolonie, die Kronberger Kirchengemeinden und der Kronberger Burgverein.
Herzensprojekt Kulturscheune
Unter der Ägide von Albert Sanftenberg wurde das 1904 erbaute Dingeldein-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße mit viel Zeit, Engagement und Liebe restauriert. Heute beherbergt das Schmuckstück in der Kronberger Altstadt vier Wohnungen und das beliebte Ladenlokal der Kronberger Bücherstube. „Dirk Sackis mit seiner Bücherstube hätte Fräulein Dingeldein als Mieter bestimmt gut gefallen“, ist sich der Stiftungsvorstand sicher.
Auch der Innenhof des stolzen Geschäftshauses wurde mit der Restaurierung der historischen Dingeldein-Scheune aufgewertet und wird zunehmend als Veranstaltungsort genutzt. Die Kulturscheune war das „Herzens-projekt“ von Albert Sanftenberg. „Du warst als Vorsitzender der Stiftung quasi Vermögensverwalter, Hausverwalter, Bauleiter, erster Ansprechpartner für die Mieter und die Kronberger Vereine“, hob Klaus Temmen hervor. „Vorne verdienen wir Geld, hinten geben wir es dem Stiftungszweck entsprechend wieder aus“, schmunzelt Albert Sanftenberg.
Um das Thema „Finanzen“ kümmert sich Uwe Wittstock im Vorstandsteam ebenso um die steuerlichen Themen sowie das Rechnungswesen, die Vermögensstrategie und die Finanzplanung. Der Steuerberater mit eigener Kanzlei in Kronberg sieht es als seine Aufgabe, das in der Dingeldein-Immobilie gebundene Vermögen langfristig zu sichern und die Einnahmen gezielt in gemeinnützige Förderprojekte zu lenken. „Eine breite Streuung und Förderung unterschiedlicher Projekte, von sozialen, kulturellen, kirchlichen und gemeinschaftlichen Projekten ist uns wichtig“, erklärt Temmen. „Wir sind Treuhänder des Stiftungsvermögens, wollen das Geld aber auch nicht an die Kette legen“, erläutert Albert Sanftenberg.
Neben der finanziellen Unterstützung von Vereinen und sozialen Einrichtungen setzt sich die Dingeldein-Stiftung auch für den Erhalt des Andenkens an die Familie Dingeldein ein. Der Dingeldein-Gebäudekomplex ist nicht nur die Basis des Stiftungsvermögens, sondern auch ein wahres Schatzkästchen für Geschichtsliebhaber. Das architektonische Schmuckstück in der Kronberger Altstadt, wurde übrigens mit der tatkräftigen Unterstützung des Altstadtkreises und der Kronberger Handwerksbetriebe ganz behutsam renoviert und kontinuierlich weiter instand gesetzt und erhalten wird. „Eine langfristige Zusammenarbeit und ein gutes Verhältnis mit den Kronberger Handwerkern ist uns sehr wichtig“, betont der Stiftungsvorstand.
„Zeitkapsel“ für Kronberg
Die Familie Dingeldein hat vieles gesammelt und ganz ordentlich aufbewahrt. In den Dachräumen des Dingeldein-Hauses lagert ein wertvoller Fundus aus vergangenen Zeiten. Über diese Schätze, hoch oben im Dachgeschoss, wacht der Stiftungsvorstand ebenfalls. Im „Archiv“, in dem seit zwanzig Jahren die Restbestände aus dem Ladengeschäft sowie persönliche Gegenstände der Familie lagern, finden sich in Schachteln, Kartons, Koffern und Schränken so manche Perlen, wie etwa Damenunterwäsche, Kittelschürzen, nicht verkaufte Waren aus den 20er und 30er Jahren, alte Briefe und Tagebücher, Geschäftsbücher, Bilder oder ein Chapeau Claque-Zylinder. Fräulein Dingeldein war auch eine begeisterte Karnevalistin und so sind auch noch die alten Karnelvalskostüme, fein säuberlich aufbewahrt, erhalten. Über vier große Räume sind die persönlichen Gegenstände der Familie Dingeldein verteilt. „Wir durften im Jahr 2003 zwar einen Totalausverkauf machen und haben in den vergangenen Jahren auf dem Flohmarkt viele Stücke verkauft, mit den restlichen Gegenständen möchten wir aber das Erbe der Familie bewahren“, erklärt Klaus Temmen.
Der Fundus ist ansehnlich und der Stiftungsvorstand plant, diesen Schatz zu erhalten und mit all den geschichtsträchtigen Gegenständen eine Art „Zeitkapsel“ zu schaffen, die ein Stück Kronberg von früher und einen Ausschnitt aus dem Leben der Familie Dingeldein einfängt. Die Gestaltung der „Zeitkapsel“ ist noch nicht abgeschlossen und es muss noch viel gesichtet und sortiert werden. Das ist ein Projekt für lange Winterabende“, schmunzelt Temmen. „In 50 Jahren werden sich die Leute freuen, wenn sie die Schubladen öffnen“. „Zukunftsmusik“ könnte eine Vitrine oder Raum im Stadtmuseum sein. Bereits heute werden das Dingeldein-Haus und einige Gegenstände in die szenischen Führungen des Altstadtkreises integriert. Einige Exponate wurden auch dem Freilichtmuseum Hessenpark zur Verfügung gestellt. Ein musealer Betrieb ist im Dingeldein-Haus nicht geplant, doch bei Interesse kann dort recherchiert und in der Kronberger Geschichte geforscht werden.
Gemeinnützige Vereine mit Sitz in Kronberg können sich gerne mit einer ausführlichen Darstellung ihres Förderanliegens an die Dingeldein-Stiftung wenden. Bewerbungen sind per E-Mail an info[at]dingeldeinstiftung[dot]de oder postalisch an die Friedrich-Ebert-Straße 5, 61476 Kronberg möglich. Alternativ können Förderanliegen auch direkt in den Briefkasten der Stiftung am Dingeldein-Haus eingeworfen werden.