Geschichten rund um den Turm Aktuell

Tanti Auguri – 30 Jahre Städtepartnerschaft

Die Mitglieder des Partnerschaftsvereins Kronberg – Porto Recanati können in diesen Tagen auf eine erfolgreiche, weil seit 30 Jahren sehr lebendige Städtepartnerschaft zurückblicken und werden das gebührend am 11. August mit vielen ihrer Freude aus der wunderbar an der Riviera del Conero gelegenen „Città Gemellata“ zu feiern wissen. Aus diesem schönen Anlass soll darin erinnert werden, dass mit Kaiserin Friedrich bereits vor 130 Jahren eine äußerst prominente italophile Bewohnerin in Kronberg lebte. Bereits als Kronprinzessin reiste Kaiserin Friedrich, älteste Tochter von Queen Victoria, mit ihrem Mann, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und späteren Kaiser Friedrich III., von Berlin aus häufig an die italienische Riviera. Der Grund: Der Kronprinz, als starker Raucher zunehmend an Atembeschwerden leidend, vertrug die feuchtkalte Berliner Luft den Winter über zunehmend schlechter. Das zu dieser Jahreszeit meist mildere Seeklima am Mittelmeer verhalf ihm hingegen zu wohltuender Linderung. Bevorzugter Ort der beiden war das heute noch mondäne San Remo an der Riviera.

Hier wurde er auch am Kehlkopf im Februar 1888, wenige Monate vor seinem Tod, operiert. Doch der Eingriff kam zu spät, denn sein Kehlkopfkrebs war schon unheilbar fortgeschritten. Nach dem Tod ihres Mannes hielt Kaiserin Friedrich auch in Kronberg – seit 1894 ihr neuer dauerhafter Ruhesitz – an der lieb gewonnenen Gewohnheit fest, die Wintermonate bevorzugt in Norditalien und Südfrankreich zu verbringen. Hier ging sie ihrer besonderen Leidenschaft, der Malerei, fast täglich intensiv nach. Davon zeugen bis heute zahlreiche Gemälde und Zeichnungen, auf denen sie italienische Landschaften und Städte neben weiteren Sehenswürdigkeiten mit Pinsel und Stift festhielt.

In Südtirol und im Trient besichtigte sie zudem viele Burganlagen, um sich Inspirationen für die Restaurierung der alten Kronberger Burg zu holen, in deren Besitz sie 1892 gelangt war. Doch auch in Kronberg konnte sich die Kaiserwitwe in ihrem italienisch anmutenden Rosengarten unweit des Marstalls jederzeit den Sommer über cisalpinen Träumen hingeben. In der terrassenförmig angelegten Anlage ersetzen bis heute winterfeste, spitzförmig zugeschnittene Eiben die mediterranen, wärmeliebenden Zypressen.

Nicht vergessen werden darf auch, dass erst eine üppige Erbschaft aus Italien Kaiserin Friedrich die Finanzierung des aufwändigen Baus ihres Witwensitzes ermöglichte, den sie in Erinnerung an ihren geliebten Gatten Schloss Friedrichshof nannte, denn es war die 1888 verstorbene italienische Gräfin Maria Brignole Sale de Ferrari, welche die Kaiserin als gute Bekannte in ihrem Testament mit rund fünf Millionen Francs äußerst großzügig bedacht hatte.

Die beiden Adelsdamen hatten einst über ihr gemeinsames Interesse, die Förderung der Kunst, zueinander gefunden. Folglich sind in Schloss Friedrichhof noch heute viele wertvolle Antiquitäten zu finden, welche die Monarchin auf ihren häufigen Reisen nach Italien sowie im Kunsthandel von dort im Laufe ihres Lebens erworben hat. In der Schlossbibliothek befinden sich zudem viele Bücher zu italienischen Künstlern wie Michelangelo und Raffaelo. Kein Wunder, denn die „Hohe Dame“ schwärmte sehr für die italienische Kunst der Renaissance.

Nebenbei war Kaiserin Friedrich mit der italienischen Kronprinzessin und späteren Königin Margherita aus dem Haus Savoyen, an die bis heute die weltberühmte, gleichnamige Pizza erinnert, bekannt.

Die Königin fungierte bei Kaiserin Friedrichs jüngster Tochter Margarethe, die 1877 in Potsdam zur Welt gekommen war, als Taufpatin. Ihr zu Ehren erhielt das Mädchen daher den Vornamen ihrer italienischen Patentante.

Margarethe heiratete 1893 Prinz Friedrich Karl von Hessen und erbte nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1901 Schloss Friedrichshof. Einer ihrer Söhne, Philipp von Hessen, der in Rom Kunstgeschichte studiert hatte, ehelichte 1925 wiederum mit Prinzessin Mafalda von Savoyen eine Tochter des damals regierenden italienischen Königs Viktor Emanuel III. Mafaldas Grab befindet sich in der Kronberger Burgkapelle.

Mafaldas Sohn, der 2013 verstorbene Moritz Landgraf von Hessen, den viele Kronberger als Vater des jetzt amtierenden Landgrafen Donatus noch gut kennen, wurde 1926 auf dem piemontesischen Schloss Racconigi geboren. Eine seiner Töchter, die ebenfalls Mafalda heißt, lebt seit vielen Jahren in Italien.

Das zeigt, dass das Haus Hessen schon sehr lange, genauso wie die Mitglieder des Partnerschaftsvereins „erst“ seit 30 Jahren, enge Verbindungen nach Italien pflegt. Bleiben zum Schluss nur noch zwei Wünsche: Tanti Auguri und ad multos annos!

Walter A. Ried



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