Kronberg
(pf) – Wofür andere Dressurreiter oft mehrere Jahre brauchen, das hat der Wahlkronberger Peter Hameeteman, seit fast einem Vierteljahrhundert Betriebsleiter im historischen Marstall des Kronberger Schlosses und Reitlehrer des Reitstalls Kronberg, in nur einer Saison geschafft: Im vergangenen Jahr ist es ihm mit dem Trakehner-Wallach Hemingway in einer fast durchgehenden Siegesserie gelungen, zehn Dressur-Turniere in der höchsten Leistungsklasse S zu gewinnen. Als Anerkennung für diese einzigartige Leistung wurde ihm im Rahmen der Hessischen Meisterschaften in Darmstadt-Kranichstein vom Präsidenten des Hessischen Pferdesportverbandes Dr. Harald Hohmann das Goldene Reitabzeichen verliehen.
Dass er einmal ein ebenso begeisterter wie erfolgreicher Dressurreiter werden würde, war dem gebürtigen Niederländer nicht in die Wiege gelegt worden. Auf die Frage, woher seine Liebe zu Pferden komme, antwortet er spontan: „Keine Ahnung!“ Doch dann erzählt er, dass seine Mutter, als sie noch Kinder waren, seinen Bruder und ihn einmal zum Ponyreiten mitgenommen habe. Seinen Bruder habe das nicht sehr beeindruckt, erinnert er sich.
Um das Reiten zu seinem Beruf machen zu können, habe er sich aber loskämpfen müssen, sagt er. Denn nach dem Schulabschluss habe sein Vater zunächst darauf bestanden, dass er studieren und in seine Fußstapfen treten sollte, um ebenfalls Kaufmann zu werden. Doch mit 21 Jahren erfüllte er sich seinen Traum und begann eine vierjährige Ausbildung am Hippologischen Berufsausbildungszentrum in Deurne, einem Stadtteil im Osten von Antwerpen. Verbunden damit waren Praktika bei der damals international reitenden Grandprix-Dressur-Amazone Ati Spijker und bei dem international erfolgreichen Springreiter Gerd Meier, berichtete in seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung Klaus-Peter Schmidt, der gemeinsam mit seiner Frau den Reitstall Kronberg betreibt.
Im März 1988 bestand Peter Hameeteman die Abschlussprüfungen zum Bereiter und Reitlehrer als Zweitbester seines Jahrgangs. Mit 120 Gleichgesinnten hatte er die Ausbildung begonnen, zwölf hatten es nicht bis zu den Abschlussprüfungen geschafft, erzählt er. Danach ging er auf Reisen. Ein Jahr lang sammelte er Auslandserfahrungen in den USA beim damaligen Grandprix-Ehepaar Betsy und Uwe Steiner. Es folgte eine einjährige Anstellung in dem privat geführten Dressurstall der Familie Löcher in der Nähe von Mannheim. Nächste Station war für zwei Jahre Australien, wo er in Brisbane auf dem Balcam Gestüt der Familie Klatte als Bereiter und Auktionsreiter tätig war. Einige der Pferde begleitete er nach dem Verkauf in verschiedene asiatische und karibische Länder, um sie vor Ort bei den neuen Eigentümern zu trainieren.
„Du warst also als junger Mensch damals sehr motiviert, die große weite Welt zu entdecken, konntest nach deiner Berufsausbildung einerseits schon erstes Geld verdienen, andererseits aber auch dein Fernweh bedienen“, fasste der Laudator den Werdegang des Niederländers zusammen. „Nach all diesen Abenteuern wurde es dann Zeit, wieder nach Europa zurückzukehren – und wo wäre das besser möglich gewesen als im Dressurland Nummer eins, in Deutschland?“
Erste Station war im Juni 1996 das Gestüt Erlenhof im Bad Homburger Stadtteil Dornholzhausen, wo er zwei Jahre lang bei Sven und Gonnelien Rothenberger auch die wertvollen Olympiapferde der Familie bereiten konnte.
Am 1. Dezember 1998 wechselte er dann in den Reitstall Kronberg, den die Familie von Klaus-Peter Schmidt seit Anfang der 1970er Jahre betreibt und für den er bis heute verantwortlich tätig ist.
Zu seinen Aufgaben als Betriebsleiter gehört die Betreuung von knapp 20 dort eingestellten, teilweise bis zur höchsten Leistungsklasse ausgebildeten Dressurpferden. Er ist Chef eines Teams von fünf Mitarbeitern und kümmert er sich um alle im Stall anfallenden Aufgaben, um die Beschaffung der Futtermittel ebenso wie um notwendige Reparaturen und vieles mehr. Als Reitlehrer gibt er zudem täglich Unterricht im Reiterverein Kronberg e.V., ist den Pferdebesitzern bei der Suche nach neuen Pferden behilflich und bildet diese zum Teil persönlich bis in die höchste Leistungsklasse aus.
So wie den Wallach Hemingway, der Schmidts Tochter Margaretha gehört. Von den ersten Anfängen bis jetzt auf das Zwei-Sterne-S-Niveau hat er den heute 13 Jahre alten Trakehner alleine ausgebildet, mit dem er vergangenes Jahr die für das Goldene Reitabzeichen erforderlichen zehn Turniere gewann. Und die Erfolgsserie von Peter Hameeteman und Hemingway geht weiter: Am Wochenende des 20. und 21. August konnten sie beim großen Dressurreitturnier in Bad Nauheim die beiden schwersten Dressurprüfungen St. Georg und Intermédiaire I gewinnen. Ein sportlicher Erfolg, auf den sie ganz sicher stolz sein dürfen.
Erfolgreiche Dressurreiter: Peter Hameeteman mit dem 13-jährigen Trakehner-Wallach Hemingway bei der Siegerehrung anlässlich der Verleihung des Goldenen Reitabzeichens in Darmstadt-Kranichstein
Foto: Agentur Dill, Schwanstetten