Große Wiedersehensfreude beim Sommerfest der Pfadfinder

Die aktiven Pfadfinderinnen und Pfadfinder freuten sich über zahlreiche Gäste zum Sommerfest, das die Älteren (im Hintergrund) durch Gesang und ihre Geschichten zu bereichern wussten. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Wie für viele andere auch, war für den Pfadfinderstamm Schinderhannes, der Teil des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), einem international anerkannten Pfadfinderbund, ist, der Corona-Lockdown eine schwierige Zeit. „Unsere Stammesführung hat zwar Online-Heimabende angeboten“, erzählt Ulrike Rehm, Vorstandsmitglied des Vereins der Förderer des Stammes Schinderhannes, „doch wer die Pfadfinder-Kultur kennt, kann sich vorstellen, dass ein solches Format sich kaum für uns Pfadfinder eignet.“ Wer zu den Pfadfindern kommt und über Jahre bleibt, der liebt es, draußen in der Natur zu sein. „Ich fühle mich hier im Wald frei, ich kann dort tun und lassen, was ich will und alles Mögliche ausprobieren“, erzählt Emilia Cescon (19), die zusammen mit Khaled Sadeq (19) die Stammesleitung für die aktuell bis zu zehn Kinder und Jugendlichen hat. Handys und alle anderen elektronischen Geräte haben bei der Pfadfindergruppe, die auf der Heide 17 ein verwunschenes Waldgrundstück von der Stadt Kronberg gepachtet hat, nichts verloren. „Wenn wir auf Reisen gehen, haben wir auch keine Taschenlampen dabei, sondern Kerzen“, erzählt sie lachend. Manche Menschen könnten sich das überhaupt nicht mehr vorstellen. Für sie ist die Zeit der Heimabende und natürlich die Zeit der Reisen, in der die Pfadfinderinnen und Pfadfinder zusammen immer neue Regionen im In- und Ausland kennenlernen, eine herrliche freie Zeit von allen Zwängen, die die Gesellschaft ihnen sonst auferlegt, sagt sie. Khaled Sadeq sieht das ähnlich. Auch jetzt, wo sie beide erwachsen sind, genießen sie es, zusammen draußen zu sein. Sie sind äußerst selbstständig geworden in den Jahren, haben von den Großen gelernt, dass man draußen nur als Team funktioniert und sind nun sichtlich stolz, den Kleinen ihr Wissen rund um die Traditionen der Pfadfinder weiterzugeben: „Jeder ist auf den anderen angewiesen, jeder trägt einen Teil des Zeltes und Teile des Verpflegung, wenn wir auf Reisen sind.“ Sie lernen früh, ohne die Eltern unterwegs und als Gruppe für sich und die anderen verantwortlich zu sein. Eine wichtige und besonders schöne Tradition der Pfadfinder sei auch, abends, wenn das große Zelt (Kothe) aufgebaut ist, zusammen am Feuer zu sitzen und Pfadfinderlieder zu singen. „Auch sie tragen zu dazu bei, dass wir eine eingeschworene Gemeinschaft sind“, weiß Emilia Cescon.

Zum Sommerfest des Pfadfinderstammes Schinderhannes kommen traditionell alle Pfadfinder und Pfadfinderinnen, jung und alt, bei Kaffee und Kuchen, Gegrillten und Äppler zusammen, um sich an ihre Erlebnisse von damals und heute zu erinnern. Aber auch der Nachwuchs aus Kronberg und Umgebung war herzlich eingeladen, die Pfadfinder kennenzulernen. Cescon und Sadeq luden sie zum „Räuber und Gendarm-Spiel“ ein. „Das ist zum Beispiel etwas, das wir, auch wenn wir selbst jetzt erwachsen sind, gerne weiter spielen“, erzählen sie grinsend. „Wo sonst hätten wir dazu die Gelegenheit?“ Aber auch handwerklich gibt es im Wald oder im Vereinshaus, beim eigenen Keltern von Äpfeln zur Herstellung von Süßem, beim Feuermachen und vielem mehr die Chance, sich handwerklich zu betätigen und Freude daran zu haben, selbst etwas mit eigenen Händen repariert oder hergestellt zu haben.

Den Kindern und Familien, die den Nachmittag über zum Sommerfest des Pfadfinderstammes Schinderhannes vorbeischauten, gefiel es auf dem idyllischen Stückchen Natur oben im Waldstück zwischen Schönberg und Oberhöchstadt. Die älteren Pfadfinder unter den Gästen, allen voran Prof. Wolfgang Jaeschke, in Pfadfinderkreisen als „Numa“ bekannt, der als Stammesführer sowohl von 1960 bis 1965 als auch von 1968 bis 1969 die Geschicke leitete, hatten sich viele Geschichten zu erzählen, und „Numa“ sorgte mit Gesang und Gitarre zusammen mit Hilde Reinhold an der Steirischen Handharmonika dafür, dass viele traditionelle Pfadfinderlieder durch den Wald schallten. So klang ein nach den Corona-Beschränkungen doppelt so freudiges Wiedersehen der Pfadfinder erst spät in der Nacht am Feuer aus. Wer Lust hat, die Pfadfindern kennenzulernen: Heimabend ist jeden Samstag von 15 bis 17 Uhr. Wer möchte, kann einfach vorbeischauen. Weitere Informationen gibt es bei der Stammesleitung unter der E-Mail emiliacescon[at]web[dot]de.



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