Kronberg (mw) – Seit 2014 beschäftigt sich Thomas Werhahn, Mitglied des Verwaltungsrates der katholischen Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt im Taunus im Kirchort St. Peter und Paul, mit der Kita St. Peter und Paul in der Wilhelm-Bonn-Straße. Was tun mit dem 60er-Jahre Kindergartenbau in schlechtem Zustand? Grundsanieren oder neu bauen? Von Anfang an waren alle Beteiligten, die Kirchengemeinde, das Bistum Limburg und die Stadt Kronberg in die Überlegungen eingebunden, blickt Werhahn zurück. 2015 wurde bei Architekt Wolfgang Ott eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Schlussendlich zeichnete sich ab, dass die Kita nach den heutigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – selbst nach Sanierung und Umbau – nur 70 Prozent der Standards hätte erfüllen können und die Sanierung teuer zu Buche geschlagen wäre. So entschied sich die Kirchengemeinde, gemeinsam mit den maßgeblichen Geldgebern, Stadt und Bistum, für die Neubau-Lösung, mit 5,7 Millionen Euro ein nicht gerade kleines Projekt. Das Bischof-Muench-Haus mit Gemeindesaal wird es mit dem Neubau nicht mehr geben. „Das war nicht finanzierbar“, so Werhahn. Dafür bekommt die Gemeinde und Kronberg einen zukunftsweisenden Kita-Bau inklusive zweier Wohnungen. In den 5,7 Millionen Euro sind auch diese zwei Mietwohnungen, deren Bau die Kirchengemeinde selbst finanzieren muss, enthalten. 3 Millionen Euro an Kosten übernimmt das Bistum gemeinsam mit der Kirchengemeinde, 2,7 Millionen Euro trägt die Stadt Kronberg, weitere Mittel kommen vom Land, der Rheinberger Stiftung, der Aktion Mensch und aus dem St. Georg Fonds. „Einen ganz kleinen Teil müssen wir nun noch über ein Darlehen finanzieren.“ Die Rückzahlung des Darlehens ist über die Miete für die beiden Wohnungen gedeckt.
St. Peter und Paul-Kinder ziehen um
Ende 2019, als der Kronberger Bote das erste Mal über die Planungen berichtete, waren alle Gelder angefragt und eine Interimslösung für die Kita- und Hortkinder ebenfalls gefunden. Zwischenzeitlich liegt nicht nur die Finanzierung verbindlich vor, sondern auch die Baugenehmigungen. Gut Ding will eben Weile haben, sind sich Ott und Werhahn sowie die Pfarrer Hans-Joachim Hackel (St. Johann) und Stefan Peter (St. Peter und Paul) einig. Das Schwierigste war tatsächlich, eine Interimslösung zu finden. Damals habe sich auch die Stadt engagiert an der Lösungsfindung beteiligt. Man habe 40 Optionen gehabt. „Es war klar, solange keine wirklich gute Lösung auf dem Tisch liegt, ist und bleibt das für das Bauprojekt ein Showstopper“, blickt Werhahn zurück. „Dass hier nun beide Gemeinden perfekt miteinander kooperieren, das ist, wie das Ei des Kolumbus gefunden zu haben“, freut er sich. „Unsere Hortkinder dürfen für die Zeit des Abrisses und Neubaus unserer Kita angemietete Räume in der Kronthal-Schule nutzen und die Kita-Kinder werden in zwei Containern im evangelischen Pfarrgarten untergebracht“, direkt neben der evangelischen Kita Arche Noah. Wenn das keine gelebte Ökumene ist! In den Containern steht den zwei Kitagruppen derselbe Raum zur Verfügung, wie derzeit in der in die Jahre gekommenen Kita St. Peter und Paul. Trotz allem wird die Bauzeit der neuen Kita für alle Beteiligten, für die Erzieher und die Kinder, eine Herausforderung sein, so der katholische Pfarrer, Stefan Peter. Beispielsweise werde ein Mehrzweckraum während der Bauzeit der neuen Kita in der Wilhelm-Bonn-Straße 4 a nicht zur Verfügung stehen. Zwar darf der evangelische Gemeindegarten genutzt werden, der zu diesem Zweck noch eingezäunt werden muss, aber natürlich können für die Interimslösung keine teuren Kletterspielzeuge installiert werden. „Wir denken aber über kleinere Lösungen wie eine Sandkiste nach“, erläutert Werhahn. Trotz der langen Zeit, die vergangen ist, bis endlich nicht nur die Genehmigung für den Kita-Neubau plus Abrissgenehmigung, sondern auch die Baugenehmigung nebst Betriebserlaubnis für die Container-Kita vorlag, ist die Stimmung zwischen den vier Herren äußerst positiv. „Das Projekt, dessen Finanzierung wirklich eine große Herausforderung war, stand immer unter einem guten Stern“, so Werhahn. Jetzt ist die Freude groß, dass sich, trotz Nebel im Gemeindegarten, jeglicher Projektnebel gelichtet hat und ein Baustart konkret wird. Der Garten ist bereits für die Containeraufstellung geebnet, die Frage des Wasseranschlusses etc. geklärt. Nun müssen die Container geliefert werden, der Zaun gestellt, die Anschlüsse vorgenommen und das Außengelände angepasst werden. „Nach dem Umzug der Kinder fangen wir unmittelbar mit dem Abriss der alten Gebäude an“, so Wolfgang Ott. Geplant ist der Umzug für den Monat April. Im Herbst 2024 soll der Neubau fertiggestellt sein.
Architekturkonzept
Der mit der Planung der Kita beauftragte Kronberger Architekt Wolfgang Ott hatte keine leichte Aufgabe zu bewältigen, da das Gelände in alle Richtungen teilweise starkes Gefälle aufweist. „Das war wirklich eine Herausforderung, weil die Kita ebenerdig und barrierefrei sein muss“, erklärt Ott. Herausgekommen ist dabei die elegante Lösung eines holzverkleideten, begrünten Flachdachbaus, der sich zum Garten hin mit einer einladend großen Fensterfront ausrichtet. Ebenerdig geht es von der Wilhelm-Bonn-Straße in das neue Gebäude hinein, welches insgesamt über vier Kindergruppen verfügen wird, über zwei Kita-Gruppen, eine Hortgruppe und eine U3-Gruppe. Die Gruppenräume sind paarweise zum Garten ausgerichtet, in den es ebenerdig wieder hinausgeht. Alle vier Gruppenräume haben eine Galerie. Diese zweite Ebene ermöglicht den Kindern mehr Spiel-, aber auch Rückzugsfläche.
Direkt hinter dem Eingang sind drei Personalräume, ein größerer Mehrzweckraum, Küche und Lager angeordnet und es gibt weiter Raum für Tische und Stühle zum Mittagessen. Über diesen Eingangsbereich gelangt man in eine großzügige Eingangsebene. Von dort über breite Stufen, die zum Sitzen und Umziehen einladen, auf die zweite Ebene, die sogenannte Gartenebene mit den Kitaräumen. Der Trick: Der Höhensprung ist mitten im Gebäude versteckt, ein Aufzug bietet die Möglichkeit, die tieferliegende Gartenebene, aber auch die darüberliegende Galerie und den Keller problemlos zu erreichen. Aus der Eingangsebene können die Kinder über Treppen ebenfalls in die Galerieebene gelangen, in der verschiedene Spielelemente wie ein Guckloch und ein fast freischwebendes „Luftschloss“ in die Konzeption eingebracht wurden.
Die Galerie, als Umlauf gestaltet, bietet den Kindern weiteren Raum zum kreativen Spiel. Die Oberlichter und die aufgesetzte Galerie ermöglichen ein großzügiges und helles Raumgefüge, in der Eingangshalle genauso wie in den Gruppenräumen.
Die zwei Wohnungen liegen im Eingangsbereich über den Personalräumen und werden seitlich über einen gesonderten Eingang mit Treppenhaus erschlossen. Es sind je eine 67 und eine 89 Quadratmeter große 3-Zimmerwohnung, die beide über einen kleinen Balkon verfügen. Der Kita-Neubau verfügt über technisch neueste Standards und richtet sich laut Ott damit auch nach den ressourcenschonenden Bauvorgaben des Bistums Limburg. So verfügt er auf dem Dach über eine eigene kleine Solaranlage für Warmwasser, über eine Fotovoltaikanlage zur Eigenstromproduktion für die Wärmepumpe, mit der man heizen und passiv kühlen kann. Reicht diese nicht aus, kommt die Gasheizung zum Einsatz. Mit 907 Quadratmetern Nutzfläche wird die Kita St. Peter und Paul zu hundert Prozent den heutigen Anforderungen an eine Kindertagesstätte entsprechen, berichtet Werhahn, für den das Projekt längst zu einer ehrenamtlichen Mammutaufgabe geworden ist. „Es ist wirklich ein toller Architekturentwurf“, freut Werhahn sich für die katholische Kirchengemeinde und für Kronberg, die einen „zukunftsweisenden Neubau“ bekommen.