Internationales Dressurturnier auf einer der schönsten Anlagen Europas

Ann Kathrin Linsenhoff überreicht den „Preis der Lieselott und Klaus Rheinberger Stiftung“ an den Doppelsieger Raphael Netz auf „Ferdinand BB“, daneben Tochter Marie und Nicole Nockermann für die Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung. Foto: S. Weber

Kronberg (sw) – Beim „Schafhofs Jugendfestival“ strömte der Reiternachwuchs für fünf Tage nach Kronberg. Vor den Toren Kronbergs, wo im 17. Jahrhundert bis zu 3.000 Schafe auf den Koppeln weideten, war am vergangenen Wochenende ein Meer aus Zelten und Pferdeanhängern zu sehen: Beim Schafhofs Jugendfestival kamen talentierte Nachwuchsreiter aus aller Welt in die Burgstadt.

Ann Kathrin Linsenhoff und ihre Familie luden bereits zum zweiten Mal zu einem internationalen Jugendturnier auf den traditionsreichen Schafhof. „Es ist schön, dass so viel Jugend hier ist“, freute sich Gastgeberin Linsenhoff, die den Reitnachwuchs aus Deutschland und aller Welt begrüßte.

Bei strahlendem Sommerwetter war das bekannte Gestüt das ganze Wochenende Publikumsmagnet nicht nur für Teilnehmende, sondern auch für zahlreiche Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung.

Claudia Schneider war extra aus Frankfurt gekommen, um die Nachwuchsreiterinnen und Nachwuchsreiter aus aller Welt hautnah zu erleben. Tochter Swantje (8) erklärte begeistert: „Das Gestüt ist schon so toll, mit den Pferden, die aus den Fenstern der Ställe gucken und man kann bei so vielen Sachen zuschauen.“

Zuschauen und einen Blick hinter die Kulissen eines internationalen Reitturniers werfen konnte man in der Tat an diesem Wochenende. Aber auch das „Mitmachen“ kam beim Schafhofs Jugendfestival nicht zu kurz. Da gab es das „Kinderland“ mit Hüpfburgen und Riesenrutschen, aber auch viele Aktionen der Agentur „Farbenfroh“ rund um das Thema Pferd, welche die Kids restlos begeisterten.

Dass durch das Jugendfestival nicht nur Kinder vor Ort glänzende Augen bekamen, sondern auch derer gedacht wurde, die nicht vor Ort waren und denen es nicht so gut geht, dafür sorgte die schöne Idee eines „Wunschbaumes“ der „Ann Kathrin Linsenhoff-UNICEF-Stiftung“. Hier konnten die Besucher Kärtchen mitnehmen und Wünsche erfüllen, von Bücherpaketen bis zu Ferienwochen für mehrere Kinder.

Im Trubel des quirligen Festivals gab es aber für jede Altersgruppe etwas zu entdecken: Neben zahlreichen Ständen für das leibliche Wohl waren auch etliche Zeltpavillons aufgebaut, in denen es Interessantes zu erwerben gab: Eva Schön von „Paradise Knits“ vertrat die lokale kreative Szene. Ihre handgemachten Unikate, von handgestrickten Pullis bis zu Röcken aus recycelten Krawatten, werden in Kronberg hergestellt. „Ich bin hier, weil das Festival in Kronberg ist und ich meine Sachen zeigen möchte“, sagte Schön, die auch während des Turniers das Strickzeug nicht aus den Fingern ließ.

Für Julia Thomas, die eigentlich aus der Nähe von Köln stammt, war es bereits das zweite Reitturnier. Ihr Shop „Waldgefluester“ zeigte Schmuck und Haushaltswaren mit Motiven aus Natur und Tierwelt. „Das, was wir hier so liegen haben, passt zu den Pferdemenschen“, war Julia Thomas überzeugt.

Nebenan hatte eine Kooperative aus zwei Taunus-Unternehmen ihr Zelt aufgeschlagen. „Irving Gin“ wird im Lorsbachtal hergestellt und kooperiert bereits seit 2018 mit dem Schafhof. Der „Grafschaft Kräuterlikör“ wird ebenfalls im Taunus hergestellt. Bastian Holte, gebürtiger Kronberger Bub, lachte: „Ich bin ein bisschen auf dem Schafhof groß geworden und hab hier schon mein Schülerpraktikum gemacht.“ Holte freute sich auf Festivaltage und -abende mit zahlreichen Gästen.

Ann Wirtjes ist Pressesprecherin eines Concept Stores aus der Nähe von Düsseldorf. An ihrem Stand fanden sich viele Produkte, zu denen das Konzept des Schafhofs passt: innovativ und auch neue Wege gehend. Hier gab es Sportmode aus recyceltem Plastik, welches aus den Weltmeeren gefischt wurde oder Reitstiefel aus veganem Apfelleder. „H collected“ ist ein junges Kollektiv, welches den traditionsreichen Reitsport ein bisschen zum Umdenken bringen möchte.

Die Verbindung von Tradition und Innovation, von Althergebrachtem bewahren und Ideen fördern, war an diesem Wochenende bei den „Schafhof Connects“ allenthalben sichtbar. Die Besucher waren nicht nur von dem weitläufigen Areal des traditionsreichen Gestüts, sondern auch von der guten Organisation des Turniers beeindruckt. „Es ist eine der schönsten Anlagen Europas“, lobte Kult-Trainer Ton de Ridder, der mit einer Mannschaft aus deutsch-polnischen Reitern nach Kronberg gekommen war. „Sie gucken hier nicht nur nach dem Wohlbefinden der Zweibeiner, sondern vor allem nach dem Wohlbefinden der Vierbeiner – das steht im Vordergrund“, führte der gebürtige Niederländer aus.

Tatsächlich wurden alle teilnehmenden Tiere bereits Tage vor dem Turnier gemonitored. Tierarzt Dr. Thomas Hirschhäuser, der gemeinsam mit seinem Vater Dr. Richard Hirschhäuser die Reit-Festivals auf dem Schafhof betreut, erklärte: „Alle Reiter müssen schon drei Tage vor Turnierbeginn die Temperatur ihrer Tiere messen und in eine App eintragen.“ Bei der Ankunft in der Burgstadt erwartete dann alle vierbeinigen Festivalteilnehmer eine Ankunftsuntersuchung, bei der „vor allem auf Infektionskrankheiten geachtet wird“, beschrieb Thomas Hirschhäuser. Für den Verdachtsfall standen mehrere Isolationsboxen bereit, damit ein Reitturnier kein „Superspreader-Event für Pferde“ wird. Aber auch die Identität der Tiere wurde überprüft und mit dem Pass abgeglichen.

Bevor die Pferde auf den Turnierplatz durften, mussten sie sich dann einer vierköpfigen Jury stellen. „Schafhof Connects“ hat sich den Regeln der FEI (Federation Equestre Internationale) verpflichtet, die „The welfare oft he horse“, zu deutsch „Das Wohlergehen des Pferdes“, in den Mittelpunkt stellt. Tierarzt Dr. Hirschhäuser erläuterte den Ablauf der Untersuchung, die auf den Arbeitsplätzen des Schafhofs stattfand: Dabei wird das Pferd eingehend angeschaut, ob Verletzungen, die gegen den Tierschutz verstoßen, zu sehen sind. Die Aufmerksamkeit gilt Blut, das aus Mund oder Nase austritt, aber auch Stellen im Sattel oder Sporenbereich, die darauf hindeuten würden, dass mit dem Pferd anders als erwünscht umgegangen wird.

Mit dem Pferd an der Leine müssen Schritt und Trab gezeigt werden, damit eine Lahmheitsuntersuchung erfolgen kann. Bestens vorbereitet, kann dann in das Turnier gestartet werden.

Vom 6. bis 10. Juli gab es beim Schafhofs Jugendfestival 15 Wettbewerbe, bei denen es Preisschleifen für die Pferde und allerlei Trophäen für die Reiterinnen und Reiter zu gewinnen galt. Aber nicht nur das, der Schafhof war auch ein Ort der Sichtung für kommende Wettbewerbe. Pony-Bundestrainerin Caroline Roost führte bei dem Kronberger Festival ihre dritte und letzte Sichtung für die EM durch und stellte ihr Team für das Turnier, welches Anfang August in Polen stattfinden wird, zusammen. Lilly Marie Collin, die mit ihrem Pony „Cosmo“ bei zwei Starts auf dem Schafhof mit zwei Siegen auftrumpfen konnte, ist auf jeden Fall dabei, ebenso wie Julie Sofie Schmitz Heinen, die mit ihrem „Carleo“ die Pony-Kür gewann.

Bei den „Children“ dominierten Amber Hennes aus Belgien, die Niederländerin Britt Kikkert van der Linde und Emily Hertwig aus Baden-Württemberg, die auf dem Pferd ihrer Großmutter und in den Reitstiefeln ihrer Mutter zum Sieg ritt.

Besondere Aufmerksamkeit konnte sich Raphael Netz bei dem Turnier sichern. Der 23- jährige Profi, der als Bereiter im Gestüt von Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl arbeitet, durfte sich für das Schafhofs Festival deren Weltcup-Pferd „Ferdinand BB“ ausleihen. Von Bredow-Werndl ist derzeit in Schwangerschaftspause. Auf dem internationalen Platz des Schafhofs trat das Team bei zwei Wettbewerben an und konnte beide souverän für sich entscheiden. U25 Bundestrainer Sebastian Hinze resümierte: „Die beiden passen sehr gut zusammen.“ Tatsächlich überzeugten der 13-jährige Hannoveraner Wallach und sein Reiter, deren Programm sich auch durch einen hohen Schwierigkeitsgrad auszeichnete, durch eine sichtlich gute Verbindung zwischen Mensch und Tier. „Es hat echt Spaß gemacht, mit so einem Pferd durchs Viereck zu schweben, zu schwingen“, freute sich Raphael Netz. Am Ende dominierte er klar die U25, siegte im Grand Prix 16-25 und konnte den „Preis der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung“ strahlend aus den Händen von Ann Kathrin Linsenhoff entgegennehmen. Die Chefin des Schafhofs erklärte ihre Liebe zum Reitsport: „Es ist etwas, was meine Mutter uns mitgegeben hat und sie hatte es schon von ihrem Vater. Es ist schön, etwas weitergeben zu können – und auch eine Verpflichtung.“

Fünf Tage standen beim am Sonntag zu Ende gegangenen Kinder- und Jugendfestival auf dem Schafhof Mensch und Tier gemeinsam im Mittelpunkt. Eine lange Verschnaufpause für das Organisationsteam gibt es aber nicht. Die Koppeln rund um den Schafhof sind bereits von Neuankömmlingen belegt, und internationale Teams, unter anderem aus den USA und Portugal, haben ihre Zelte aufgeschlagen. Vom 13. bis 17. Juli geht es auf dem Schafhof weiter für die Erwachsenen. Das „Internationale Schafhofs Dressurfestival“ hat ein hochkarätig besetztes internationales Starterfeld angelockt. Matthias Alexander Rath, Turnierleiter des Jugendfestivals, wird bei dieser Gelegenheit selbst in den Sattel steigen.

Auch bei den „Großen“ darf man sich auf exzellente Küren und sehenswertes sportliches Miteinander von Mensch und Tier freuen. Zuschauer sind herzlich willkommen, internationale Atmosphäre zu schnuppern, Schönes zu erstehen und sich auf dem sehenswerten Gelände des Schafhofs beim Dressurfestival mitreißen zu lassen. Flaniertickets und Wochenendtickets können online erworben werben.

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