Kronberg (hmz) – Wer eine Autorenlesung im klassischen Sinn erwartet hat, wurde von der eher ungewöhnlichen Präsentation des Bestsellerautors und ausgewiesenen Italienkenners Eric Pfeil überrascht. Er stellte in der Stadtbücherei sein neues Buch „Ciao Amore, Ciao – mit 100 neuen und alten Songs durch Italien“ anlässlich der Frankfurter Buchmesse und im Rahmen des Festivals „Leseland Hessen“ vor. „In den Liedern steckt so viel über Italien, dass man nur hinhören muss.“ Es sollte sein Weg durch das „Fachland für Widersprüche“ werden, zwischen Dolce Vita, dem Erbe Silvio Berlusconis, der Mafia, dem gesellschaftlichen Aufbruch sowie den Erfolgsgeschichten italienischer Künstlerinnen und Künstler – und dies vor allem. Mit Musikbeispielen und Bildern veranschaulichte er seinen Vortrag entlang dreier Kapitel, in denen er „der Lichtgestalt“ Lucio Battisti, Liederdichter, Komponist und Multiinstrumentalist und wohl eine der einflussreichsten und innovativsten Persönlichkeiten Italiens, ein literarisches Denkmal setzte. Gleichzeitig grenzte er den „Gottgleichen in der italienischen Musikwelt“ gegen das „Lustige“ und das „charmant Beknackte“ ab. Battisti, von dem der legendäre Ausspruch: „Ein Sänger muss nicht singen können“, herrührt, mit dem nach Ansicht des Autors „Italien vom Bel Canto befreit worden ist“, war das Herzstück des ersten Kapitels. Battista scheute die Öffentlichkeit und zuletzt sehr zurückgezogen lebend „wurde Italiens größter Popstar für sie unsichtbar“. Er habe nur noch im Kontakt mit Giulio Repetti, Mogol genannt, einem „der größten Liedtexter“, gestanden.
Das nächste Kapitel war der „Ikone der Freiheit“, die die italienische Frau aus den „Griffen des Patriachats befreit und mit Mitteln der Musik die Selbstermächtigung der Frau ermöglicht hat“, gewidmet – Raffaella Carrà. Dem deutschen Schlagerpublikum ist sie unter anderem mit Auftritten in der Udo Jürgens Show bekannt. Ihr Lied „A far l'amore comincia tu (Liebelei)“ stand Ende der 1970er Jahre für mehrere Wochen auf den vorderen Plätzen der Hitparade. Raffaella Carrà war eine italienische Schauspielerin, Sängerin und Fernsehmoderatorin. Nach einer internationalen Filmkarriere in den 1960er Jahren, zu der auch ein Gastspiel in Hollywood gehörte, trat Raffaella Carrà seit den 1970er Jahren in zahlreichen Ländern als Popsängerin und Showgirl auf. Ihr „Tuca Tuca-Tanz“ sorgte bei Rai 1, dem bedeutendsten italienischen Fernsehkanal, für einen handfesten Skandal und einem Aufführverbot, der legendäre Schauspieler Alberto Sordi hat mit seinem Tanzauftritt die Wogen wieder galant geglättet.
Das dritte Kapitel widmete Pfeil der „charmant beknackten Musik“, für die Romina und Albano Power sowie die Band Ricchi e Poveri (italienisch für „Reiche und Arme“) stehen. „Von deren aggressiver Lebensfreude meinen die Touristen, das ist italienische Popmusik.“ Nach ihrem Durchbruch in Italien nahm die Band am Grand Prix Eurovision 1978 teil und war in den 1980er-Jahren auch im deutschsprachigen Raum erfolgreich. Zu den bekannten Hits zählen „Sarà perché ti amo“, „Mamma Maria“, „Voulez-vous danser“ oder „Che sarà“. Im Jahr 1985 gewann die Gruppe das Sanremo-Festival, das immer noch von kleinen Skandälchen begleitet wird. „Feinsinn lässt sich der Band nur schwer vorwerfen“, erklärte Pfeil, immerhin würden diese Ohrwürmer noch zu den „meistgegrölten Wiesenhits“ zählen.
Schließlich der „Höhepunkt“ – der italienische Komponist, Arrangeur und Musikproduzent sowie Gründer von Rondò Veneziano, Gian Piero Reverberi. In Deutschland machte ihn die zusammen mit Dario Farina komponierte Musik zur Kult-Fernsehserie Monaco Franze im Jahr 1983 einem breiten Publikum bekannt. Künstler wie Lucio Battisti, Caterina Valente, Paul Anka, Ricchi e Poveri und Eros Ramazzotti griffen auf seine Kompositionen und Arrangements zurück. Für das Publikum war es ein Abend gemischter Gefühle, denn die Gute Laune-Hits kamen gar nicht gut weg. In zahlreichen Metaphern, jenem häufig bedienten Stilmittel, arbeitete sich Eric Pfeil durch die Kapitel. Im Zweifelsfall hätte es auch weniger überzogener sprachlicher Bilder bedurft, zugunsten vielleicht auch langweiliger wirkender Formulierungen.
Die Stadtbücherei, die Stadt Kronberg und der Partnerschaftsverein Porto Recanati, der ein typisch italienisches Büffet und die Dekoration für diesen Abend bereitstellte, haben die Lesung mit Eric Pfeil gemeinsam ermöglicht. Sein Gruß an das Publikum: „Italienische Musik hören und das Leben wird schön.“
Die beiden Vorstandsmitglieder des Partnerschaftsvereins Porto Recanati, Martina Reichert (links), Beate Puljanic und die Leiterin der Stadtbücherei, Daniela Barbu. Fotos: Muth-Ziebe
Bestsellerautor Eric Pfeil nahm sich Zeit für die Gäste.