Jahrgang 1938 feierte 84. Geburtstag im „Grünen Baum“

Leider ist hier nur ein Teil des Jahrgangs zu sehen, der sich viel zu erzählen hatte.

Foto: privat

Kronberg. – Viele Dinge wiederholen sich im Leben, dann aber meist unter anderen Verhältnissen: Bedingt durch die „Coronazeit“ kam es erst dieses Jahr wieder zu einem Treffen des Jahrgangs 1938 der Kronberg-Oberhöchstädter- und Schönberger Schüler. Es gab viel zu erzählen, zu sich selbst, den Familien und dem allgemeinen Umfeld. Dabei wurden Erinnerungen und Erlebnisse wach, die man jetzt mit den Enkeln und Urenkeln austauschte und feststellte, dass sie heute wieder aktuell sind.

So konnte man den Nachkommen berichten, dass man in der Kriegs- und Nachkriegszeit schon „sehr gesund“ gelebt hatte. Gezwungenermaßen ernährte man sich schon vegan und vegetarisch, da Fleisch und Wurst sowie Käse und Eier eine Seltenheit waren. Meist fehlte das Geld oder die Gelegenheit.

Hatte man einen Acker oder einen Garten, ernährte man sich davon. Den Bedürftigsten war vorbehalten, nach der Erntezeit die Getreidefelder nach Ähren abzusuchen und nach der Kartoffelernte die letzten kleinen Kartoffeln „zu stoppeln“.

Viele Kinder waren unterernährt und an den Schulen wurde die von den Amerikanern gekochte „Schulspeisung“ ausgegeben. Je nach Gesundheits- und Ernährungsstand wurde man in Gruppen (1-4) eingeteilt. Gruppe 1 wurde bevorzugt und wenn etwas übrig blieb, erhielten sie einen Nachschlag.

Fliegeralarm (1944) und Nachkriegszeit (ab 1945) führten dazu, dass fast sechs Monate keine Schule stattfand. Einen großen Teil verbrachte man im Luftschutzbunker. Die alten „Nazischulbücher“ durften nicht verwendet werden. Lehrer, die die Entnazifizierung nicht bestanden hatten, fehlten und die jungen nachrückenden Lehrer kamen meist von der Front und waren entsprechend traumatisiert.

Die ersten Zeugnisse gab es dann auch erst im Herbst 1949. Die Schulabschlüsse schafften aber alle und holten später auf dem zweiten Bildungsweg ihrer höheren Schulabschlüsse nach und waren in ihren Berufen erfolgreich.

Nach dem Krieg kamen Millionen von Flüchtlingen in den Westen von Deutschland. Sie wurden auf die Gemeinden verteilt und bei den bereits englebenden Haushalten untergebracht. Das verlief oft nicht ohne Komplikationen, da Flüchtlinge meist nur wenig mit sich führten, ein neues Leben aufgebaut und die Familie ernähren werden musste. Doch man lebte zusammen, half sich gegenseitig und schaffte es schließlich.

Zwar gab es damals noch keine Wasserampeln, die auf rot gestellt wurden, doch Wasser sparen musste man auch. Die vorhandenen Wasserreservate reichten an manchen Jahren nicht aus, um täglich frische Wasser zu liefern. Wasser gab es nur zu bestimmten Zeiten. Dann wurden Wannen und große Töpfe mit Wasser gefüllt und gelagert. Abgekocht diente es zum Kochen und zum Verzehr. Waschen und Körperhygiene erhielten einen neuen Stellenwert. Wasser wurde öfters genutzt. So konnten sich viele noch an das samstägliche Baden erinnern. In der Küche stand die Wanne, im Küchenofen wurde das Wasser erhitzt und ggf. nachgeschüttet, ,,wenn die Wassertemperatur sank. Je nach Familie wurde mit den Kindern und dann mit den Erwachsenen begonnen und umgekehrt.

Das Wasser für die Wäsche wurde auch mehrmals genutzt. Zuerst wurde die weiße Unterwäsche, dann die Buntwäsche und schließlich die Arbeitswäsche im gleichen Wasser gewaschen. Das sparte Wasser und Waschmittel. Der Rest landete im Plumpsklo.

Es war also interessant zu hören, wie man damals mit den Problemen von heute schon konfrontiert wurde und damit umgegangen ist. Auf ein Treffen im nächsten Jahr freuen sich schon alle.
Richard Schmidt



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