Kronberg (pf) – „Glücksmusik für wache Hörer“ – so hat das Hamburger Abendblatt einmal die Musik von Chris Hopkins beschrieben. „Kaum zu glauben, aber diese Musik, raffiniert in den Arrangements, elegant, beiläufig und beseelt gespielt, hat das Zeug dazu, den Fan des Jazz von gestern genauso glücklich zu machen wie den des Jazz von morgen.“
Sonntagabend hatten die Gäste im Altkönig-Stift das Glück und das Vergnügen, diesen international gefeierten Jazz-Pianisten im Festsaal zu erleben. Und nicht nur ihn, sondern obendrein auch noch den amerikanischen Star-Posaunisten Dan Barrett, der seinem Instrument Töne zu entlocken versteht, die man so wohl selten zu hören bekommt. Er lässt seine Posaune mal zart und mal wehmütig schluchzen, dann wieder fröhlich, ausgelassen und vergnügt swingen und förmlich singen, kann dies aber auch einfühlsam mit seiner Stimme. Das bewies er dem Publikum im nahezu ausverkauften Festsaal, als er gefühlvoll den Jazz Standard „Baby won‘t you please come home“ vortrug. Welches Glück die Konzertbesucher hatten, diesen Ausnahmemusiker live zu erleben, wurde erst klar, als sie erfuhren, dass er bereits am nächsten Morgen um halb sieben von Frankfurt aus zurück nach Kalifornien fliegen würde.
Nicht zum ersten Mal war der Wahl-Deutsche Chris Hopkins, der in Bochum aufwuchs, wo sein Vater Professor an der Ruhr-Universität war, als Pianist zu Gast in Kronberg, wie er Sonntagabend erzählte. Gemeinsam mit der Big Band des Hessischen Rundfunks spielte er im neuen Casals Forum, fand den Festsaal im Altkönig-Stift von der Akustik her aber durchaus ebenbürtig, wie er mit einem leichten Schmunzeln betonte.
Als ebenbürtig mit ihrem berühmten Kollegen erwiesen sich aber auch Gitarrist Rolf Marx, der erst kürzlich beim Rheingau Musik-Festival gemeinsam mit Götz Alsmann auftrat, und Kontrabassist Henning Gailing, der sich auch als Sänger ganz ohne Mikrofon mit dem Song „I can‘t believe that you‘re in love with me“ präsentierte – seine Stimme so dunkel wie die Töne seines Instruments. Gemeinsam ohne Piano und Posaune begeisterten die beiden ihr Publikum mit der Interpretation der Musik aus dem Filmklassiker Orfeu Negro, in dem die antike Liebesgeschichte von Orpheus und Eurydike in die Gegenwart und den Karneval in Rio de Janeiro verlegt wird und bei dem Marcel Camus Regie führte. Und da das Motto des Abends „Swinging in Summertime – von New York bis Rio, von New Orleans bis Paris“ hieß, beendete das Jazz-Ensemble seinen Auftritt mit einem Abstecher nach Paris und dem durch die französische Chansonsängerin Edith Piaf berühmt gewordenen Lied „La vie en rose“. Das Konzert im Altkönig-Stift mit Chris Hopkins war übrigens schon vor vier Jahren geplant worden, musste dann aber wegen der Corona-Pandemie immer wieder verschoben werden. Sonntagabend aber bewahrheitete sich dann aufs Schönste der Spruch: Was lange währt, wird endlich gut. Denn vor vier Jahren hätten die Jazzfans Star-Posaunist Dan Barrett nicht erleben können.