Kronberg (pf) – Auf eine Reise nach Wien nahmen das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt und sein Dirigent Witolf Werner am Sonntag beim Neujahrskonzert im Festsaal des Altkönig-Stifts ihr Publikum mit. „Wien, Wien, nur Du allein“ hatten sie als Motto gewählt. „Denn kein anderer Komponist“, betonte Witolf Werner, der auch als Moderator durch den Abend führte, „ist so verbunden mit seiner Heimatstadt wie Johann Strauß.“ Vor genau 200 Jahren erblickte er das Licht der Welt, und so standen auf dem Programm vor allem seine Werke und vier seines 55 Jahre später geborenen großen Verehrers und Bewunderers Robert Stolz.
Der Abend begann mit der Ouvertüre zu „Wiener Blut“, einer der 15 Operetten, die Strauß in seinem Leben komponierte. Außerdem gehören zu seinen Werken eine Oper, ein Ballett sowie rund fünfhundert Walzer, Polkas, Märsche und Quadrillen. Es war sein Traum, erzählte Witolf Werner, dass es eines seiner Werke in die Wiener Staatsoper schafft, aber das gelang nur seiner „Fledermaus“ – und blieb die einzige Operette, die jemals dort gespielt wurde. Fast hätte es auch seine Operette „Die lustigen Weiber von Wien“ geschafft, berichtete er: „Aber dann brannte kurz vor der Premiere die Primadonna mit dem Dirigenten durch und nahm sämtliche Noten mit.“
Mit der Arie „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ präsentierte sich anschließend die Sopranistin Christiane Linke erstmals ihrem Publikum und bezauberte es sofort mit ihrer wunderbar klaren ausdrucksstarken Stimme. Sie ist nicht nur Diplom-Sängerin, sondern auch Diplom-Gesangspädagogin, hatte sie der Dirigent angekündigt. Sowohl ihr Studium in Gesang und Gesangspädagogik als auch ihr Konzertexamen schloss sie mit Auszeichnung ab.
„Ja, so singt man nur in Wien“ aus der Operette „Indigo und die vierzig Räuber“ von Johann Strauß und „Frühling in Wien“ aus „Tanz mit dem Kaiser“ von Franz Grothe waren weitere Arien, die sie im ersten Konzertteil sang. Im zweiten Teil überzeugte sie mit „Draußen in Sievering blüht schon der Flieder“ von Johann Strauß sowie „Im Prater blüh‘n wieder die Bäume“ und „Wien wird erst schön bei Nacht“ von Robert Stolz.
Das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt erfreute die Zuhörerinnen und Zuhörer im ausverkauften Festsaal des Altkönig-Stiftes mit „‘s gibt nur a Kaiserstadt, ‚s gibt nur a Wien“ von Johann Strauß, dem Walzer „Wiener Bürger“ von Carl Michael Ziehrer und dem Nechledil-Marsch aus der Operette „Wiener Frauen“ von Franz Lehár im ersten Teil, im zweiten mit Robert Stolzes „Gruß aus Wien“ aus der Wiener Eisrevue: Glück muss man haben, einem Wiener Potpourri mit dem Titel „Rendezvous in Grinzing“ von Johann Strauß, dem berühmten, als Sportpalast-Walzer bekannt gewordenen Walzer „Wiener Praterleben“ von Siegfried Translateur, bei dem das Publikum unter dem Dirigat von Witolf Werner schwung- und temperamentvoll mitpfeifen und -klatschen durfte, und dem Stück „Wien bleibt Wien“ von Johann Schrammel.
Zudem erfuhr das Publikum, dass Wien, jahrelang Schlusslicht bei der Bewertung der freundlichsten Städte, inzwischen von München und Berlin abgelöst wurde, dass die Stimme in diesem Jahr zum Instrument des Jahres 2025 gewählt wurde und dass Siegen, Göttingen und Bergisch-Gladbach in Deutschland die Städte mit den meisten Grünflächen sind, Wien dagegen über stattliche 2000 öffentliche Parkanlagen verfügt. Singen stärkt das Immunsystem, verriet Witolf Werner, etwas Besseres für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden könne man gar nicht tun. Zum Thema Glück wusste er, dass nicht die Glücklichen am dankbarsten sind, sondern die Dankbaren am glücklichsten. Und er verabschiedete sich mit dem guten Rat von Mark Twain: „Arbeite, als würdest du das Geld nicht brauchen, liebe, als hätte dich nie jemand verletzt, tanze, als würde niemand zusehen, singe, als würde niemand zuhören, lebe, als wäre der Himmel auf Erden.“ Mit der Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauß Sohn und dem „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauß Vater ging das Neujahrskonzert wie in jedem Jahr schwungvoll und schmissig zu Ende.