Junge Ausnahmetalente beim Preisträgerkonzert des Mendelssohn-Wettbewerbs

Kronberg (pf) – Waren es beim ersten Preisträgerkonzert des renommierten Mendelssohn-Wettbewerbs Ende April im Altkönig-Stift die fünf- bis elfjährigen Kinder, die mit ihrem Talent das Konzertpublikum bezauberten, durften beim zweiten Preisträgerkonzert Anfang Juni die Elf- bis Achtzehnjährigen im Festsaal des Stifts ihr ausgezeichnetes Können unter Beweis stellen. Mit einer Ausnahme: Die erst achtjährige Klavierspielerin Stephanie Qian, die mit einem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet worden war und beim ersten Preisträgerkonzert wegen einer Erkrankung nicht auftreten konnte, wurde als erste von Moderator Benjamin Brainman auf die Bühne gerufen und durfte das Konzert mit der Etüde G-Dur von Henry Lemoine eröffnen. 

Nicht nur Einzelleistungen, auch Kammermusik sei ihnen wichtig, betonte Brainman, Vorstandsmitglied des den Wettbewerb ausrichtenden Vereins, künstlerischer Leiter und Jury-Vorsitzender. In dieser Kategorie hatten die Geige  spielenden Geschwister Julei und Zhudi Wang, zehn und zwölf Jahre alt, sich einen Preis erspielt, mit den Etudes-Caprices für zwei Violinen op. 18 Nr. 1 des polnischen Violinisten und Komponisten Henryk Wieniawski. Jede von ihnen erhielt zur Preis-Urkunde einen Gutschein über 150 Euro des Hauptsponsors Taunus Sparkasse. 

„Feelin‘ good“ ist das Jazz-Stück des schottischen Komponisten Brian Bonsor betitelt, das der elfjährige Raphael Weidner vortrug. Er durfte sich neben der Urkunde über eine  5 DM-Gedenkmünze „Felix Mendelssohn Bartholdy“ freuen, die 1984 geprägt wurde. „Sie hat inzwischen deutlich an Wert gewonnen“, sagte Nils P Graf Lambsdorff, Vorsitzender des Vereins „Mendelssohn-Wettbewerb für junge Musiker/innen im Hochtaunus & Main-Taunus-Kreis“. Zunächst, erzählte er, habe er diese Sondermünzen aus eigener Tasche finanziert, wobei der Preis bei den Münzhändlern stetig gestiegen sei. Dann habe er sich an den Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels e. V. gewandt, der seitdem die Münze im passenden Etui dem Verein kostenlos zur Verfügung stellt. 

Bereits seit vielen Jahren unter den Preisträgerinnen nicht nur des Mendelssohn-Wettbewerbs, sondern auch bei „Jugend musiziert“, ist die inzwischen dreizehnjährige Geigerin Mi-Helen Horn, die aus einer Musikerfamilie stammt und schon mit neun Jahren als Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main aufgenommen wurde. „Eine gestandene Künstlerin“, stellte sie Benjamin Brainman vor. In diesem Jahr brillierte sie mit Recitativo und Scherzo-Caprice des Wiener Violinisten und Komponisten Fritz Kreisler. Als Auszeichnung überreichte ihr Bürgermeister Christoph König einen Ehrenpokal und einen Gutschein über 500 Euro der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung sowie der Stadt Kronberg im Taunus. 

„Kronberg ist eine Stadt voller Musik“, meinte er in seinen kurzen Grußworten, und dabei seien alle Altersstufen vertreten. Besonders bedankte er sich beim Altkönig-Stift, das nicht nur dem wichtigen Mendelssohn-Wettbewerb seine Räume öffnet, sondern schon seit Jahrzehnten zu Konzerten einlädt. Hier hätten seinerzeit die Konzerte des Kronberger Kulturkreises begonnen, die dann zur Tradition wurden, erinnerte er sich. Mit dem lyrischen Werk „Fichte“ aus den „5 Pieces for Piano“ des finnischen Komponisten Jean Sibelius überzeugte anschließend die 15-jährige Pianistin Siham Barbara Münch das Publikum. Auch für sie gab es zur Urkunde die Felix Mendelssohn Bartholdy-Gedenkmünze. Der 16-jährige Geiger Marcel Borggrefe hatte Antonín Dvoráks Romance für den Wettbewerb einstudiert und spielte das Werk gemeinsam mit seinem Freund Gabriel Bünemann als Klavierpartner. Für ihn gab es zur Urkunde einen 250 Euro-Gutschein, den Winfried Friessem aus Oberursel im Gedenken an seine 2021 verstorbene Frau Anne Friessem stiftete. Das Ehepaar, erläuterte Graf Lambsdorff, gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. 

Über den vom Kronberger Ehepaar Dr. Andrés und Angelika Söllhuber gestifteten 300-Euro-Gutschein durfte sich die 18-jährige Pianistin Hyunju Ahn freuen, die gefühlvoll das Nocturne op. 48 Nr. 1 c-Moll von Frédéric Chopin interpretierte. Angelika Söllhuber lud sie zudem als Pianistin für kommendes Jahr zum traditionellen Charity-Weihnachtskonzert ins Schlosshotel Kronberg ein. Mit diesem Konzert sammelt das Ehepaar nicht nur Geld für seine Söllhuber-Stiftung, die Augenoperationen für an Grauem Star erblindete Kinder in Bangladesch finanziert. Inzwischen konnten sie bereits durch 2.500 Augenoperationen Kindern ihr Augenlicht zurückgeben, sagte Angelika Söllhuber. Als Musikliebhaber bieten sie gleichzeitig jungen talentierten Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, sich in einem Konzert zu präsentieren. 

Als Achtjähriger war der Geiger Erich Wenge bereits einmal bei einem Charity-Konzert der Söllhuber-Stiftung im Schlosshotel aufgetreten, der – inzwischen 17 Jahre alt – als letzter die Konzertbühne betrat. 

Sein herausragendes Talent bewies er mit dem ersten Satz Allegro moderato aus dem Violinkonzert d-Moll von Jean Sibelius. Der finnische Komponist, der selbst gerne ein großer Geigenvirtuose geworden wäre, aber zu spät mit der Ausbildung begann, hat sein einziges Violinkonzert als großen Monolog der Geige angelegt und sich im ersten Satz auf Johann Sebastian Bachs zweite Partita bezogen, was besonders in der Kadenz spürbar wird. Am Flügel begleitete die Pianistin Anna Naretto einfühlsam den jungen Geiger, der auch schon zum Kammermusik-Wochenende der Kronberg Academy „Mit Musik – Miteinander“ eingeladen war. Er durfte sich über einen 300-Euro-Gutschein der Taunus Sparkasse freuen. 

„Übt weiter so fleißig“, verabschiedete Graf Lambsdorff die jungen Laureaten und dankte der „preisgekrönten Jugend“ für das eindrucksvolle Konzert, ebenso dem Altkönig-Stift, das seit zehn Jahren seine Räume für den Wettbewerb zur Verfügung stellt und überreichte Vorstandsmitglied Tatyana Kleinschmidt und Vorstandsassistentin Heide Klapper bunte Blumensträuße. Das Publikum, das mit Applaus bei allen Teilnehmenden nicht gespart hatte, bat er um Spenden für den Verein, damit er auch weiterhin den Mendelssohn-Wettbewerb ausrichten kann.

Schon eine gestandene Künstlerin ist die 13-jährige Mi-Helen Horn, die beim zweiten Preisträgerkonzert des Mendelssohn-Wettbewerbs im Altkönig-Stift von Bürgermeister und Schirmherr Christoph König mit einem Ehrenpokal und einem 500-Euro-Gutschein ausgezeichnet wurde.
Foto: Wilfried Schumacher



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