Kronberg. – Die KfB möchte im Zusammenhang mit der Neuausschreibung des Stadtbussystems in den Doppelhaushalt 2020/21 zusätzliche Planungsmittel einstellen, allerdings mit einer umfangreicheren, ganzheitlichen Betrachtung des ÖPNV für Kronberg, die mehr umfasst als nur den Stadtbus. „Wir sind überzeugt, dass zum Zwecke des Klimaschutzes und zur Entlastung des Kronberger Stadtverkehrs der ÖPNV dringend qualitativ verbessert werden muss“, erklärt Dr. Eva-Maria Villnow, die die KfB im Ausschuss für Kultur und Soziales vertritt. „Dies gilt innerorts, aber auch über Kronberg hinaus in die Nachbarkommunen. Dazu bedarf es auch einer engeren Kooperation mit dem Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV).“
Zum Beispiel sei zu prüfen, wie das Bad Sodener Krankenhaus besser angebunden werden könne. „Heute benötigt man für die nur 4 Kilometer lange Strecke rund 50 Minuten mit zwei Buslinien über Königstein oder 35 Minuten mit der S4, wenn man in Niederhöchstadt rechtzeitig ein AST des RMV bestellt hat. Wir reden hier vergleichsweise über Schrittgeschwindigkeit“, erläutert Dr. Eva-Maria Villnow. „Mit einem solchen Angebot bekommt man keine Autos von den Straßen. Da hilft auch kein Jobticket für die dort Angestellten.“ Das Problem kann das Kronberger Stadtbussystem nicht alleine lösen, sondern eher Verhandlungen mit dem RMV über einen Lückenschluss beispielsweise durch ein AST des RMV. Dieses könnte die Stecke sicherlich in circa 10 Minuten bewältigen. Zudem könnten von dort mit dem bestehenden 812er Bus die Arbeitsplätze bei Continental und Procter & Gamble attraktiv angebunden werden.
Auch die Attraktivität des Kronberger Stadtbusses muss erhöht werden, findet die KfB „Die letzte Fahrgastzählung 2015 ergab, dass an Wochentagen durchschnittlich nur 1.212 Personen die drei Stadtbuslinien nutzten, samstags nur 168“, informiert Dr. Eva-Maria Villnow. „Das ist uns zu wenig, wenn nur rund 7 Prozent der Einwohner Kronbergs den Stadtbus nutzen. Daher muss mit externer Unterstützung der tatsächliche Bedarf ermittelt werden, damit gegebenenfalls schwach nachgefragte Streckenverläufe verbessert oder zusätzliche eingerichtet werden können“, erklärt Villnow. Mit der zur Zeit suboptimalen Aufstellung des Kronberger Stadtbusses einher gehe ein hohes und leider fortschreitendes Defizit. „Für 2019 stehen rund 450.000 Euro Verlust im Haushalt, also 326 Euro Steuermittel pro Nutzer. Auch dieses Defizit könnte sicherlich durch eine enge Zusammenarbeit mit dem VHT/ RMV verkleinert werden. „Hier sollte geprüft werden, ob der VHT/ RMV eventuelle Teile unseres Stadtbusverkehrs in sein Kronberger Liniensystem übernehmen oder wenig frequentierte Strecken in sein AST-System integrieren kann“, schlägt Dr. Eva-Maria Villnow vor.
Dabei sei es wichtig zu wissen, dass der VHT den gesetzlichen Versorgungsauftrag bezüglich des ÖPNV für alle Kommunen des Hochtaunuskreises (HTK) hat. Diesen finanzieren die HTK-Kommunen mit ihrer Verbandsumlage mit, die an die Einwohnerzahl und nicht an die erbrachte Leistung gebunden ist. Die Verbandsumlage betrage für Kronberg 150.000 Euro pro Jahr. Als erfolgreiches Beispiel führt die KfB Steinbach an, dem der VHT seit 1. Dezemberg 2016 eine Stadtbuslinie (Linie 91) zur Verfügung stellt. Zusätzlich konnten die Steinbacher erreichen, dass seit 2018 die RMV Buslinie 251 weitere Teile des Steinbacher Stadtgebietes bedient. Beide Verbesserungen des Versorgungsgrades führten zu keinerlei zusätzlichen finanziellen Belastungen für Steinbach, gibt die KfB-Stadtverordnete zu bedenken.
„Für die geschilderten Untersuchungen und Verhandlungen benötigen wir sicherlich Haushaltsmittel für externe Unterstützung, um das ÖPNV-Angebot besser auf die Bedürfnisse der Bürger auszurichten, damit mehr Personen umweltschonend mit Bahn und Bus fahren.“ Nach Auffassung der KfB sind zum jetzigen Zeitpunkt keine Planungsmittel für die Prüfung umweltschonender Antriebstechnologien notwendig. Da die Ausschreibung erst in 2021 erfolgt, sei genügend Zeit, zunächst auf die Erfahrungen anderer Kommunen zurückzugreifen. (mw)