Zum KKK-Faschingsauftakt hatten Hexen und Gespenster die Stadthalle fest im Griff

Die „Gikkelnden Hinkel“ boten mit ihrem „Crazy Circus“ zur „Walprgisnacht“ und beim „Spuk auf der Burg“ eine beeindruckende Bühnenshow Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Die Walpurgisnacht wurde dieses Jahr vorverlegt und bereits am 15. Februar gefeiert. Die Hexen trafen sich nicht wie üblich auf dem Blocksberg, sondern in der Kronberger Stadthalle zur traditionellen Ladies Night. So gab es in der liebevoll für dieses Treffen vorbereiteten Stadthalle eigens eine Hexen-Besen-Parkstation. Und wer sich zu später Stunde beim Nachhauseweg verdattert die Augen rieb, weil er meinte, eine Hexe auf einem Besen gesehen zu haben, die an ihm vorbeiflog, der weiß jetzt, dass es nicht am Alkoholkonsum lag, sondern ganz einfach daran, dass Walpurgisnacht in Kronberg war! Und wer die ausgelassen weit bis in den Morgen hinein feiernden Hexen mit ihren Raben, Katzen und Hexenbesen erlebt hatte, den konnten auch die Gespenster am Samstagabend beim „Spuk auf der Burg“, zur Hauptsitzung der Kronberger Kappen, nicht mehr verunsichern. Sie hatten nicht nur die Kronberger Burg fest in ihrem Griff – nein, sie waren von der Burg hinunter bis in die Stadthalle gekommen, um dort, statt ordentlich zu spuken, ebenso ausgelassen wie die Hexen einen Tag zuvor zu feiern! Beide Gruppen, die Hexen als auch die Gespenster von nah und fern, kamen in den Genuss eines vielseitigen und kurzweiligen Programms, das allein mit den eigenen Tanzgruppen und Vortragenden echte Faschingshighlights bot, ohne zu langweilen. Die Freude an den selbst entwickelten und mit viel Fleiß, Ausdauer und Disziplin einstudierten Programmen war durch die langen Nächte hindurch spürbar, sowohl am Freitag als auch am Samstag. Der Funke sprang über und die Faschingsgäste sparten nicht mit dem „Dreifachen donnerndem Helau“ und forderten viele Zugaben.

Moderiert wurde die Ladies Night zum ersten Mal von dem Trio Saskia Zubrod, Nadine Löhr und Christina Ritschel. Am Samstag führten die beiden Sitzungspräsidenten Björn Weber und Michael Arndt durch das umfangreiche Programm. Nach der Pause erschien Björn Weber als Geist von Kaiserin Viktoria auf der Bühne, während Michael Arndt Ritter Hartmut als Gespenst verkörperte.

Natürlich war der Schwerpunkt bei den Hexen (das sind ja schließlich auch Frauen) wie üblich etwas anders gelagert als bei der Kappen-Hauptsitzung. Fünf Männerballetts verwöhnten die kreischenden Hexen. Die Germania Dreamboys aus Flörsheim tanzten sich für die Damen durch die musikalischen Zeiten mit „Surfin USA“ von den Beachboys über die Backstreetboys und viele andere Radiohits. Doch wer glaubte, ihr sexy getanzter Song „Ohne Dich schlafe ich heute Nacht nicht ein, ohne Dich fahr ich heute Nacht nicht heim“, sei ihnen, den Ladys geschuldet, der irrte. „Das was ich will, bist Du!“, war die Bierflasche, die sie hochhielten. Aber es gab ja noch mehr tanzende Männer zum Faschingsauftakt der Kappen: Und sie konnten allesamt gut tanzen, hatten ihre Formationen mit einigen muskeldemonstrierenden Hebefiguren aufgepeppt und die schnelle Folge ihrer Tanzschritte saß. „So viel gut und gerne tanzende Männer hat es doch früher nicht gegeben, oder?“, freute sich eine mit 222 Jahren noch junge kleine Hexe. Die „Sixpacks“ aus Wernborn feierten auf der Alm mit allem was dazu gehört: Der Schuhplattler durfte hier genauso wenig fehlen wie die überbordende Aprés-Skiparty. Zu später Stunde kamen aus Weißkirchen die „Bachstelzen“ zu Besuch: Sie bewiesen den Damen als Gladiatoren ihren Mut und ihren Siegeswillen. Aus dem Stadtteil Oberhöchstadt waren die „Dalles Dreamboys“ zu Gast, die sich mit ihrem neuen Programm „Bauernhof“ mit Bauer, Bäuerin und mit Hühnern, Schweinen und Kühen in die Herzen ihrer Zuschauerinnen tanzten. Pfiffig auch die Musik, angefangen von der Melodie von „Löwenzahn“ bis zu den typischen Popsongs, bei denen sie, wie alle anderen auch, munter ihre Hüften kreisen ließen. Und was wuchs da förmlich aus der Erde mit einem Puschel aus dem Kopf?: Blume war falsch geraten, liebe Damen: Das waren Karotten, die im Gemüsegarten wachsen, denn was wäre ein Bauernhof ohne Eigengewächse!

Starke KKK-Gruppen

Allesamt kreativ und stark präsentierten sich die Eigengewächse des Kappen Klub Kronberg. Angefangen bei den „Springmäusen“, den Kleinsten des KKK, die als weiße süße Gespensterchen über die Bühne hopsten, über die „Cool Kids“, die mit ihrer Nummer „Achterbahn“ die Lacher auf ihrer Seite hatten und die FUNtastics, die Gruppe, die sich dank Bibi Blocksberg überall hin hexen konnte um dort zu tanzen, wo es ihnen gefällt und dabei auch in Kronberg vorbeischauten ... Der Nachwuchs kann sich sehen lassen beim KKK, keine der Gruppen konnte sich über zu wenig Tänzerinnen beklagen – der Zusammenhalt, der Spaß am gemeinsam Erarbeiteten, war allgegenwärtig: Es tanzten die Solistinnen der Garde, genauso wie der Cronengarde und der Crönchengarde, den kleinsten Gardemädels, bei denen einige das erste Mal auf der Bühne standen. Sie alle hatten ihren Part im Griff und zeigten dank ihrer Trainerinnen und teilweise ganz gardeuntypsicher Musik, was sportlich und tänzerisch in ihnen steckt. Die „Gikkelnden Hinkel“ boten mit „Crazy Circus“ eine eindrucksvolle Tanzshow. Sie entführten ihr Publikum in eine wundersame Fantasiewelt mit Harlekins und tanzenden Puppen, Die „Ahlen Hinkel“ sorgten an beiden Abenden für ausdrucksstarke Eröffnungshows, aber auch für den Sketch „Bildergalerie in der neuen Villa“, der für viele Lacher sorgte. Was keiner ahnt: die berühmten Porträts von Goethe, von Mona Lisa oder von Kaiserin Victoria haben ihr Eigenleben und das ist ausgesprochen komisch. Natürlich durften an beiden Abenden die hauseigenen Männer nicht fehlen. Die Daalbachnixen punkteten mit witziger Choreografie als Froschkönige und ausladenden Prinzessinnen. Letztere zwangen die Frösche förmlich zum Hoftanz bis zum Formationstanz zu Modern Talking und vielen anderen (Medley). Am Ende blieben die Frösche jedoch lieber Frösche, als sich von diesen ausladenden Damen küssen zu lassen.

Und was boten die „Schobbe-Dancer“? Sie wurden auf der Bühne zu „stahlharten Schraubern“ und coolen Jungs, was die Mädels im Publikum an beiden Abenden zu Begeisterungskreischern animierte.

Kurzweilige Vorträge

Bei den Ladies war Antje van de Bütt aus Holland (Marc Theis) zu Gast. Die Paartherapeutin war wieder einmal Single und wusste wie immer genau, was „Mann“ denkt und was „Frau“ will. Ihr (sein) Plädoyer an die Frauen, sich selbst zu lieben, ob dick oder dünn und nur etwas zu verändern, um sich selbst glücklich und gesund zu machen, kam an. „Ob Apfelpopo oder Kürbisarsch, Ihr alle seid schön!“

Trotzdem hatten die Freundinnen auf Kreuzfahrt (das Duo Gnadenlos aus Königstein) so ihre Schwierigkeiten mit ihrem eigenen Körper als auch mit der Akzeptanz der Gattung „Mann“. „Ich weiß nicht, ob ich noch einmal einen haben mag“, meinte eine von ihnen. „Denn die zwei Gene, die sie mehr haben als wir, sind „Auf-den -Zeiger-gehen und Fremd-gehen“.

Das sahen auch die beiden Damen auf der Schönheitsfarm, Corinna Habig-Bauer und Carena Seidenthal ähnlich: „Ich gebe ja zu, ich habe mich ein bisschen auseinandergelebt“, so gesteht die eine, während ihr Mann nach wie vor selbstbewusst vor dem Spiegel stehe und der Überzeugung sei, er habe eine Figur wie ein griechischer Gott: „Eine halbe Stunde brauchte es, ihm zu erklären, dass ein Buddha kein griechischer Gott ist!“

Etwas aus der Zeit gefallen sind die beiden Damen allerdings schon. Das merken sie selbst in punkto Schambehaarung. Die Trends für diesen Bereich ihrer Körperbehaarung sind ihnen nicht geläufig, aber sie haben sich schlau gemacht: „Also ich denke, das Modell Landebahn beispielsweise soll den Herren wohl als Orientierungshilfe dienen.“ Leider hätten einige der Ehemänner das Modell als „Abschussrampe“ missbraucht.

„Und wie sieht Dein Traummann eigentlich aus“, fragt die eine die andere. Also groß und stark soll er sein und er würde mich ins Bett zerren – rrrrrrrrrr – „und danach würde ich im Bett liegen bleiben, während er das ganze Haus putzt“.

Die Lachmuskeln zu trainieren und dabei Kronberger Städtethemen genauso wie die große Politik zu streifen, darin verstanden sich die „Scherzbuben“ Hans-Georg Kaufmann und Michael Arndt vortrefflich: Sie besangen Annegret Kramp-Karrenbauer, „so ein Figürchen, aber ein politisches Schwergewicht, sogar den Friedrich Merz hat sie geschlagen“ genauso wie den Brexit, „kommt er oder nicht“. Und Kaufmann trällerte insbrünstig vom Gefühl satt sein zu müssen, „ich schleich zum Kühlschrank in der Nacht wie ein Dieb ...“ und von dem Misstand, schnell beim Rewe in Kronberg Süd einzukaufen, jedoch auf dem Parkplatz festzusitzen, da der Verkehr dort so schlecht abfließt. Vielseitig wie Kaufmann ist, hatte er den Damen bereits als Franzose eine kleine Modenschau mit den Modellen „Chantalle“ (Andreas Held) und „Jean-Pierre“ (Michael Arndt) offeriert. „Sie“ mimte die Biergenießerin, er den Trinkhallen-Typ, in weiß geripptem Unterhemd. Urkomisch. Und faustdick hinter den Ohren hatten es Kaufmann mit Nicolas Reinhardt in der Bütt als „Engelchen und Teufelchen“, die nach geeigneten Kandidaten für Himmel und Hölle suchten. „Bei uns kannst Du lässig auf der Wolke liegen“, „bei uns kannst Du Karten spielen“, warben sie jeder für ihren Bereich, nicht ohne den anderen durch den Kakao zu ziehen.

„s‘Käthche aus‘m Daal un de Erich aus Ohö“, Irmgard Bettenbühl und Markus Theis, hielten ebenfalls nicht hinterm Berg, was bei ihnen, bei den Nachbarn und überhaupt in Kronberg los ist. In der Merianstraße habe man es mit dem Bauabstand eben nicht so eng gesehen und am Bahnhof habe man wohl ein bisschen höher gebaut, damit so einiges im Dunkeln liegen bleibe, während der verkehrsberuhigte Bereich im Tal vermutlich nur deshalb „verkehrsberuhigt“ heiße, weil da ja der Friedhof liege.

Weitere Gäste

Und wer war noch zu Gast? Eine „Bodenmasseurin (e Butzfraa) aus Königstein (Heinz Eichhorn), die ebenfalls mit ihren flotten Sprüchen punktete (Männer sind wie Servietten, erst haste sie auf dem Schoß und dann am Hals) und noch Einige mehr. Beispielsweise Corina Ramona, die bei den Ladies von den „richtigen Männern träumte und mit Handtaschen jonglierte und die Samsung Frankfurt Universe Cheerleaders, die ebenfalls auf der „Hexenfassenacht“ Stimmung machten oder Otto Sehr, der ein Schlossgespenst auf der Burg mimte, das schon seit 470 Jahren dort wirkt und sich unter anderem über die neumodischen Alarmanlagen beschwert, die das unbeschwerte Herumfliegen und Leute erschrecken fast unmöglich macht.

Ritterschlag und lachender Löwe

Bei der Hauptsitzung am Samstag wurden entsprechend der Faschingstradition auch viele Orden verliehen. Besonderer Höhepunkt – die Fanfaren kündigten es an und der Thäler Kerbeverein mit dem Thäler Kerbepärchen schauten eigens zu diesem Anlass in der Stadthalle vorbei und sangen mitten im Winter das Thäler Kerbelied – waren die Ehrungen von Andrea und Matthias Galvagnini und Hans Peter Müller.

Mit einem Ritterschlag wurde ihnen das „Goldene Vlies“ verliehen. „Matze“ war es, erzählte die erste Vorsitzende der Kappen, Henni Held, in ihrer Laudatio, der mit den Obristen zusammen in der Rittergarde die Mittelaltermärkte auf der Burg ins Leben gerufen hat. Seit 19 Jahren seien sie nunmehr aktiv, das Ehepaar Galvagninis hat die Lagergruppe der Rittergarde mit begründet und lagert bei verschiedenen Veranstaltungen in ganz Deutschland. „Dabei ist Andrea die gute Seele der Küche. Sie kümmere sich stets mit viel Hingabe um das leibliche Wohl der Mitlagernden und der Gäste. Kinder haben bei ihnen oberste Priorität, wusste die erste Vorsitzende weiter zu berichten. Die Freude der Kinder sei ihnen bei neu entwickelten Spielen bei den Mittelaltermärkten oder bei Ritterprojekten in Kindergärten Lohn genug.

Der langjährige erste Vorsitzende des KKK 1902 erhielt für sein „umfangreiches und weiterhin aktives Engagement für die Fastnacht und Brauchtumspflege den „Lachenden Löwen von Hessen“. Auch er war zunächst zwölf Jahre lang Obrist der Rittergarde, wobei er als Kronenstammritter Hartmut I. auch die Stadt Kronberg bei offiziellen Anlässen begleitete und die Gruppe der Kronberger Ritter weiter ausbaute. „Als erster beziehungsweise zweiter Vorsitzender organisierte er die Fastnachtssitzungen, die Kinderfastnacht, die Ladies Night, Heringsessen, Ordensfeste, Sommerfeste, Herbstwanderungen, den Weihnachtsmarkt und vieles mehr, was bis heute Bestand hat“, freute sich Henni Held berichten zu können. Insgesamt ist er seit 43 Jahren für die Kappen aktiv.

Ob bei der „Walpurgisnacht“ oder dem „Spuk auf der Burg, die KKK-Akteure hatten vom Training, über die Kostüm-Schneiderei, die Dekoration, Bühnentechnik und der Bewirtung alles gegeben und dafür ernteten sie beim großen Finale auch lang anhaltenden Applaus. Übrigens, liebe Damen, schon einmal zum Vormerken: das Motto für die Ladies Night 2020 lautet Fantasy!

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