Kronberg (mw) – Aufregung herrscht im Festsaal der Kronberger Stadthalle. In elf Minuten beginnt die Fastnachtssitzung der Kappen. Das Motto: „Fassenacht aus der Wohnstubb“. Seit morgens, 10 Uhr, ist der engste Kern, Kappenvorstand, Moderatorenteams und die Technikcrew, in der Stadthalle mit den Vorbereitungen für die Faschingssitzung beschäftigt. Die Bühne wurde in eine „Wohnstubb“ verwandelt, der Blick aus dem Fenster ist auf die Kronberger Burg gerichtet, damit auch jedem der Närrinnen und Narrhalesen im ganzen Lande klar wird, wo die Heimat des Kappen Klub Kronberg 1902 liegt. Der Raum neben der Hauptbühne ist äußerst liebevoll und überzeugend zur Partyzone umgebaut. Soweit, so gut. Aber wo sind die Partygäste? In der ersten Reihe der Stadthalle, in der sonst beim Kappen-Auftakt, der Ladies-Night, perfekt verkleidete Damengrüppchen ausgelassen die erste Runde Sekt bestellen, ist heute die Technikcrew platziert. Hinter zahlreichen Bildschirmen stecken die Kappen ihre Komiteemützen-Köpfe eng zusammen. Im Saal dahinter herrscht gähnende Leere. Der Grund dafür ist das inzwischen allseits bekannte Virus, das zwangloses Feiern im Festsaal der Stadthalle zum zweiten Mal in Folge unmöglich macht. Die Fans der Kappen sitzen auch dieses Jahr wieder zuhause in der Wohnstubb und lassen die Fastnacht von dort aus hochleben. „Egal wie die Übertragung jetzt wird, ihr seid alle Spitze und ihr habt das alles toll hinbekommen“, motiviert Nadine Löhr aus der Moderatorinnenriege das gesamte KKK-Team in der Stadthalle kurz vor der Liveschaltung. Dann wird runtergezählt „10, 9, 8... . Wir sind auf Sendung!“ Die Sitzungspräsidenten Michael Arndt und Björn Weber begrüßen ihre 140 bis 160 Online-Gäste, darunter viele Gruppen, live aus der Stadthalle, während das Vorstandsteam der Ladys die ersten Bilder der Online-Gäste auswertet, unter ihnen Bürgermeister a. D. Temmen, um sie im Laufe des Abends im You Tube-Livestream einzuspielen.
Die Erleichterung ist groß, dass die Übertragung klappt, die Gesichter entspannen sich langsam, während Michael Arnd und Björn Weber auf der Bühne die daheimgebliebenen Narrhalesen begrüßen.
Christian Sittinger, der das gesamte Technikequipment zur Verfügung gestellt hat, ist ruhig und konzentriert und hat Schnitte, Einspielungen und Abläufe fest im Griff. So führen die beiden Sitzungspräsidenten der Kappen und das reizende Partyzone-Trio – im ultrakurzen Glitzerkleid mit Badelatschen herrlich zu betrachten – Saskia Zubrod, Nadine Löhr und Christina Ritschel („SaChriNa“) abwechselnd durch den kurzweiligen virtuellen Faschingsabend, der mit 25 Programmpunkten nichts missen lässt, was die KKK-Sitzungen ausmacht, lässt man die fehlende Tuchfühlung mit dem Publikum mal außen vor. Es tanzen die Schoppedancer genauso wie die Springmäuse und die Garde. Der Unterschied ist nur, dass darunter viele Tanzeinlagen aus ehemaligen Sitzungen zu sehen sind. Die Kappen, deren Fangemeinde an diesem besonderen Abend bis in die Fastnachtshochburg Köln und darüber hinaus reicht, hatten sich auf das interaktive Online-Format eingelassen und das Jahr über mehrere Sketche (Ahle Hinkel) und Märchen (Daalbachnixen) gedreht. Kombiniert wurden die Spaßvideos mit einem Begrüßungsvideo des Elferrats, der dafür durch Kronbergs Straßen und Plätze gezogen war, mit den Reden des Protokollers HG Kaufmann und dem Beitrag der Scherzbuben (Michael Arndt und HG Kaufmann), die sich von Oberhöchstadt bis in die große Politik hinaus wagten, sowie mit den „Rasselböck“ und Martina Hölzle-Endres, die als bekannte Fastnachtsgröße natürlich nicht fehlen durfte. Als Putzfrau schon bei den Stars und Filmsternchen im Schlosshotel zugegen, berichtete sie von ihrem harten Abstieg: Statt selbst ein Star zu werden, putzt sie nun den Kappen-Keller.
Während der zweieinhalb kurzweiligen Stunden stieg die Fastnachtslaune in den eigenen vier Wänden genauso wie beim Team in der Stadthalle, das am Ende selbst kleine Pannen beim An-, Aus- und Umschalten zwischen den Einblendungen und Moderatorenteams gekonnt locker wie lustig kommentierte.
Die Kappen und ihre Fans können stolz auf sich sein, den Fasching in Corona-Zeiten hochgehalten zu haben. Sie verabschiedeten sich bei ihrem treuen Publikum mit einem donnernden dreifachen Helau und ihrem Herzenswunsch, trotz dieses gelungenen „Distanzfeierns“ nächstes Jahr wieder auf Tuchfühlung mit allen Närrinnen und Narrhalesen gehen zu können, wenn es dann heißt: „Wir feiern elf mal elf Jahre, unser närrisches Jubiläum!“