Auf dem „Knodderberg“ wurde wieder ordentlich ausgeteilt–die Freiheitsstatue mahnte als Fackel der Freiheit

Kronberg (hmz) – Wenn ein „Roter“ (Gewerkschaftler) und ein „Schwarzer“ (CDU) sich freundschaftlich auf der Bühne umarmen, wenn der „Sensenmann“ mit einer düsteren Botschaft im Gepäck auftritt und mit Härte und erhobenem Zeigefinger austeilt, wenn ein Maibockaktivist stark und vollmundig wie der untergärige Maibock den Bogen weit spannt, jemand den gesunden Menschenverstand sucht, ein Römer vom Limes herabsteigt und „salvete populum“ in den Saal ruft und schließlich die Freiheitsstatue, die „Statue of Liberty“, das weltberühmte Symbol für Freiheit um Obdach in der Taunusstadt bittet – dann war das ein Stelldichein auf dem diesjährigen „Knodderberg.“ Zum vierten Mal zogen die Aktiven alle Register und die derzeitige „Unvollendete“ im Bund, das Versäumte und Debakel im Hochtaunuskreis und die Politik direkt vor der Haustüre – ein Fass ohne Boden, aus dem ausgiebig geschöpft werden konnte. Nach dem obligatorischen Einschlagen eines Zapfhahns ins Fass – Bürgermeister König hat inzwischen eine Meisterschaft darin entwickelt – floss der goldfarbene, süffige Maibock reichlich auf und vor der Bühne. Bei den einen, weil das viele Reden für trockene Kehlen sorgte, und den anderen, um ihren Ärger runterzuspülen.

Weltordnung auf den Kopf gestellt

Der Sensenmann (H.G. Kaufmann) machte den Anfang und seine Sense war gewetzt – bis in die USA und zurück. „Mit Trump hat Amerika nichts mehr in der Weltgemeinschaft verloren.“ Er habe mit seiner Zollpolitik Billionen an den Börsen vernichtet und schließlich verdiene die USA kräftig mit ihren Waffendeals. Ob Kaufmann, der von seiner ursprünglichen Rolle als Teufel in seine neue als Sensenmann geschlüpft ist, dabei daran gedacht hat, dass US-Militärs von der „Königin der tödlichen Drohnen“ sprechen, wenn sie das Modell MQ-9 Reaper, auf Deutsch „Sensenmann“, meinen? „Trump, eine Ausgeburt der Hölle.“ Der Kreis war wieder geschlossen. Die Weltordnung sei auf den Kopf gestellt worden. Kriege auf der gesamten Welt, Klimawandel und die Folgen, Flucht nach Europa und sein Appell: „Denkt stets an die Demokratie und Menschenrechte.“ Immer wieder blitzte bei Kaufmann seine Rolle als Protokoller beim KV 02 durch. Er mahnte einen Neubau der Kita St. Vitus an, erinnerte an das Baumsterben im Taunus und daran, dass der Vereinsring Kronberg nach 35 Jahren möglicherweise vor dem Aus steht. Dem Publikum gab er mit auf den Weg: „Lasst euch vom Bösen nicht verführen, sonst bekommt ihr meine Sense zu spüren.“

Volker Göbel, Sitzungspräsident in Kirdorf und begeisterter Fastnachter, nahm sich unter anderem die Ära der „Ampel“ vor: „Man hätte schon im Vorfeld erkennen können, wer die Ampel als erstes nicht übersteht. Denn die kürzeste Phase in einer Ampel ist immer gelb.“ Außenministerin Baerbock hätte nach drei Jahren ihr Auslandspraktikum beenden dürfen und über allem habe der jetzt kommissarische Bundeskanzler Scholz gethront: „Wer bei mir Führung bestellt, der bekommt sie auch. Leider wurde vergessen, die Bestellung aufzugeben.“ Die AFD und ihr Wahlkampf mit dem Slogan „Raus“ und die CDU mit ihrem Sondervermögen – niemand kam zu kurz. „Verliert nicht eure Fröhlichkeit. Immer, wenn wir lachen, stirbt irgendwo ein Problem.“ Wäre zu wünschen.

Helikoptereltern

Thomas Poppitz, CDU-Politiker aus der Nachbarstadt Oberursel, kreierte mit „Theo möchte das nicht…“ einen running gag. Er zielte auf die Helikoptereltern ab, die ihren Kindern alle Widrigkeiten abnehmen. „Aber was weiß der gesunde Menschenverstand schon? Wir leben nun einmal in einem Land, in dem Fahrradsymbole auf die Straße gemalt werden müssen. Früher wussten wir, welcher der natürliche Lebensraum des Radfahrers ist.“ Er lud das Publikum gedanklich zu einer Sitzung ins Oberurseler Stadtparlament ein, „das für alles Entwicklungspläne will, anstatt etwas Sinnvolles zu tun“. Uwe Paul nahm sich die Bad Homburger und die Kreispolitik vor und empfahl als Römer: „Cogitat de omnibius“ (denkt über alles nach), sprach‘s und versprach: „Redeo ad limes.“

Nach dem verbalen Pfeilregen sorgten die „Schernbornschwalben“ mit ihrem bewährten Musikrepertoire für Entspannung, ebenso die „Kolpingcapella“ und die nicht ganz unpolitischen „Scherzbuben“. Der „Knodderberg“ ist eine Benefizveranstaltung zugunsten der Tafeln des Hochtaunuskreises. Dr. Tobias Krohmer nahm stellvertretend für das gesamte Helferteam einen Scheck der Taunus Sparkasse über 950 Euro entgegen. Der Erlös der Veranstaltung sowie eine zusätzliche Spendensammlung kommen ebenfalls dieser Einrichtung zugute.

Klare Botschaft

Auf sie haben eigentlich alle gewartet – Anne Hecking. Diesmal trat sie als Freiheitsstatue auf und ihre Botschaft war klar mit deutlichen Worten an Bürgermeister König gerichtet und sie stellte die Frage, ob er ihr als aus den USA Geflüchteter und jetzt Obdachloser eine Unterkunft geben würde. Anne Hecking hat an der Bürgerversammlung in Schönberg zum Thema Bettenhaus und der dort geplanten Unterkunft für Obdachlose teilgenommen. Vorgesehen ist die Unterbringung von 15 bis 20 Personen. Ihre Wahrnehmung hat sie scharf in Wort und Inhalt formuliert. „Vor zehn Jahren gab es genau den gleichen Aufschrei. Flüchtlinge im Bettenhaus. Skandal. 50 Asylbewerber wurden dort untergebracht.

Und was ist passiert? Die Welt ist nicht untergegangen.“ Sie fragte: „Wisst ihr, was Kinder wirklich prägt? Wenn sie sehen, wie Erwachsene Würde statt Angst leben.“ In der Fackel der Freiheit brenne kein: „Was wäre wenn?“ – sondern ein „Versucht‘s doch mal!“ Anne Hecking ist bekannt dafür, aus ihrem Herzen keine Mördergrube zu machen und bei so manchem im Saal wird sie genau daraus gesprochen haben.

Anne Hecking trat in diesem Jahr nicht als Kaiserin Friedrich, sondern als die weltberühmte Freiheitsstatue auf.

H.G. Kaufmann wetzte seine Sense bis in die USA und zurück.Fotos: Muth-Ziebe

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